E-Autos im kommunalen Fuhrpark
Eine Reihe von Städten und Gemeinden hat bereits erste Elektrofahrzeuge beschafft. So haben in Wittenberg in den vergangenen Monaten drei E-Autos bisherige Erdgasfahrzeuge im kommunalen Fuhrpark ersetzt. Diesen stehen bislang vier Ladepunkte zu Verfügung. Die Stadt plant aber auch, den kompletten Fuhrpark mit 19 Autos auf E-Mobilität umzustellen. Wie die Stadt erklärt, will sie bis zu diesem Schritt Erfahrungen sammeln.
Ladeinfrastruktur und Fuhrpark in verschiedenen Abteilungen
„Die Komplexität des Themas wird oft unterschätzt”, sagt Michael Hagel von der Koordinierungsstelle Elektromobilität der Landeshauptstadt Stuttgart: „Der Fuhrpark ist die eine Seite, das Gebäudemanagement, das die Ladeinfrastruktur vorantreiben muss, die andere. Beides – Auto und Gebäude – muss zusammengedacht, entwickelt und in der Verwaltung verknüpft werden. Das ist ein radikal anderer Ansatz als zuvor beim Einsatz von Verbrennerautos.”
Bei den ersten E-Fahrzeugen wirkt sich dies noch nicht besonders aus. Sofern die Anschlusskapazitäten der kommunalen Gebäude es hergeben, ist eine Ladesäule recht schnell installiert. Doch kommen mehr Elektrofahrzeuge und Ladestellen hinzu, so beginnen die Ladeleistungen für den kommunalen Haushalt eine Rolle zu spielen. Werden viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen und gibt es kein Lademanagement, so steigt der leistungsbezogene Preis für den Strom.
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Spätestens an dieser Stelle ist es allerdings sinnvoll, sich über das Mobilitätsmanagement in einer Kommune Gedanken zu machen. Dabei unterschieden sich die Fragestellungen von Gemeinde zu Gemeinde, sagt Knut Petersen, Bereichsleiter Betriebliches Mobilitätsmanagement bei der Troisdorfer Ecolibro GmbH. Es berät, ebenso wie zum Beispiel die Berliner Team Red Service GmbH und die Dresdener Mobilitätswerk GmbH, auch Kommunen bei ihrer Verkehrswende.
Privatautos als Hindernis für Umstellung des Fuhrparks
Einzelne Kommunen setzen häufig noch auf den Einsatz privater Pkw. Das spart Investitionen in kommunale Fahrzeuge und ein Teil der Mitarbeiter:innen ist wohl durchaus damit einverstanden. Auf der anderen Seite steht dann der Zwang, dafür auch kostenlose Parkplätze anzubieten, was aber letztlich hohe Kosten verursachen kann. Hier umzusteuern stelle mitunter in den Stadtverwaltungen die größte Herausforderung dar, berichtet Petersen. Für manche Kommune spiele aber auch die eigene Treibhausgasbilanz eine Rolle, in die notwendige Fahrten von Mitarbeiter:innen einfließen sollten. Wenn die mit privaten Verbrennern statt mit kommunalen E-Fahrzeugen führen, verschlechtere das die Bilanz. Zudem untergrabe der Zwang zur dienstlichen Nutzung des eigenen Autos die Chance, mit Bus, Bahn oder Fahrrad zum Dienst zu kommen.
Modernes Mobilitätsmanagement
Wenn aber in einer Kommune Veränderungen anstehen, so können die Gemeinden dies mit einem modernen und ressourcenschonenden Mobilitiätsmanagement verknüpfen. Analysen von Ecolibro und deren Konkurrenz zeigen in einigen Städten, dass möglicherweise sogar zu viel Autos zur Verfügung stehen. Eine Frage bei einer anstehenden Untersuchung laute fast immer, sagt Petersen: „Kann man die Anzahl der Fahrzeuge reduzieren?” Oft seien sie einzelnen Bereichen in der Verwaltung zugeteilt. Im Pooling dieser Fahrzeuge – verwaltungsübergreifend oder angegliedert an Verwaltungsgebäude – stecke aber fast immer ein Optimierungspotenzial. Und für die Kämmer:innen sei daran der finanzielle Aspekte attrativ, erläutert Petersen: „Ein gut ausgelasteter E-Pkw amortisiert sich schneller als ein schlecht ausgelasteter.”
Im ersten Schritt sei es immer hilfreich, die Fahrtenbücher auszuwerten, so Petersen. Ecolibro nutze dafür ein Tool, um die Ausnutzung der Fahrzeuge visuell darzustellen und die Optimierungspotenziale zu erkennen. Das sei bei anderen Dienstleistern ähnlich oder könne von Kommunen bei vorhandemem eigenem Know-how auch selbst geleistet werden.
Software für Flottenmanagement
Hilfreich sei es dann vor allem in etwas größeren Gemeinden, Software einzusetzen, die mehr könne als der Outlook-Kalender, über den die Buchung der Dienstfahrzeuge häufig laufe. Diese sei eher in der Lage, direkt verfügbare Fahrzeuge anzuzeigen. Und das führe auch zu einer größeren Zufriedenheit.
Dabei ist es durchaus vorstellbar, dass ein solches System nicht nur die eigenen Autos berücksichtigt, sondern ebenso zum Beispiel Pedelecs oder ein verknüpftes Carsharing-System. Eventuell schlägt es je nach Route und Zeitplanung sogar das ideale Verkehrsmittel – einschließlich ÖPNV – vor.
Für die Erarbeitung von neuen Mobilitätslösungen für die eigene Verwaltung müssen Kommunen – je nach Größe und Aufwand – mit einem mindestens niedrigen fünfstelligen Betrag rechnen. Über Einsparungen im Fuhrpark können sie sich aber refinanzieren.
Der Umstieg auf die Elektromobilität kann so Anlass sein, das Mobilitätsmanagement in einer Gemeinde breiter zu denken und zu organisieren. Andererseits können solche Konzepte auch die Voraussetzung schaffen, um als Gemeinde sinnvoll zur E-Mobilität und einer damit verbundenen neuen Organisation von Mobilität insgesamt zu wechseln.
Petersen rät allerdings, möglichst von Beginn an die Betroffenen, also die Mitarbeiter:innen, in den Prozess einzubinden.
10.9.2023 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH
Dieser Artikel ist original in der Ausgabe 7/2023 der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Energiekommune ist der Infodienst für die lokale Energiewende. Er erscheint monatlich. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabonnement mit drei aktuellen Ausgaben!