Bidirektionales Laden: Studie sieht 2035 acht Mio. Fahrzeuge bereit

Zwei Ladesäulen mit blauen Steckern vor Fahrzeugen im Hintergrund.Foto: Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Das bidirektionale Laden würde ermöglichen, dass E-Fahrzeuge als Speicher zur Verfügung stünden.
Fahrzeuge, die in der Lage sind, bidirektional zu laden, könnten künftig ein gewaltiges Speichervolumen zur Verfügung stellen. Dafür müssten aber dringend die Rahmenbedingungen geschaffen werden, so eine neue Studie.

Eine Studie sieht eine aussichtsreiche Zukunft für bidirektionales Laden voraus, für die 2035 rund acht Millionen Fahrzeuge bereit stehen könnten. Wie die Rahmenbedingungen aussehen müssten, damit das so weit kommen kann, beleuchtet die Studie „Bidirektionales Laden in Deutschland – Marktentwicklung und Potenziale“. Herausgeber sind die nordrhein-westfälische Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate und die baden-württembergische Landesagentur e-mobil BW.

Laut einer Pressemitteilung berücksichtige die Studie die aktuelle und künftige Marktentwicklung und verschiedene Rahmenbedingungen. Ulf C. Reichardt, Vorsitzender der Geschäftsführung von NRW.Energy4Climate: „Mit dem bidirektionalen Laden von Elektrofahrzeugen sind große Hoffnungen verbunden.“ Es gehe dabei um die Entlastung der Stromnetze und der Zwischenspeicherung großer Mengen Erneuerbare Energie. „Die frühzeitige Implementierung der Technologie ist jedoch wichtig, um möglichst viel von diesem Potenzial heben zu können“, so Reichardt.

Potenzial: 380 Gigawattstunden mobile Speicher

Laut den Berechnungen der Studie werden im Jahr 2035 rund 33 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Unter Berücksichtigung der von den Fahrzeugherstellern kommunizierten Planungen seien bis 2035 circa 65 Prozent dieser Fahrzeuge technisch in der Lage, bidirektional zu laden. Jedoch werden nicht alle davon die benötigte Ladeinfrastruktur vorfinden. Somit ergebe sich ein Potenzial von circa 7,6 Millionen Fahrzeugen, die tatsächlich bidirektional Laden können. Mit dieser Menge an Fahrzeugen stünden bis zu 380 Gigawattstunden als mobiler Speicher zur Verfügung. Dies wäre dreimal so viel wie der deutschlandweite Bedarf an stationären Batteriespeichern. Bisher aber ist bidirektionale Ladefähigkeit noch eine Ausnahme.

Es fehlen Standards und Schnittstellen

Für eine flächendeckende und wirtschaftliche Einführung der Technologie sei aber die Klärung der regulatorischen Rahmenbedingungen wichtig. In diesem Feld bestehe der größte Handlungsbedarf. Auch aus technischer Sicht fehle die Einigung auf Standards und Schnittstellen. Nur so lasse sich bidirektionales Laden herstellerübergreifend umsetzen und ließen sich Produkte auf den Markt bringen.

Laut den Berechnungen hätten mit dem Bestand an reinen Elektrofahrzeugen im Jahr 2023 in Deutschland bereits zehn Gigawatt an Speicherleistung zur Verfügung stehen können. Eine Nachrüstung der Bestandsfahrzeuge auf bidirektionales Laden sei technisch allerdings kaum umsetzbar, so dass ausschließlich zukünftige Neufahrzeuge in Frage kommen. Wie die Studie aber aufzeige, berücksichtigten Autohersteller erst bei wenigen Modellen die Befähigung der Fahrzeuge für bidirektionales Laden.

Um die Potenziale des bidirektionalen Ladens erfolgreich nutzen zu können, müssen die Maßnahmen der einzelnen Akteure zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Vor einem flächendeckenden Rollout der Technologie müssen zunächst die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen seitens der Industrie und Politik geklärt werden. Damit sich tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln können, sei intensive Kommunikation und Information zu den Vorteilen des bidirektionalen Ladens für die Nutzer:innen Voraussetzung.

9.11.2023 | Quelle: Energy4Climate NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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