Stecker-Solar: Solarenergie-Förderverein Deutschland rät von Balkonspeichern ab

Im Bild ein Balkonkraftwerk, eine Ergänzung mit einem Speicher ist nicht wirtschaftlich.Foto: Robert Poorten / stock.adobe.com
Es kann sein, dass man tagsüber Strom unnötig aus dem Netz bezieht, weil das Balkonkraftwerk gerade die Batterie lädt und man den Solarstrom dadurch nicht direkt im Haushalt nutzen kann.
Speicher für Balkonkraftwerke sind nach Einschätzung des Solarenergie-Fördervereins Deutschland weder wirtschaftlich noch ökologisch. Daher rät der Verein von der Installation solcher PV-Kleinspeicher ab.

Batteriespeicher gelten als Schlüsselelement der Energiewende. Sie erhöhen den PV-Eigenverbrauch und suggerieren dadurch eine höhere Unabhängigkeit und Wirtschaftlichkeit der Solaranlage. Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) setzt sich seit Jahrzehnten für den flächendeckenden Einsatz von Speichertechnologien ein. Der Großteil der bisher verkauften und installierten privaten Batteriespeicher übernimmt jedoch kaum netzdienliche Aufgaben. Gerade in Kombination mit Stecker-Solaranlagen offenbaren sie nach Ansicht des Vereins einige Schwächen. „Wir sehen manche Produkte und deren Versprechungen mit Skepsis“, sagt Tobias Otto, Berater für PV-Betreiberfragen beim SFV. Insbesondere seien Speicher für Balkonkraftwerk weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll.

Speicher für Balkonkraftwerk selten wirtschaftlich

Denn: Balkonspeicher rechnen sich über die Lebensdauer selten. Diese Speicher kosten ab 1.000 bis weit über 2.000 €. Die Investition für den Speicher vom Balkonkraftwerk müssen die Betreiber:innen während der Nutzung wieder reinholen, damit die Anschaffung wirtschaftlich ist. Die Rechnung geht selten auf. Amortisationszeiten jenseits der 20 Jahre sind üblich, wohingegen der Speicher in der Regel nur 10 bis 15 Jahre hält. Beispielrechnungen auf diversen Webseiten sind oft fragwürdige Schönrechnungen. Als Beispiel nennt der SVF folgende Rechnung: “365 Tage x 3 kWh/Tag x 40 ct/kWh = bis zu 438 €/Jahr Ersparnis”.

Im Winter reicht die PV-Erzeugung oftmals nicht für eine ausreichende Batterieladung. Den meisten Strom erzeugen PV-Module im Sommer. Auch bei großen Dachanlagen sinkt die Leistung der Photovoltaik-Anlage im Winter stark ab. Der Batteriespeicher nützt in dieser Zeit kaum etwas. Deshalb geht die vorgenannte Rechnung “365 Tage x 3 kWh/Tag” auch nicht auf. Das Balkonkraftwerk liefert nicht jeden Tag 3 kWh. Selbst bei größeren Dach-Solaranlagen verbessert ein Speicher nicht immer die Wirtschaftlichkeit.

Entladeleistung nicht an Verbrauch anpassbar

Die Entladeleistung kann sich bei vielen Geräten nicht flexibel an den tatsächlichen Verbrauch anpassen. Da Mikrowechselrichter und Batterie meist “nur” an der Schuko-Steckdose angeschlossen sind, ist der tatsächliche Stromverbrauch im Haushalt unbekannt. Die genaue Verbrauchserfassung ist nur mit einer Messung in der Hausverteilung möglich. Manche Geräte kann man damit ausrüsten. Die Installation in der Hausverteilung muss jedoch von Elektrofachkräften erfolgen, was die Kosten erhöht.

