ZSW: Forschung für zweites Leben von PV-Modulen

Gewerbeschrägdach mit Anlagen aus gebaruchten PV-ModulenFoto: Heinz Husen / buhck Gruppe
Der Umweltdienstleister buhck Gruppe - zu dem auch die 2nd Life Solar zählt - betreibt auf seinen Dächern Solaranlagen aus gebrauchten PV-Modulen.
Das ZSW will mit einem Partner-Forschungsprojekt dazu beitragen, möglichst vielen ausrangierten PV-Modulen ein zweites Leben zu ermöglichen. Es geht dabei unter anderem um die Skalierung von Prüfverfahren.

Zusammen mit Partnern führt das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ein Forschungsprojekt für ein zweites Leben von PV-Modulen durch. Ziel des Projektes sei, gebrauchte PV-Module effektiver und mit hohem Durchsatz zu prüfen. Außerdem wollen die Partner laut einer Mitteilung neue Reparaturmöglichkeiten entwickeln, um die Entsorgungsmenge von PV-Modulen zu reduzieren. Das Vorhaben RENEW erhält zudem eine Förderung des BMWK. Das Akronym RENEW steht für die Reparatur und Wiederverwendung von PV-Modulen. Neben dem ZSW sind die Unternehmen 2nd Life Solar, HaWe Engineering sowie Elmed Dr. Ing. Mense beteiligt.

70 Prozent der ausrangierten PV-Module noch betriebsfähig

Durch die rasante technologische Entwicklung der Modultechnik allein in den letzten zehn Jahren sind neue Module aus ökonomischen Gründen aufgrund der höheren Leistung auf gleicher Fläche für Kraftwerksbetreiber attraktiv. Deshalb ersetzen Betreiber beim Repowering alte Module durch neue und leistungsstärkere Module, obwohl diese noch betriebsfähig wären. Die umfangreiche Erfahrung mit feldgealterten Modulen des ZSW-Solarlabors Solab zeigt, dass bei einem Großteil der Module auch nach mehr als 20 Jahren Betriebszeit kaum Leistungsdegradationen zu sehen sind. Dies gelte insbesondere bei Standorten mit gemäßigtem Klima wie Mitteleuropa. Nach Erfahrungen des Projektpartners 2nd Life Solar seien momentan noch rund 70 Prozent der aussortierten Module direkt betriebsfähig. Um diese Zahlen weiter zu verbessern, wollen die Partner verschiedene Reparaturlösungen qualifizieren.

Hinzu kommt, dass die Summe an Altmodulen, die fachgerecht entsorgt werden, nicht den erwarteten Mengen entsprechen und sich die Frage stellt, wo diese Module als ungeprüfter Elektroabfall landen – so die 2nd Life Solar GmbH aus der Abfallverwertungsindustrie. Deren Forschungsteam orientiert sich deshalb an dem Prinzip der Circular Economy. Vor dem Recycling der Module überprüfe es deshalb die Funktionsfähigkeit. Ist diese gegeben, stehe einem zweiten Leben des Moduls nichts im Wege.

Die Langlebigkeit von PV-Modulen, aber auch die Reparaturfähigkeit und Prüfmöglichkeiten nach Jahren der Verwendung, sind Grundpfeiler für die Zukunft. Da viele Hersteller am Ende der Lebenszeit eines Moduls für die Kunden nicht mehr greifbar sind, erkennt das Projekt den großen Bedarf, die Reparatur- und Wiederverwendungsmöglichkeiten deutschlandweit zu verbessern.

Maximilian Engel, Projektkoordinator des RENEW-Projekts am ZSW, fasst zusammen: „Der Markt für gebrauchte Module wächst rasant, denn die Ausbauziele für die Photovoltaik sind hochgesteckt. Hierfür brauchen wir jedes Modul – ob neu oder gebraucht – bis zum Ende seiner Betriebsfähigkeit im Betrieb. Hierzu gilt es, gebrauchte Module effizient und damit kostengünstig mit hohem Durchsatz zu qualifizieren und gegebenenfalls zu reparieren, um sie weiter in Betrieb zu halten.“ Neben dem Einsatz in kleineren Inselanlagen sowie als Balkonkraftwerke besteht die Möglichkeit, aufgrund der hohen Menge an feldgealterten Modulen auch ganze PV-Parks mit gebrauchten Modulen auszustatten.

Deutschlandweite Skalierung geplant

Ein Projektpartner, der die Qualitätsprüfung von gebrauchten Photovoltaikmodulen bereits durchführt und feldgealterte Module nach aufwendiger Prüfung wiederverkauft, ist 2nd Life Solar. Um dem steigenden Bedarf nachzukommen, will das Unternehmen sein Konzept weiter ausbauen. Eine solche Skalierung bedarf belastbarer Prozessstandards für mobile und stationäre Qualitätstest. Durch die Hochskalierung der Prozesse erhoffen sich die Projektpartner eine Reduzierung von ungeprüftem Elektroschrott, der ins Ausland transportiert wird.

Um die Prüfung zu optimieren, kooperiert das Projektteam mit Elmed Dr. Ing. Mense GmbH. Elmed ist auf Prüfgeräte aus der Beschichtungsindustrie spezialisiert und kann damit eine Prüfung bei geringster Materialbelastung der Beschichtung durchführen. Die HaWe Engineering GmbH wird in einer Feldstudie die Projektergebnisse in verschiedenen PV-Anlagen zur Anwendung bringen, um eine Qualifizierung von gebrauchten Modulen bereits vor Ort möglich zu machen.

Kriterienkatalog für ältere PV-Anlagen

Projektkoordinator von RENEW ist das ZSW. Mit dem Solarlabor Solab besitzt es langjährige Erfahrung mit feldgealterten Modulen. Die Prüfungen, die am ZSW durchgeführt werden, behandeln die Degradation von PV-Modulen, Rückseitenfolienanalyse und Materialanalyse. Zudem schöpft das Projektteam aus den Ergebnissen eines vorausgegangenen Projekts. Untersuchungen an beschädigten Rückseitenfolien mündeten am Projektende in einen umfassenden Kriterienkatalog, um Moduldefekte zu bewerten. Durch RENEW will das ZSW die Qualität der Prüfung von Altmodulen steigern und skalierbar machen.

16.11.2023 | Quelle: ZSW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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