Photovoltaik-Modulpreise im September 2023: Droht der PV-Branche eine Pleitewelle?

Tabelle zeigt Preistrend Photovoltaik Module im September 2023Quelle: pvXChange, Grafik: Solarserver
Die Pfeile sind grün, doch die Wirkung im Markt ist nicht mehr entspannend.
So billig wie im Moment waren PV-Module noch nie zu haben, bilanziert Martin Schachinger von pvXchange in seinem monatlichen Marktkommentar. Die Preise lägen oft unter den Produktionskosten. Schachinger rechnet mit einer Marktbereinigung.

„Noch niemals seit Beginn der Aufzeichnungen gingen die Preise innerhalb so kurzer Zeit so deutlich in den Keller“, heißt es in Schachingers monatlichem Marktkommentar. Im September 2023 sind die Photovoltaik-Modulpreise im Schnitt um etwa 10 Prozent gesunken. Das bisherige Allzeit-Tief aus dem Jahr 2020 sei bereits in den letzten Monaten unterschritten worden. Da die Preise „erst recht“ unter den Produktionskosten der Hersteller lägen, müssten die nun Schadensminimierung betreiben oder um ihr wirtschaftliches Überleben fürchten.

Preise in der Photovoltaik-Branche waren zuvor stark gestiegen

Auf der Suche nach der Ursache blickt Schachinger zurück. Zwischen Oktober 2020 und Oktober 2022 seien die Preise teilweise um mehr als 50 Prozent gestiegen – vor Allem durch eine Verknappung des Angebots bei gleichzeitigem Anstieg der Nachfrage. Somit hätten viele PV-Akteure gut verdient. Mit der Wende im Markt sei der Preisverfall zwangsläufig gewesen – allerdings schneller und heftiger als erwartet.

Schachinger beschreibt als Grund eine komplexe Gemengelage. Installationsbetriebe und Großhändler hatten in den letzten zwei Jahren große Mengen Ware geordert. Modulhersteller hatten daraufhin ihre Kapazitäten ausgebaut. Dabei sei das Prinzip, etwa 30 bis 50 Prozent mehr Produktionskapazität vorzuhalten als Nachfrage erwartet wird, aus den Fugen geraten. Hierfür habe wiederum die Umstellung von der PERC- auf die TOPCon-Technologie und die damit verbundenen Patentstreits eine Rolle gespielt. An Orten, an denen die PERC-Produktionen weiter möglich ist, laufen diese teilweise weiter und steigern so das Angebot.

Zugleich hätten die Hersteller den europäischen Markt überschätzt. Die alten fossilen Energiequellen seien sehr schnell durch neue ersetzt worden, der Leidensdruck durch hohe Energiekosten gesunken. Zugleich frisst die Inflation die Reserven auf, die man in eine Solaranlage investieren könnte und die Kreditzinsen steigen.

Ein Jahresbedarf an PV-Modulen für Europa liegt in Lagerhäusern

Rund 40 bis 100 GW unverkaufter Module sollen sich in europäischen Lagerhäusern befinden, vornehmlich im Großraum Rotterdam. „Etwa ein Jahresbedarf an Modulen“ befände sich damit bereits in Europa, bilanziert Schachinger. Wegen der hohen Lagerkosten komme so eine Abwärtsspirale bei den Preisen in Gang.

Dass die Nachfrage dennoch nicht anzieht, erklärt Schachinger damit, dass die niedrigen Preise bisher noch nicht ans Ende der Kette durchgedrungen seien. Viele Anbieter versuchten noch, ihre zu hohen Preisen eingekauften Altbestände loszuwerden. Kunden würden ihrerseits auf sinkende Preise spekulieren.

Schachinger sieht zumindest den endlosen Nachschub aus China gestoppt. Fertigungslinien würden dort heruntergefahren und im Land selbst sollen noch in diesem Jahr weiter 50 GW an Modulen verbaut werden. „Aber selbst wenn aus China kein einziges neues Modul mehr nach Europa kommen würde, bräuchten wir viele Monate, bis der Modulstau abgebaut ist“, schreibt Schachinger. Da sich überwiegend PERC-Module mit nach heutigem Stand nicht optimalen Wirkungsgraden stauen würden, rechnet er hierdurch auch nicht mit einem Schub für den europäischen Markt. Eher ließen sie sich „in Märkten außerhalb Europas“ einsetzen.

Ein „gesundes Preisniveau“ werde es erst nach dem Abbau der Modulschwemme geben. Bis dahin rechnet er mit einer Marktbereinigung.

Eine Historie der Photovoltaik-Modulpreise bis zum jeweils aktuellen Monat (September 2023) gibt es im Service-Bereich des Solarservers.

25.9.2023 | Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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