Bernreuter Research sieht Polysilizium-Industrie vor dritter Pleitewelle
Der chinesische Polysilizium-Marktführer Tongwei werde 2024 einen harten Verdrängungswettbewerb einläuten, heißt es in der Pressemitteilung von Bernreuter Research. “Tongwei plant, nächstes Jahr eine neue Produktionskapazität von 575.000 Tonnen in Betrieb zu nehmen, während wir ein Marktwachstum von maximal 200.000 Tonnen erwarten”, sagt Johannes Bernreuter, Kopf von Bernreuter Research und Autor des Polysilicon Market Outlook 2027.
Massives Überangebot von Polysilizium im Jahr 2024 erwartet
Die Polysilizium-Knappheit in den Jahren 2021 und 2022, die den Spotpreis auf fast 40 US$/kg hochtrieb, habe in China viele Neueinsteiger in die Industrie gelockt. Bernreuter Research sieht sich in der neuen Marktanalyse 36 Firmen genauer an. Davon hätten 14 begonnen, eine neue Polysilizium-Fabrik zu bauen oder bereits hochzufahren. Neben Tongwei hätten auch andere führende Hersteller ihre Produktion ausgeweitet. “Würden alle neuen Kapazitäten 2024 hochgefahren, dann würde das Überangebot auf 1,4 Millionen Tonnen anschwellen”, sagt Bernreuter. „Mit seinen niedrigen Herstellungskosten und der bewährten Produktqualität wird Tongwei die meisten, wenn nicht gar alle, Neueinsteiger aus dem Markt drängen.”
Insgesamt werde die dritte Welle der Marktbereinigung in der Polysilizium-Industrie eine Kapazität von bis zu 2,4 Millionen Tonnen eliminieren. In der zweiten Welle von 2018 bis 2020 waren laut Bernreuter 275.000 Tonnen weggefallen, in der ersten Welle von 2010 bis 2013 waren es 135.000 Tonnen. Für 2024 erwartet Bernreuter, dass der Polysiliziumpreis das bisherige Allzeit-Tief von 6,75 US$/kg unterschreiten wird, das im Juni 2020 erreicht wurde.
US-Gesetz gegen uigurische Zwangsarbeit schützt nicht-chinesische Polysilizium-Hersteller
Chinas Anteil am weltweiten Polysilizium-Ausstoß 2023 werde auf 90% steigen wird, der bei Solarqualität sogar auf 92,5%. Im Jahr 2021 lag der Anteil von China am Solar-Polysilizium laut Bernreuters damaliger Analyse bei rund 80 %. Die nicht-chinesischen Hersteller Wacker, OCI, Hemlock Semiconductor und REC Silicon sieht Bernreuter von der Marktbereinigung ausgenommen. Der Grund dafür ist das US-Gesetz zur Verhinderung uigurischer Zwangsarbeit, das den Import von Produkten aus der uigurischen autonomen Region Xinjiang in Nordwestchina verbietet. Die Vorschrift habe einen separaten, höherpreisigen Markt für nichtchinesische Polysiliziumhersteller geschaffen, die kein metallurgisches Silizium aus Xinjiang als Rohstoff nutzen.
Quarz für Solarzellen könnte knapp werden
Die Marktbereinigung in China komme, obwohl die größte Abnehmerin der Polysilizium-Industrie, die Solarbranche, rasant wachsen werde. Im Gegensatz zu anderen Marktforschern geht Bernreuter davon aus, dass die jährlichen PV-Installationen von 425 GW im Jahr 2023 auf 1.100 GW im Jahr 2027 steigen werden, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 26,8 % entsprechen würde. “Traditionelle Prognose-Modelle haben das PV-Wachstum meistens unterschätzt. Deshalb haben wir einen aggressiveren Ansatz gewählt”, erläutert der Analyst. Das rasante Wachstum wird eine starke Nachfrage nach metallurgischem Silizium befeuern, das aus Quarz (SiO2) hergestellt wird. “Die Konsequenz ist unvermeidlich: Quarz für metallurgisches Silizium wird in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts knapp werden”, sagt Bernreuter voraus.
Der 102-Seiten starke Polysilicon Market Outlook 2027 enthält Szenarien zu Angebot und Nachfrage, detaillierte Prognosen zu Polysilizium-Preisen bis einschließlich 2027, die jüngsten Reinheits- und Kostendaten zum vorherrschenden Siemens-Prozess und der Fließbettreaktor-Technologie sowie viele andere Markttrends. Neben umfassenden Informationen über den Polysilizium-Markt enthält er auch Details zu Solar- und Halbleitermärkten. Er ist ausschließlich als Printversion erhältlich. Ein Einzelexemplar kostet 2.990 Euro.
28.11.2023 | Quelle: Bernreuter Research | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH