Bio-LNG-Anlage in Brandenburg soll im November in Betrieb gehen

Luftbild von Biogas-Anlage, die Bio LNG herstellt.Foto: Ruhe Gruppe
In Parmen will Ruhe das Biogas aus mehreren Anlagen zu Bio-LNG weiterverarbeiten.
In Parmen in der Uckermark baut die Ruhe Unternehmensgruppe ihre zweite Produktionsanlage für LNG aus Biogas. Die Anlage soll November bis zu 7,5 Tonnen Bio-LNG pro Tag liefern.

Das LNG aus Biogas soll in der Region als Kraftstoff für Lkw und Traktoren eingesetzt werden. Laut der Ruhe Gruppe liegt die Besonderheit der Anlage in der kompakten Bauweise, die den Einsatz in landwirtschaftlichen Betrieben erleichtern soll. Bisher wird Biogas aus der Landwirtschaft meist zur Stromerzeugung und -einspeisung genutzt, teilweise auch zur Erzeugung und Einspeisung von Biomethan. An den beiden Standorten der Ruhe Gruppe wird jeweils ein Teil des Biogases zu LNG weiterverarbeitet. Dabei handelt es sich um auf -161 bis -164 °C abgekühltes und dadurch flüssiges Methan. Die Verflüssigung benötigt viel Energie. Am Standort Parmen erzeugen insgesamt drei Biogasanlagen das Gas für die LNG-Herstellung. Es gelangt über ein mehrere Kilometer langes Mikrogasnetz zur zentralen Verflüssigungsanlage.

Im vorigen Jahr hatte Ruhe die nach eigenen Angaben erste Kompaktanlage für Bio-LNG in Deutschland in Betrieb genommen, wie der Solarserver berichtete. Sie befindet sich in Darchau bei Lüneburg und produziert täglich bis zu 2,5 Tonnen LNG für LKW und Traktoren. Im Jahr 2024 will das Unternehmen acht Anlagen mit einer Gesamtkapazität von gut 60 Tonnen Bio-LNG täglich umsetzen. Einige davon will Ruhe selbst betreiben, andere sollen an Kundenstandorten gebaut werden.

Für LNG umgerüsteter Traktor mit Tank an der Vorderseite. Foto: Ruhe Gruppe

LNG kann unter anderem als Treibstoff für Lkw, Traktoren, Schiffe und Busse dienen. Durch die flüssige Form hat LNG eine hohe Energiedichte. Die Ruhe Gruppe beziffert das Potenzial von LNG mit dem Ersatz von jährlich 3,8 Millionen Litern Dieseltreibstoff.  Laut Ruhe kann der Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen ein neues Geschäftsmodell für viele Landwirte sein. Verkauft werden soll das LNG aus Parmen regional über das Tankstellennetz eines Partnerunternehmens. Einen Teil des Kraftstoffs hat sich die Ruhe Gruppe selbst gesichert, um Fahrzeuge aus ihrem Unternehmensbereich Ruhe Agrar damit zu betanken. Die entsprechenden Lkw habe man schon angeschafft beziehungsweise umgerüstet.

Die an den drei Standorten eingesetzte Biomasse ist nach den Kriterien des REDCert EU-Systems als nachhaltig zertifiziert. Die Treibhausgasbilanz Kraftstoffs ist laut Ruhe Gruppe rechnerisch sogar negativ. Das kommt dadurch zustande, dass die eingesetzten Abfallprodukte wie Mist und Gülle auch ohne weitere Nutzung gären und das extrem klimaschädliche Methan freisetzen würden. Indem man dieses auffängt und nutzt, verbessert sich in dieser Rechnung also die Klimabilanz – selbst wenn am Ende CO2 herauskommt.

Mehr politische Unterstützung für Bio-LNG gefordert

Zu Jahresbeginn 2023 hätten große Importmengen mutmaßlich falsch titulierter Biokraftstoffe aus Asien für Verunsicherung gesorgt. Maximilian Ruhe, Geschäftsführer der Ruhe Biogas Service GmbH, hofft auf mehr politische Unterstützung für den Aufbau einer nachhaltigen Bio-LNG-Produktion „made in Germany“. Neben der schnellen Aufklärung mutmaßlicher Betrugsfälle fordert er die doppelte Anrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe sowie die Verlängerung der Treibhausgasminderungsziele bis 2040. Außerdem solle es eine Begünstigung von Bio-LNG bei der Energiesteuer im Vergleich zu fossilem LNG geben.

Einen weiteren Ansatzpunkt sieht Ruhe bei der Mautberechnung. Die Treibhausgasemissionen sollen dabei eine Rolle spielen, allerdings nur nach dem „Tank-to-Wheel“-Prinzip. Da beim Verbrennen von Bio-LNG genauso viel CO2 frei wird wie bei fossilem LNG, brächte diese Betrachtung keinen Vorteil für den Biokraftstoff. Ruhe plädiert daher für eine „Well-to-Wheel“-Betrachtung. „Bei der vollständigen Verarbeitung des in Deutschland anfallenden Wirtschaftsdüngers zur Bio-LNG Produktion kann mehr als 35 % des Schwerlastverkehrs mit Kraftstoff versorgt werden“, kalkuliert Ruhe.

Refuelery arbeitet in der Nähe von Fulda ebenfalls am Aufbau einer Bio-LNG-Erzeugung.

26.10.2023 | Quelle: Ruhe Gruppe | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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