Gewerbe-PV: Bürokratieabbau für Herkunftsnachweise gefordert

PV-Module auf einem Gewerbedach.Foto: Val Thoermer / stock.adobe.com
Vereinfachte Herkunftsnachweise für grünen Strom könnte die PV auf Gewerbedächern etwa beim Mieterstrom voranbringen, sagt Dienstleister Node.energy.
Die Unternehmen Node.energy und WI forderen eine Vereinfachung bei der Zertifizierung von Grünstrom mit Herkunftsnachweisen. Statt einem teuren Umweltgutachter könnte ein einfacher Nachweis über ein geeichtes Messsystem die Gewerbe-PV voranbringen.

Mehrere PV-Unternehmen machen sich für den Bürokratieabbau für Herkunftsnachweise von PV-Strom aus Gewerbeanlagen stark. So wies der Digitalisierungsspezialist Node.energy darauf hin, dass die Zertifizierung von Grünstrom aus PV-Anlagen richtig sei. Doch zugleich sei dieser Prozess praktisch bei mehr als 1.000 gewerblichen PV-Anlagen in Deutschland nicht möglich. Der Grund seien bürokratische Prozesse aus der Zeit einer zentralisierten Energieerzeugung. Dafür gebe es aber eine Lösung.

Um Herkunftsnachweise für erzeugten Grünstrom zu erhalten, muss dieser nachweislich aus erneuerbaren Energiequellen stammen und darf nicht zusätzlich eine EEG-Förderung erhalten. Bei gewerblichem Mieterstrom treffen beide Kriterien zu. Dieses Modell ermöglicht Betreibern von PV-Anlagen auf Gewerbeimmobilien, ihren grünen Strom direkt an Unternehmen am gleichen Standort zu verkaufen. Doch in der Praxis sei es aktuell nahezu aussichtslos, den erzeugten Strom über Herkunftsnachweise zertifizieren zu lassen. Daher muss dieser Strom als „Graustrom“ auf Grundlage des aktuellen Strommixes in Deutschland ausgewiesen werden.

Die Ursache seien unflexible Marktprozesse, die noch darauf ausgerichtet sind, dass Grünstrom ausschließlich über das öffentliche Netz geliefert wird. Um den vor Ort genutzten Strom beim zuständigen Umweltbundesamt zertifizieren zu können, ist daher ein aufwändiger Prozess notwendig, bei dem ein teurer Umweltgutachter die erzeugten Strommengen bescheinigen muss. Matthias Karger, CEO von node.energy, erläutert: „Ein Umweltgutachten kostet nicht nur unverhältnismäßig viel Zeit, sondern macht die Beantragung der so dringend von der Wirtschaft geforderten Herkunftsnachweise absolut unrentabel.“

Alternative: Einfacher Nachweis über geeichtes Messsystem

Die aktuelle Situation habe ferner konkrete Nachteile sowohl für Anbieter als auch Abnehmer von gewerblichem Mieterstrom. Andreas Bombarding, Technischer Direktor des bundesweit agierenden Photovoltaik-Projektierers WI Energy, realisiert zahlreiche PV-Projekte mit Strom-Direktlieferung (On-Site-PPA) an Unternehmen. „Strom, den wir direkt aus PV-Anlagen an unsere Kunden liefern, müssen wir als Graustrom (gewöhnlicher Netzstrom) ausweisen, obwohl dieser 100 % klimaneutral ist“, sagt er. „Das kann man keinen Kunden klarmachen, aber leider müssen wir uns hier an die gesetzlichen Vorgaben halten.“

Bereits über 240 Kunden mit einem Projektvolumen von mehr als 100 MWp installierter Leistung setzen mit Unterstützung von node.energy gewerbliche Mieterstrom-Projekte um. Node.energy fordert daher unverzügliches Handeln vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Die Pflicht für ein Umweltgutachten müsse wegfallen. Ersatz böte der einfache Nachweis über die erzeugten Strommengen mit einem geeichten Messsystem. Dies sei bereits bei Stromsteuermeldungen sowie im Rahmen des EEG marktübliche Praxis. Darüber hinaus muss die Anmeldung von Herkunftsnachweisen auf digitalem Weg für Unternehmen deutlich erleichtert werden. „Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, die dezentrale Energiewelt in Deutschland voranzubringen. Dabei darf es nicht an bürokratischen Hürden scheitern“, so Karger.

14.11.2022 | Quelle: Node.energy | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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