White-Label-Lösung für finanzielle Bürgerbeteiligung an EE-Anlagen

Zwei Hände halten ein Smartphone, Computerbildschirm mit Kursverlauf: Blockchain ermöglicht Bürgerbeteiligung per AppFoto: Brickwise
Mit der White-Label-App sollen EE-Entwickler ihre PV-Anlagen quasi modulweise verkaufen können.
Das aus der Immobilienbranche bekannte Blockchain-Startup Brickwise will sein Investment-Tool nun auch für Erneuerbare-Energien-Projekte anbieten.

Als die Blockchain-Technologie neu war, galt sie als große Chance, um jenseits von Banken und Fonds einfache Lösungen für die Bürgerbeteiligung umzusetzen. An diese Idee knüpft das österreichisch-deutsche Start-up Brickwise IT Services mit seiner Investment-Plattform für den Immobilienmarkt an. Schon ab 100 Euro, also sozusagen Stein für Stein (brickwise), sollen sich Menschen an „tokenisierten“ Immobilien beteiligen und von den Mieteinnahmen profitieren können. So wolle man den „Zugang zu hochwertigen Immobilieninvestitionen demokratisieren“, heißt es in der Selbstdarstellung.

Nun erweitert Brickwise sein Portfolio und bietet mit „Brickwise Energy Solutions“ auch White-Label-Lösungen für nachhaltige Energieprojekte an. Energieversorgerinnen und Anlageneigentümern sollen dabei maßgeschneiderte Apps erhalten, über die eine Beteiligung an Energieanlagen oder -projekten möglich werden soll. Dank der App und des Marktplatzes sollen die Beteiligungen auf der Plattform auch handelbar sein.

White-Label-Konzept für Bürgerbeteiligung an der Energiewende auf Basis von Blockchain

Die angebotene White-Label-Lösung soll es Energieversorgern und Anlagenentwicklern ermöglichen, eine Beteiligungsplattform zu betreiben, ohne sich um regulatorische oder technische Aspekte kümmern zu müssen. Eine Besonderheit ist es dabei, dass die Wind- oder Solarstrom-Anlage, die Anleihe oder das Unternehmen selbst virtuell in einzelne „Tokens“ zerlegt wird. Die Finanzierung über diese Tokens soll zum Beispiel eine Alternative zur Aufnahme eines herkömmlichen Kredits sein. So könnten Anlagenentwickler langfristig Kapital beschaffen und die Art der Beteiligung flexibel gestalten. Dabei könnten auch bestehende Erneuerbare-Energien-Anlagen teilweise oder zur Gänze „tokenisiert“ werden, um Fremdkapital zu ersetzen, heißt es von Brickwise.

Die Art des Investments soll sich dabei nach den Bedürfnissen der White-Label-Kunden richten. Für Windparks seien zum Beispiel Anleihen oder Genussscheine möglich. Einer der Partner von Brickwise habe einen Genussschein entwickelt, der eine Beteiligung am Überschuss aus dem Stromverkauf ermögliche. Bei PV-Anlagen können man die sogenannte Tokenisierung auch direkt über die Blockchain umsetzen. So lasse sich zum Beispiel ein „Sell-and-Lease-Back“-Modell umsetzen.

Ob die finanzielle Beteiligung über Brickwise die gesetzlichen Anforderungen an Bürgerbeteiligung erfüllt, die zum Beispiel für Windparks in einzelnen Bundesländern gelten, lasse sich somit nicht pauschal sagen.

Auch mit Blockchain gilt: Wer verstehen will, muss sich einlesen

Brickwise sieht einen großen Markt für seine Technologie. Allein in der EU würden bis 2030 über 180 Milliarden Euro benötigt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Eine aktuelle Umfrage der Universität Klagenfurt, der Wirtschaftsuniversität Wien und des Beratungsinstitut Deloitte zeige , dass über 40 % der Befragten offen für die Beteiligung an einer Ökostrom-Anlage seien. Die derzeitige Beteiligungsquote liege allerdings nur etwa bei 3 %. Das Unternehmen geht davon aus, dass die finanzielle Beteiligung steigen würde, wenn diese leichter zugänglich wäre.

Ein Problem können aber auch Brickwise und Blockchain nicht lösen: Wer verstehen will, was mit dem Geld geschieht, welche Risiken und Chancen bestehen, muss sich mit dem Investmentkonzept auseinandersetzen und dazu auch mehrseitige Texte lesen. Erst aus dem Kleingedruckten erfährt man zum Beispiel, dass mit einer Immobilienbeteiligung auch Stimmrechte verbunden sein können. Wer die langen Texte schnell wegklickt, mag zwar trotzdem investieren können – weiß aber eben nicht, worauf er sich einlässt.

Während Brickwise bei seiner Immobilienplattform eine Gebühr von 1,5 Prozent pro Transaktion nimmt, will das Unternehmen im White-Label-Geschäft seine Einnahmen aus Gebühren auf die Emissionen und Ausschüttungen der Anlageprodukte erzielen.

Eine White-Label-Lösung für die Bürgerbeteiligung gibt es seit 2021 auch von eueco, wie der Solarserver berichtete.

28.9.2023 | Quelle: Brickwise | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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