Industriestrompreis könnte Dekarbonisierung der Prozesswärme bremsen

Parabolrinnen-Kollektorfeld auf roter Erde, in der Ferne eine Gebirgskette - konzentrierende Solarthermie.Foto: Oliver Ristau
Konzentrierende Solarthermie in einem Großprojekt in Marokko. In Deutschland fallen die Anlagen kleiner aus.
Der Deutsche Industrieverband Concentrated Solar Power (DCPS) warnt davor, dass der geplante Industriestrompreis ungewollte Nebenwirkungen in Bezug auf erneuerbare Prozesswärme haben könnte.

Etwa zwei Drittel des industriellen Energiebedarfs sei für das Bereitstellen von Prozesswärme nötig, heißt es in der Stellungnahme des DCSP zum Industriestrompreis. 85 % des industriellen Wärmebedarfs stamme aus fossilen Quellen. Wasserstoff und Strom seien derzeit die am verbreitetsten diskutierten Alternativen – somit werde ein Industriestrompreis auch auf den Wärmemarkt wirken.

Je nach Temperaturniveau und Verbrauchsprofil sei der Einsatz erneuerbarer Energien zur unmittelbaren Wärmeerzeugung unterschiedlich gut möglich. Die Hälfte der industriellen Prozesswärme entfalle auf niedrige bis mittlere Temperaturen unter 400 °C. Dieser Bereich ließe sich mit Konzentrierenden Solarthermie-Systemen abdecken, so der Verband. Ein Industriestrompreis würde allerdings die Signalwirkung der hohen Brennstoffkosten dämpfen. Vorgesehen sei laut dem Papier derzeit ein „Brückenstrompreis“ von 6 Cent bis 2030, der dann von geförderten Maßnahmen zum Einsatz erneuerbarer Energien abgelöst werden soll.

Der DCSP fordert, einen solchen Brückenpreis zwingend mit einer Transformation des Energiesystems zu koppeln. Die konzentrierende Solarthermie könne dafür für hohe lokale Wertschöpfung, Wirtschaftlichkeit und langfristige Preissicherheit sorgen.

Die Bundesregierung solle daher den Nachweis der Dekarbonisierung und Flexibilisierung der Prozesswärme zur Bedingung für den Industriestrompreis machen. Mindestens im Nieder- und Mitteltemperatur-Bereich solle ein steigender Mindestanteil erneuerbarer Wärme vorgeschrieben werden. Die Planung und Genehmigung der Anlagen müsse einfacher werden. Die Privilegierung im Außenbereich, die für Photovoltaik bereits gelte, solle bundesweit auch auf Solarthermie ausgedehnt werden. Mit einer schnelleren Abschreibung könne die Regierung zudem die finanzielle Amortisationszeit verkürzen. Außerdem sollten Subventionen für fossile Energieträger abgeschafft werden.

Der Deutsche Industrieverband Concentrated Solar Power hat 28 Mitglieder. Darunter ist zum Beispiel die Soliterm Group, die seit Jahrzehnten solare Prozesswärme-Projekte umsetzt. Das deutsch-türkische Unternehmen hat seine Fertigung 2022 nach Aachen verlagert.

Weitere Mitglieder stammen aus dem Geschäft mit solarthermischen Kraftwerken, wie Siemens Energy, Fichtner Solar und TSK Flagsol. Auch die einschlägigen Forschungsinstitut DLR und Fraunhofer ISE sind vertreten.

26.9.2023 | Quelle: DCSP | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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