KfW-Programm 442 – Solarstrom für Elektroautos: Scheitern durch Erfolg?

Ein großes Einfamilienhaus mit Solarstromanlage und Elektroauto. Das Ziel des KFW-Programms 442 "Solarstrom für Elektroautos"Foto: slavun / stock.adobe.com
Nicht einmal einen Tag hat es gedauert, bis das KfW-Programm 442 „Solarstrom für Elektroautos - absehbar - ausgeschöpft war. Aber in dieses Programm hatte das Verkehrsministerin von Volker Wissing bereits vorher schon einige Schwachstellen eingebaut. Die Kritik auch von ausgesprochenen Solarfreunden und in der Solarbranche ist drastisch. Doch die Neuauflage des Förderprogramms 442 ist für 2024 schon geplant.

„Hoppla, hier ist etwas schiefgegangen“ – das war der Spruch, der vielen auf dem Monitor entgegen flackerte, die am Dienstag versuchten, einen Zuschuss im KfW-Programm 442 „Solarstrom für Elektroautos“ zu ergattern. Eine Fehlermeldung, die auf Probleme der Webside-Programmierung oder Serverüberlastung aufgrund des Ansturms von Antragstellern hindeutete. Doch möglicherweise ist deren Frustration, immer wieder bei der Antragstellung gescheitert zu sein, nur von kurzer Dauer. Denn trotz Fehlermeldung versendete die KfW gestern Mails, die zum Zuschuss im Programm 422 gratulieren. Gleichzeitig bat sie aber noch um Geduld, bis man das individuelle Zusageschreiben erhalte.

KfW-Programm 442 schnell überzeichnet

Volker Wissing feiert das Programm als Erfolg. Doch die vielen Antragsteller:innen wussten es besser als er. Ein solcher Andrang ist immer dann zu verzeichnen, wenn die Programmkonditionen für die Begünstigten besonders attraktiv und der Fördertopf gleichzeitig – gemessen an der Nachfrage – zu klein ist. Viele Eigenheimeigentümer:innen wussten das und handelten entsprechend. Ähnlich war dies schon in vielen Kommunen, aber auch bei Landes- und Bundesprogrammen zu beobachten. Gut gemeinte, aber zu kleine Fördertöpfe führen zu einem Strohfeuer, aber sie stören den Markt.

„Kurz nach Ankündigung der Förderung kamen die ersten Stornierungen für schon bestellte Photovoltaikanlagen“, berichtet Peter Knuth, Geschäftführer von Enerix, einem Franchiseunternehmen, dem sich mehr als 100 Solarbetriebe angeschlossen haben. Denn natürlich wollten die Kund:innen die Förderung mitnehmen. Er stellt die Frage, „ob wir überhaupt so eine Förderung brauchen“. Denn der PV-Markt befinde sich auch ohne das KfW-Programm 442 auf einem hohen Niveau.

Hohe Zuschüsse im Programm „Solarstrom für Elektroautos“ attraktiv

Beim Zuschuss hieß es für das Verkehrsministerium offenbar, nicht Kleckern sondern Klotzen. 600 Euro je Kilowatt Anlagenleistung für die Solarstromanlage plus 250 Euro je Kilowattstunde Speicherkapazität plus 600 Euro für eine Ladestelle oder auch 1200 für eine solche, wenn sie bidirektional laden kann. Die Förderung konnte sich auf bis zu 10.200 Euro für eine 10-kW-PV-Anlage aufsummieren. Und viele Antragsteller:innen haben wohl die maximale Konfiguration genutzt. Nach Angaben der KfW wird sie rund 33.000 Anträge bewilligen können.

300 Millionen Euro waren schnell ausgeschöpft. Im nächsten Jahr sollen noch einmal 200 Millionen Euro kommen. Wie reagieren nun Hauseigentümer:innen, die sich gern eine Solarstromanlage anschaffen wollen? Nutzen sie das ihnen vorliegende Angebot ihres Installateurs und lassen die Anlage bauen, auch wenn sie keine Förderung erhalten haben? Oder warten sie lieber ab, bis das Programm irgendwann neu startet? Viele werden hoffen, dann zum Zuge zu kommen. Denn die hohe Förderung verbessert die Wirtschaftlichkeit einer Anlage sehr deutlich. Mit halb so hohen Zuschüsse hätte das Programm wahrscheinlich einen ebenso großen Zuspruch erfahren – aber der Etat hätte dann für die doppelte Zahl von Anträgen gereicht.

KfW-Programm 442 mit Nachwirkungen auf den Markt

Viele Eigenheimbesitzer:innen werden nun warten – und mit ihnen die Installateure auf die Aufträge. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das Programm im Windhundverfahren läuft und die Interessenten mit der guten internetverbindung einen Zuschlag erhalten oder ob die Zuschläge über ein Losverfahren laufen.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) zeigt sich „wenig überrascht“ vom großen Andrang auf das Programm 442. Und er bemüht sich im Interesse der Installateure und weiterer Solarfirmen um Schadensbegrenzung. Solarstrom und Elektrofahrzeuge seien auch ohne die Förderung attraktiv. Gleichwohl hatte der Verband das Programm begrüßt. Er bemängelte jedoch. dass das Elektroauto schon bei Antragstellung zumindest bestellt sein sollte. Besser sei es, so der BSW vor dem Start des Programms, auch denjenigen eine Förderung zu gewähren, die ihre Kaufentscheidung für eine Elektroauto von einer Förderzusage abhängig machten.

SFV beklagt soziale Schieflage beim Programm 442

Für die Solarbranche ist es im Nachhinein ein Trost, dass die potenziell Begünstigten des KfW-Programms 442 „Solarstrom für Elektrofahrzeuge“ so klar und eng definiert waren. Das Programm richtete sich nur an Eigenheimbesitzer. Selbst die Eigentümer eines geteilten Zweifamilienhauses blieben außen vor. Zudem war Bedingung, dass die Antragsteller:innen schon ein Elektroauto besitzen oder zumindest bestellt haben sollten. Wie der Solarenergie-Förderverein Deutschland kritisierte, sei das Programm maßgeschneidert für die Wohlhaben. „Problematisch ist daran nicht nur die soziale Schieflage an sich, sondern der Eindruck, der erweckt bzw. gefestigt wird, Solarenergie sei nur etwas für Wohlhabende, während die Förderung in Höhe von einer halben Milliarde Euro von allen Steuerzahler:innen aufgebracht werden muss.“

28.9.2023 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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