Quartiersnetz mit klimafreundlicher Wärme in Hamburg Altona geplant

Im Bild eine mit Graffiti Fassade des Bunkers in Altona, wo klimafreundliche Wärme erzeugt werdne soll.Foto: Ulrich Mertens, visuelle-konzepte.de
An der Fassade des Kulturbunkers soll eine Photovoltaik-Anlage entstehen.
In Hamburg Altona wollen Bürger:innen einen Bunker zu einer Kultur-und Energiezentrale umbauen. Nun sind die ersten Absichtserklärungen über den Bezug von erneuerbarer Wärme aus dem KulturEnergieBunkerAltonaProjekt (KEBAP) unterschrieben worden.

Die klimafreundliche Wärme aus dem geplanten KulturEnergieBunkerAltonaProjekt (KEBAP) in Hamburg Altona stößt auf großes Interesse. Als erster unterzeichnete der Altonaer Spar- und Bauverein (Altoba) im Juni eine entsprechende Absichtserklärung mit der KulturEnergieGenossenschaftAltona (Kega) und deren Partner GP Joule, einem Energieversorger, der sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Es folgte die Bäderland GmbH, die ihr Festlandbad mit erneuerbarer KEBAP-Wärme versorgen möchte. Noch im Oktober werden weitere Absichtserklärungen über den künftigen Bezug von „KEBAP-Wärme“ von der SAGA und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein folgen. Letzterer plant, die Wärme für das gerade entstehende Trinitatis Quartier zu nutzen. Die Absichtserklärungen klären bereits viele technische Details der Wärmelieferung sowie einen Wärmepreis ab Lieferbeginn im Jahr 2026. Sie sollen in entsprechende Wärmelieferverträge münden.

Wärmepumpen und Holzgas-Blockheizkraftwerk erzeugen klimafreundliche Wärme im Bunker Altona

KEBAP plant gemeinsam mit seinem Partner, dem Energieunternehmen GP Joule, das mit Abstand klimafreundlichste Wärmenetz in Hamburg. Durch sein innovatives Konzept erreicht das Projekt einen sehr hohen Anteil von 99,45 Prozent an erneuerbarer Energie (EE). Zum Vergleich: Die städtische Fernwärme hat aktuell einen EE-Anteil von 20,2 Prozent. Der Großteil der Wärme soll durch eine Luft-Wärmepumpe und eine Grundwasser-Wärmepumpe erzeugt werden. Beide zusammen decken mehr als 70% der benötigten Wärme ab. An kalten Tagen soll ein Holzgas-Blockheizkraftwerk zusätzlich klimafreundliche Wärme für Altona beisteuern.

„Wir planen für das Quartierswärmenetz eine neuartige Kombination innovativer Wärmeerzeuger. Damit setzt das KEBAP nicht nur in Hamburg, sondern bundesweit ein Ausrufezeichen für eine klimafreundliche Wärmeversorgung in Bestandsvierteln“, sagt Mirco Beisheim, Energieexperte und Mitgründer des Projekts. „Dieses Kultur- und Energieprojekt ist ein tolles Beispiel für gemeinsames Denken, von dem die Bürgerinnen und Bürger gleich doppelt profitieren: Kultur, Nachhaltigkeit und bezahlbare Wärme gehen Hand in Hand“, sagt Felix Schwahn, Geschäftsführer GP Joule Wärme. „Die Unterzeichnung der Absichtserklärungen ist für uns ein wichtiger Meilenstein, um endlich die nächsten Schritte Richtung Bauantrag gehen zu können“, sagt Karin Haenlein, Vorständin der KEGA eG.

Ingo Schütz, Leiter Engineering bei Bäderland Hamburg GmbH, erklärt: „Der Betrieb von Schwimmbädern ist mit sehr hohem Energiebedarf verbunden. Wir arbeiten bereits seit über 20 Jahren an der Verbesserung unserer CO2-Bilanz. Die Möglichkeit, Wärme mit sehr guter CO2-Bilanz beziehen zu können, nutzen wir gern.“

Vielfach ausgezeichnetes Bürger:innenprojekt

Die ehrenamtlich Aktiven von KEBAP kämpfen seit 2011 für eine Umnutzung des Bunkers in der Schomburgstraße. Sie waren Teil des Bündnisses, das 2013 den Volksentscheid für die Rekommunalisierung der Energienetze gewann. Schritt für Schritt haben sie sich Wissen angeeignet, Mitstreiter:innen im Stadtteil gefunden und Fördermittel sowie Eigenkapital eingeworben, mit denen professionelle Dienstleister für die Planung bezahlt werden konnten. Das Projekt wurde schon 2015 als eines von 16 Pilotprojekten des Nationalen Städtebaus ausgezeichnet und erhielt seitdem verschiedene Bundesförderungen.

Im November 2021 sagte die Hamburger Finanzbehörde dem KEBAP eine Förderung in Höhe von 540.000 Euro aus dem Investiven Quartiersfonds der Stadt zu. Damit sollte – zusammen mit Eigenmitteln des Projekts in Höhe von 120.000 Euro – die hochbauliche Planung bis zum Bauantrag finanziert werden. Dieses Geld hat die Stadt dem Projekt jedoch bis heute nicht ausgezahlt. Die fachlich zuständige Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrar (BUKEA) erklärte erst nach mehr als einjähriger Prüfung im April dieses Jahres, dass KEBAP vor einer Zuwendung der Mittel zuerst detaillierte schriftliche Vereinbarungen mit potenziellen Wärmekunden vorlegen müsse.

„Wir stoßen mit unserem Projekt bei den Behörden durchgehend auf Wohlwollen, werden aber immer wieder durch unfassbar lange Wartezeiten und unklare Zuständigkeiten ausgebremst“, berichtet Karin Haenlein, Vorständin der KEGA. „Damit wir 2026 Wärme liefern können, muss insbesondere die Umweltbehörde mehr als nur einen Zahn zulegen. Die Zeit läuft uns schlicht davon.“ Bereits heute gefährdet die entstandene Verzögerung die vom Bezirksamt Altona eingeplanten Bundesmittel aus der sogenannten RISE-Förderung für das KEBAP, da diese einen Umbaubeginn in 2025 zur Voraussetzung haben.

6.10.2023 | Quelle: KEBAP | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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