Förderausschluss für unverglaste Luftkollektoren in der Kritik

Im Bild eine solare Lufterwärmung mit unverglasten Fassadenelementen in Kanada.Foto: Trigo Energies
Die solare Lufterwärmung durch perforierte Fassadensysteme ohne Glasabdeckung kann als Quelle für Wärmepumpen dienen oder direkt zur Hallenbeheizung genutzt werden.
In der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG EM) sind Kollektoren ohne transparente Abdeckung nicht förderfähig. Anbieter von Systemen zur solaren Lufterwärmung durch perforierte Fassadensysteme ohne Glasabdeckung sehen sich dadurch benachteiligt.

Die Nachfrage nach Anlagen für die solare Lufterwärmung zur Trocknung in der Landwirtschaft sowie zur Beheizung von Lagerhallen, Fabriken und Sporthallen steigt in Deutschland. „Die landwirtschaftliche Trocknung ist für uns ein sehr wichtiger Absatzmarkt. Wir erhalten regelmäßig Anfragen von Biomassebetrieben für Trocknungsanlagen“, sagt Rudolf Ettl, Leiter der Solarlufttechnik bei Grammer Solar in Deutschland. „Gewerbliche Anlagen machen mittlerweile die Hälfte unseres Umsatzes aus, Tendenz steigend.“ Das liegt auch an der guten Förderung. Landwirtschaftliche Trocknungsanlagen mit verglasten Luftkollektoren sind durch das Bundesprogramm für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) förderfähig.

Allerdings machen die Förderstellen in Deutschland einen großen Unterschied, je nachdem ob die Luftkollektoren eine transparente Abdeckung haben oder nicht. In der EEW-Förderung ist als technische Voraussetzung für die Förderung nur ein Solar Keymark Zertifikat gefordert. Anders sieht es in der Bundesförderung für effiziente Gebäude Einzelmaßnahmen (BEG EM) aus. In diesem Programm sind Kollektoren ohne transparente Abdeckung auf der Vorderseite ausgeschlossen. Darunter fällt auch die die solare Lufterwärmung durch perforierte Fassadensysteme ohne Glasabdeckung. In den Programmteilen BEG Wohngebäude und BEG Nichtwohngebäude ist der Ausschluss von unabgedeckten Kollektoren nicht eindeutig, da diese in den Richtlinien nicht erwähnt sind. Gleiches gilt für das Förderprogramm Klimafreundlicher Neubau.

Kritik am Ausschluss von Kollektoren ohne transparente Abdeckung

„Es ist wettbewerbsverzerrend, dass die guten Erträge, die wir mit Fassadenluftheizungen erzielen, bei der BEG-Förderung nicht berücksichtigt werden“, sagt Michael Pulvers Mitbegründer und Geschäftsführer von KWhplus. KWhplus ist ein im Jahr 2022 gegründeter deutscher Entwickler von solaren Luftheizungssystemen. Neben Logistikanlagen, Produktionshallen und Hangars in der Luftfahrt will KWhplus nun auch solare Luftheizungssysteme für Sporthallen anbieten. Die unbedeckten Luftkollektoren, die aus gelochten Trapezblechen bestehen, bezieht das Unternehmen von der kanadischen Firma Trigo Energies. In Nordamerika wurden die Anlagen von Trigo Energies in den letzten Jahren auf ihre Effizienz hin überprüft und KWhplus verfügt eigenen Angaben zufolge über genügend Messdaten, um zu belegen, dass diese Art der Solarnutzung zu den effizientesten Lösungen gehört.

Solar Keymark für solare Lufterwärmung mit unverglasten Kollektoren

Stefan Mehnert, Leiter des Testlabors Solarthermie am Fraunhofer ISE, hat im Jahr 2022 mehrfach Gespräche mit dem zuständigen Wirtschaftsministerium und dem Programmverwalter BAFA geführt, um darauf hinzuweisen, dass die pauschale Aussage, alle Kollektoren ohne transparente Abdeckung von der Förderung auszuschließen, aus seiner Sicht nicht mehr zeitgemäß ist. „Leider waren wir damit nicht erfolgreich und das betrifft jetzt vor allem Fassadenluftkollektoren“, berichtet Mehnert. Das Fraunhofer ISE hat in den vergangenen Jahren mehrere unverglaste Luftkollektorsysteme nach dem Solar Keymark Schema geprüft und Prüfzertifikate ausgestellt (siehe folgende Tabelle). Insofern erfüllen die unverglasten Luftkollektoren durchaus die Förderbedingungen, nach denen Kollektoren ein Solar Keymark-Zertifikat haben müssen.

HerstellerBauartPordukt-BezeichnungBruttoflächeoptischer Wirkungsgradspezifischer Kollektor-Jahresertrag (Würzburg, 25 °C)
Cona, ÖsterreichverglastCCS+2,05 m20,772501 kWh/m2
Grammer Solar, Deutschlandmit GlasabdeckungGLK-M, GLK-F2,51 m20,794581 kWh/m2
SolarVenti, Dänemarkmit Polycarbonat-AbdeckungSV14NS1,39 m20,639k.A
Trigo Energies, Kanadamit Polycarbonat-AbdeckungCalento SLG2,6 m20,441232 kWh/m2
Trigo Energies, KanadaunverglastCalento SL2,56 m20,895k.A.
Quelle: Solar Keymark Database

Solarfassadenanlagen effizient bei luftbeheizten Gebäuden

Allerdings kann bei offenen Luftkollektoranlagen kein Jahresertrag ermittelt werden, wie es bei geschlossenen Luftkollektoranlagen möglich ist. „Bei offenen Kollektoren können wir nur Momentanwerte ermitteln, aus denen sich aber keine Wirkungsgradkurve berechnen lässt“, erklärt Mehnert. Die Wirkungsgradkurve ist aber Voraussetzung für die Berechnung des Jahresertrages. Für Flüssigwärmekollektoren ist neben dem Solar Keymark ein Mindestertrag von 525 kWh/m²a Voraussetzung für die Förderung in Deutschland. Luftheizungskollektoren sind von dieser Mindestertragsanforderung ausgenommen.

„Es gibt in Deutschland eine große Anzahl luftbeheizter Gebäude, deren Heizenergiebedarf durch eine Vorwärmung der Zuluft mit Solarfassadenanlagen deutlich reduziert werden könnte. Eine effiziente Wärmewende sollte diese wichtige Technologie nicht außer Acht lassen“, so Mehnert.

Dieser Artikel ist im Original in einer längeren Fassung auf der englischsprachigen Plattform solarthermalworld.org erschienen.

Im Bild das Titelbild vom Solarthermie-Jahrbuch SOLARE WÄRME 2023.

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