Bei allen anderen Geräten stellt man tagsüber eine fixe Ladeleistung und nachts eine fixe Entladeleistung ein. Völlig unabhängig davon, wie hoch der Strombedarf im jeweiligen Moment ist. Es kann also sein, dass man tagsüber Strom unnötig aus dem Netz bezieht, weil die Batterie gerade durch die Photovoltaik-Anlage lädt. Wird nachts die konstante Entladeleistung der Batterie im Haushalt nicht abgerufen, geht sie ohne Vergütung ins öffentliche Netz zurück. „Sie verschenken also Ihren eingespeicherten Strom. Dass Strom aus Balkonkraftwerken nicht vergütet wird, haben wir erneut in unserer letzten Stellungnahme an das Bundeswirtschaftsministerium kritisiert“, sagt Otto.

Bei Stromausfall funktionieren netzgekoppelte Balkonbatterien nicht. Sie sind nicht in der Lage, den Haushalt mit Strom zu versorgen, denn sie können keine eigene Netzspannung aufbauen. Dafür sind Netztrennschalter und inselfähige Wechselrichter notwendig. Manche Balkonbatterien bieten jedoch USB-Ladeanschlüsse und separate Steckdosen, um kleine Verbraucher im Inselbetrieb zu versorgen, jedoch nicht den gesamten Haushalt.

Aufstellung auf dem Balkon reduziert Speicher-Lebensdauer

Auf dem Balkon sinkt die Lebensdauer der Batteriezellen durch zu hohe oder tiefe Temperaturen. Wenn die Batterie auf dem Balkon steht, werden die Zellen im Sommer unnötig heiß, gerade dann, wenn die Erzeugung am höchsten ist und sie geladen werden. Im Winter sinken die Temperaturen ebenfalls auf ein für die Zellen ungünstiges Niveau. Durch diese Temperaturbelastung sinkt die Lebensdauer der Batterie. Eine wirtschaftliche Amortisation rutscht dadurch in noch weitere Ferne. Die Werbefotos der Shops und Hersteller suggerieren jedoch einen problemlosen Einsatz der Speicher auf dem Balkon.

Ein Balkon-Batteriespeicher ist laut SFV auch kein Beitrag zum Klimaschutz, denn mehr Grünstrom wird dadurch nicht erzeugt. Mehr PV-Leistung ist ein Beitrag zum Klimaschutz, Balkonspeicher sind es nicht. Die Einspeisung durch Balkonkraftwerke ist so gering, dass sie das Netz nicht “belasten”. Auch entlastet ein Batteriespeicher das Netz nicht. Erst wenn man Batteriespeicher und weitere Verbraucher durch Smart Meter und dynamische Stromtarife in das Gesamtnetz einbezieht und die Benutzer:innen auf Preissignale oder Steuerung des Netzbetreibers reagieren, tragen sie wirksam zur Entlastung des Netzes bei. Balkonbatterien sind für solche Zwecke jedoch zu klein.

Seltene und kritische Rohstoffe nicht verschwenden

Seltene und kritische Rohstoffe wie Lithium, Cobalt, Mangan sollte man nicht auf dem Balkon verschwenden. Die Lithiumgewinnung hat einen enormen Wasser- und Flächenverbrauch. Weitere Folgen des Abbaus: Beispielsweise die Vertreibung indigener Völker, Zerstörung von Lebensräumen und Natur. Um diese Probleme nicht noch weiter zu steigern, sollte man diese Rohstoffe nicht für wirtschaftlich und ökologisch fragwürdige Experimente auf dem Balkon verwenden. In Fahrzeugen kommen bei einigen großen Batterieherstellern bereits Natriumbatterien zum Einsatz. Ein Rohstoff, der in großen Mengen vorhanden und einfacher zu beschaffen ist. Daher könnte sich in Zukunft die Frage, ob Speicher für Balkonkraftwerk wirtschaftlich und ökologisch sind, anders beantworten.

Vielleicht könne man daher, heißt es beim SFV, in einigen Monaten oder Jahren eine andere Einschätzung zu Batteriespeichern für Balkonkraftwerke abgeben. „Bis dahin“, so Otto, „müssen wir auf Grund der mangelnden Wirtschaftlichkeit, des fehlenden Klimaschutzbeitrags und der begrenzten technischen Möglichkeiten davon abraten“.

31.8.2023 | Quelle: SFV | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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