Naturstroms neuer Stromtarif: Variabel per Index-Kopplung

Grafik zeigt Windstrom-Erzeugung und Entwicklung der Strompreise, Im- und Exporte sowie Emissionen aus dem Jahr 2022 - Symbol für variabler StrompreisGrafik: Agora Energiewende, Screenshot: Solarserver (2022)
Exemplarischer Screenshot des "Agorameters": Wenn viel Ökostrom zur Verfügung steht, sinken die Marktpreise für Strom.
Der Ökoenergieanbieter Naturstrom bringt einen neuen Tarif namens naturstrom flex auf den Markt. Der variiert zwar, ist aber kein dynamischer Tarif im eigentlichen Sinne. Wird es zu teuer, greift zudem die Strompreisbremse.

Ein variabler Stromtarif, der kein Smartmeter benötigt – so bewirbt Naturstrom seinen neuen Tarif natustrom flex. Dahinter steht eine Kopplung an zwei Indizes an der Europäischen Energiebörse in Leipzig (EXX). Zu 88 Prozent bemisst sich der variable Stromtarif nach dem Grundlastindex „Phelix Baseload“, zu 12 Prozent nach dem Spitzenlastindex „Phelix Peak“. Um die eigenen Kosten im Energiehandel abzudecken, multipliziert Naturstrom diese börseninduzierten Preisbestandteile mit dem Faktor 1,15.

Strompreisbremse ist der Deckel

Angepasst wird der Tarif monatsweise. „Bis zum 20. eines Monats informieren wir unsere Kund:innen über den Preis des Folgemonats und wie er sich zusammensetzt“, erklärt Kirsten Nölke, Vorständin der Naturstrom AG. „Sie können so schneller von sinkenden Großhandelspreisen profitieren, bewahren gleichzeitig aber ihre Planungssicherheit.“ Dass sich die Planungssicherheit bei steigenden Großhandelspreisen nicht im vorherigen Ankündigen eines möglicherweise sehr hohen Tarifs erschöpft, verdankt Naturstrom der Strompreisbremse. Steigt der Strompreis auf mehr als 40 Cent, wird er nämlich weiterhin gesetzlich gedeckelt. Die Risiken sind also staatlich abgesichert, während die Naturstrom-Kunden von den Niedrigpreiszeiten profitieren können. Das Konzept hat gewisse Ähnlichkeit mit der früher asymetrisch gestalteten Marktprämie – in deren Fall wurden Erzeuger gegen zu niedrige Preise abgesichert, während sie die Gewinne bei hohen Preisen behalten konnten.

Dass sich ein als Ökostromanbieter überhaupt direkt auf den Börsenpreis bezieht, begründet Naturstrom damit, dass sich auch seine Einkaufspreise mittlerweile indiziert seien. „Jeden Monat ändert sich der Arbeitspreis und richtet sich dabei nach den aktuellen Preisen an der Strombörse. Denn diese bestimmen das allgemeine Marktniveau – auch für unsere Beschaffung direkt bei Ökostrom-Anlagenbetreibern.“

Variabler Stromtarif ohne Smartmeter – und ohne Anreiz zu Verbrauchsverlagerung

Da sich der variable Stromtarif nach dem Index an der Strombörse richtet und nicht nach dem eigenen Verbrauchsprofil, braucht man dafür kein Smartmeter. „So bietet naturstrom flex den idealen Einstieg für alle, die auch ohne Smart Meter näher dran sein wollen am Geschehen der Strombörse“, erklärt Nölke. Allerdings: Dass variable und dynamische Stromtarife im Zuge der Energiewende ein Mittel sein sollen, um die Verlagerung des Stromverbrauchs in Zeiten mit hoher Ökostrom-Erzeugung anzureizen, geht bei diesem Ansatz unter.

Zielgruppe sind Haushalte mit einem Jahresverbrauch bis 10.000 kWh. Ein herkömmlicher Stromzähler genügt, es muss kein intelligentes Messsystem installiert werden. Da der Tarif sich jeden Monat ändert, sollen die Kundinnen und Kunden jedoch den monatlichen Zählerstand per Foto übermitteln. Geschieht das nicht, wird die Verteilung auf die Monate anhand des Jahresverbrauchs geschätzt. Wer ein Smartmeter mit Fernauslesung nutzt, erspart sich diesen Aufwand.

Naturstrom betont, dass auch im neuen Flex-Tarif die bekannten Qualitätskriterien für Ökostrom gelten. Zudem beträgt die Kündigungsfrist lediglich vier Wochen. Steigen die Börsenstrompreise also zu sehr oder endet die Strompreisbremse, kann man schnell in einen statischen Tarif wechseln.

23.11.2023 | Quelle: Naturstrom | © Solarthemen Media GmbH

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