Lastenräder teilen in Kommunen

Ein Lastenrad vor einem Rapsfeld - im Hintergrund Windkraftanlagen.Foto: Mailin / stock.adobe.com
Lastenräder können in immer mehr Kommunen einfach ausgeliehen werden. Städte und Gemeinden, die auch ein solches System einführen wollen, sollten sich aber zunächst überlegen, was sie damit erreichen und wie viel sie investieren wollen.

Lastenräder sind häufig eine gute Alternative zum Auto. Und sie können durchaus dazu beitragen, die Verkehrsbelastung in Kommunen zu reduzieren sowie Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Doch nur wenige Haushalte leisten sie sich selbst. Daher gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Städten und Gemeinden, in denen Verleihsysteme zur Verfügung stehen.

Teils kooperieren sie dafür mit Verbänden. So gibt es in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke in einigen Kommunen „mila.bike”. Es ist die Initiative eines Kreisverbandes vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in der Region. Er hat sich um den Kauf und Kooperationspartner gekümmert, bei denen die Räder kostenfrei bzw. gegen einen freiwilligen Beitrag zu den Betriebskosten ausgeliehen werden können. Der Verband betreibt auch die Internetseite, über die die Räder auszuleihen sind. Für die beteiligten Städte und Gemeinden ist der Aufwand gering: Sie haben sich lediglich einmalig mit einem Zuschuss am Kauf des Rades beteiligt und unterstützen ab und an bei der Bewerbung des Angebotes.

Lastenräder gut verteilt

Andere Kommunen haben einen anderen Ansatz gewählt. Das Ziel ist es hier, eine größere Zahl an Lastenrädern an mehreren Orten rund um die Uhr zur Verfügung stellen. Wie bei anderen Bike-Sharing-Systemen funktioniert die Ausleihe hier per App. Vordenker:innen waren und sind für solche Systeme Marco Walter und Friederike Wagner. Sie konnten mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums aus dem Nationalen Radverkehrsplan 2020 zwei Modellprojekte in Konstanz und Norderstedt realisieren. Das lief unter dem Titel „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen” (TINK). Inzwischen ist aus der GbR die TINK GmbH geworden. Sie betreibt selbst keine Verleihsysteme, sondern berät Kommunen, die solche Systeme ins Laufen bringen wollen. So testen derzeit mit Hilfe von TINK und mit finanzieller Unterstützung des Landes Bayern sieben Gemeinden Fahrradtransportsysteme: Freising, Lindau, Marktredwitz, Markt Cadolzburg, Passau, Lechbruck am See und Würzburg.

Walter erklärt, wichtig sei es, sich in den Kommunen zunächst selbst klarzumachen, warum man ein solches Verleihsytem anbieten wolle. Und das sollte möglichst auch mit einer langfristigen Perspektive verbunden sein. Zu Beginn gebe es meist hohe öffentliche Zuschüsse für die Investitionen. Man müsse sich aber darauf einstellen, dass man zwar in der Regel mit einem der Radverleih-Dienstleister kooperiere, der sich aber meist nicht allein aus den Verleihgebühren finanzieren könne. Es ist also dauerhaft Geld im Gemeinde­haushalt einzuplanen.

Attraktive Systeme für Lastenräder

Weiterhin, so Walter, sei es sehr hilf­reich, wenn es in der Stadt einen Küm­merer oder eine Kümmerin gebe. „Und möglichst sollte der- oder die­jenige das mit einer gewissen Leidenschaft tun.” Die Systeme sind zunächst nicht unbedingt Selbstläufer und benötigen einen längeren Atem. Wie Walter berichtet, sei in Konstanz ein entscheidender Schritt gewesen, die Lastenräder von zunächst 26 auf 70 aufzustocken. Denn damit sei in der Regel immer ein Rad verfügbar, wenn es jemand nutzen wolle. Als Faustregel nennt Walter das Verhältnis von einem Lastenrad auf 1000 Einwohner:innen.

Der finanzielle Aufwand hängt da­bei auch von der Servicequalität ab. Muss etwa ein Rad immer an die Ausleihstation zurückgebracht werden oder gibt es verteilt im Gemeindegebiet mehrere Anlaufstellen? Dann muss sich auch jemand darum kümmern, Räder eventuell je nach Nachfrage auf die Stationen zu verteilen.

Gute Beispiele in Bayern

Marktredwitz ist eine der ersten Gemeinden, die das bayerische Förderprogramm für den Aufbau von Lastenradsystemen genutzt haben. Im Mai 2022 sei es mit zehn Transporträdern ge­star­tet, berichtet der kommunale Klimaschutzmanager Christopher Thieser. Und aus seiner Sicht war das durchaus erfolgreich. Allein im angebrochenen Jahr 2022 seien die Räder mehr als 1200mal ausgeliehen worden. Dabei stünden sie im Winter nicht zur Verfügung. Sie würden dann eingemottet, weil in der Region oft mit viel Schnee zu rechnen sei.

„Die meisten Leute haben es direkt sehr gut angenommen“, sagt Thieser. Doch Marktredwitz habe ein großes Problem mit Vandalismus an den Rädern. Und noch habe man nicht herausgefunden, worin der Grund liegt. Die anderen Kommunen, die sich am Programm des Landes be­tei­ligen, seien von solchen Problemen verschont ge­blie­ben.

Da jetzt weniger Räder aufgrund der immer wieder erforderlichen Instandsetzungen zur Verfügung stün­den, sei die Zahl der Ausleihen auf bislang 580 im Jahr 2023 zurückgegangen. Dies könnte noch ein Beleg dafür sein, dass mit einer eventuell zu geringen Zahl an Lastenrädern die Attraktivität des gesamten Systems sinkt. Denn das Interesse sei vorhanden, sagt Thieser. Denn viele der potenziellen Nutzer:innen fragen nach, wie es um die Räder stehe.

8.11.2023 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

Dieser Artikel ist original in der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabo mit drei Ausgaben!

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