VDE-Studie: Automatisierung im Verteilnetz hilft, erneuerbare Energien zu integrieren

Grauer Himmel über Stromnetzen, am Horizont dringt die Sonne durch.Foto: Chalabala / stock.adobe.com
Große Stromtrassen sind weithin sichtbar. Die Leitungen für die Verteilnetze liegen meist unter der Erde - sind aber für die Energiewende mindestens genauso wichtig.
Die Einspeisung großer Strommengen sowie leistungsstarke Verbraucher wie Wärmepumpen und E-Ladesäulen fordern die Verteilnetzbetreiber. Eine Studie des VDE zeigt, dass ein aktiver und automatisierter Netzbetrieb helfen könnte.

Bisher würden die Betreiber von Nieder- und Mittelspannungsnetzen meist einem passiv-reaktiven Ansatz folgen, heißt es in der Pressemitteilung des VDE. Das heißt: Die Betreiber der Verteilnetze reagieren erst, wenn es ein Problem gibt. Die Studie „Hochautomatisierung von Nieder- und Mittelspannungsnetzen“, durchgeführt von der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE ETG), soll nun zeigen, was mit mehr Digitalisierung und Automatisierung im Verteilnetz möglich wäre.

Agieren statt Reagieren im Verteilnetz

Ein Szenario besteht zum Beispiel darin, den Leistungsfluss bereits bei drohenden Engpässen zu beeinflussen. Durch diesen aktiven Netzbetrieb könnten schneller mehr Photovoltaik-Anlagen oder Elektro-Autos ins Netz integriert werden. Dank neuer Softwarelösungen und mehr Datenaustausch könnten auch Systemdienstleistungen wie Frequenz- und Spannungshaltung einfacher bereitgestellt werden. Die Automatisierung könne auch helfen, nach einem Stromausfall – zum Beispiel durch Extremwetter – schneller die Versorgung wiederherzustellen.

Sowohl die Beobachtbarkeit als auch die Steuerbarkeit seien Kernelemente der Automatisierung – und bisher kaum gegeben. Schon in der Zustandserfassung sei dabei die Cyber-Sicherheit zu beachten. Angesichts der Elektrifizierung von Mobilität und Wärme sowie der zunehmenden Zahl von Stromspeichern sei es zudem „unabdingbar“, dass Betriebsmittel auch steuerbar seien.

Die Automatisierung im Verteilnetz finde bisher meist nur in Pilotprojekten statt. Die Taskforce der VDE ETG wolle nun den Mehrwert darstellen und Handlungsempfehlungen für die Akteure des automatisierten beziehungsweise hochautomatisierten Netzbetriebs aussprechen.

Das geht laut der Pressemitteilung nicht mehr mit den bisher üblichen Mitteln. „Die Komplexität hat inzwischen einen Grad erreicht, der umfangreiche Assistenzsysteme und Automatisierungsfunktionen in den Verteilnetzen erfordert“, erläutert Sönke Loitz von der Netze BW. Er ist zugleich Leiter der VDE ETG Task Force, die die Studie zur Hochautomatisierung von Nieder- und Mittelspannungsnetzen erarbeitet hat.

Automatisierung im Verteilnetz über bisheriges Netzentgelt-System schwer finanzierbar

Die VDE Studie soll zeigen, wie Verteilnetze sich zu hochautomatisierten Systemen entwickeln können. Gleichzeitig beschreibe sie, welche weiteren Anforderungen und welcher Forschungsbedarf noch bestehen. Als Anforderungen bringt sie vor allem die Regulatorik ins Spiel. Die Spielregeln müssten den aktiven Netzbetrieb nicht nur erlauben, sondern auch dafür sorgen, dass Netzbetreiber damit finanziell nicht schlechter dastehen, als wenn sie auf konventionellen Leitungsbau setzen würden. Der Verteilnetz-Betreiber Mitnetz, in dessen Mittel- und Niederspannungsnetz sehr viele erneuerbare Stromerzeuger einspeisen, äußert ähnliche Kritik an der aktuellen Regulierung, die der Solarserver berichtete.

Es müsse zudem möglich werden, Software-Updates aus der Ferne durchzuführen, ohne die Funktionen aller Anlagen vor Ort erneut prüfen zu müssen.

Auch für die Netzbetreiber selbst gibt es Hausaufgaben. Sie müssten ihre Prozesse automatisieren, um unter anderem die Qualität ihrer Daten zu verbessern. Nicht zuletzt müssten sie auch ihre Beschäftigten für den Transformationsprozess qualifizieren.  

Die VDE ETG Studie „Hochautomatisierung von Nieder- und Mittelspannungsnetzen“ steht hier zum Download zur Verfügung.

28.9.2023 | Quelle: VDE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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