Speicher-Inspektion: Wenig Effizienz bei relevanten Herstellern
Im Rahmen der Speicher-Inspektion der HTW Berlin schneiden zwei neu aufgenommene Lithium-Ionen-Speicher nur mit schwacher Effizienz ab. Sie stammten von „relevanten Herstellern“, sagte Johannes Weniger von der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW den Solarthemen. Sie würden zudem „in nennenswerten Stückzahlen“ produziert.
Die beiden Speichersysteme erreichten laut der Messungen der Forschenden nur die Effizienzklassen D und G. Es handele sich dabei um DC-gekoppelte Speichersysteme aus einem Hybridwechselrichter und einem Lithium-Ionen-Batteriespeicher. Der Partner der HTW, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), hat die Systeme auf seinem Prüfstand nach dem sogenannten Effizienzleitfaden vermessen.
Das Besondere: Die Partner hatten erstmals überhaupt aus Eigenmitteln Lithium-Ionen-Speicher am Markt erworben. Üblicherweise finden nur solche Speichersysteme Eingang in die Tests, die von den Herstellern freiwillig zur Verfügung gestellt werden. Deshalb dürften weniger gute Systeme oftmals nicht vorkommen. Für eine vollständig unabhängige Messung fehle den Projektpartnern aber das Budget, räumte Johannes Weniger ein.
Europaweit sei es nun seines Wissens das erste Mal, dass Speicher von unabhängigen Prüflaboren eigenständig erworben und durchgemessen wurden.
Namen der Hersteller bleiben anonym
Die Hochschule will die Namen der Produzenten allerdings nicht nennen. Dies lehne das KIT ab, so Weniger. Transparenz soll auch nicht bei der nächsten ausführlichen Stromspeicher-Inspektion, die 2024 vorliegen soll, geschaffen werden. Diese Anonymität ist für Verbraucher eher keine gute Nachricht, wissen sie doch nicht, ob sie beim nächsten Mal die wenig effiziente Katze im Sack kaufen. Der Nutzwert liege laut Weniger aber darin, dass sich mit den neu eingegangenen Tests eine große Bandbreite bei der Effizienz zeige. Von 20 insgesamt getesten Systemen, die sich in der Web-App anzeigen ließen, rangierten sie nur auf 16 und 20. Die Systeme ergänzen damit die Speicher-Inspektion 2023 um zwei weitere Modelle.
Die Gründe für die geringe Energieeffizienz der getesteten Geräte seien vielfältig. „Der Umwandlungswirkungsgrad eines Photovoltaik-Speichersystems sollte auch bei geringem Stromverbrauch von wenigen hundert Watt in der Nacht über 92 Prozent liegen“, konstatiert Nico Orth, wissenschaftlicher Mitarbeiter der HTW Berlin. Die Ergebnisse zeigen jedoch: Wird einer der beiden Batteriespeicher mit beispielsweise 525 Watt entladen, können die elektrischen Verbraucher im Haushalt aufgrund der hohen Umwandlungsverluste im Hybridwechselrichter davon lediglich 443 Watt nutzen. Das entspricht einem Wechselrichterwirkungsgrad von nur 84 Prozent und damit dem niedrigsten Wert aller in diesem Jahr analysierten Hybridwechselrichter. Im Vergleich dazu: Die effizientesten am Markt erhältlichen Systeme können bei gleicher Auslastung um 10 Prozentpunkte höhere Wirkungsgrade vorweisen.
„Das zweite System ist mit einem Stand-by-Verbrauch von 64 Watt weit abgeschlagen. Auch die Einschwingzeit ist mit fast 11 Sekunden überdurchschnittlich hoch“, sagt Robert Schreier, der die beiden Systeme am KIT getestet hat. Die effizientesten Geräte in der Stromspeicher-Inspektion 2023 punkteten mit einer Einschwingzeit von unter 200 Millisekunden und mit 2 Watt im Stand-by.
An der Stromspeicher-Inspektion beteiligten sich offiziell laut Weniger Hersteller, die gemeinsam einen Marktanteil zwischen 45 und 65 Prozent aufwiesen. Die Shell-Tochter Sonnen sei nicht mehr offiziell dabei.
12.9.2023 | Autor: Oliver Ristau
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