Karlsruher Modellquartier „Smart East“ setzt Arbeit in EU-Projekt „WeForming“ fort
In einem Gewerbemischgebiet in der Karlsruher Oststadt haben die Projektpartner mehrere Bestandsgebäude zu einem energieoptimierten und smarten Quartier verbunden, heißt es in der Pressemitteilung des Forschungszentrum Informatik (FZI). Das Modellquartier Smart East war im März 2021 gestartet. Das Reallabor-Projekt erhielt 1 Million Euro Förderung vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Die Projektpartner kamen aus Forschung, IT- und Energie-Unternehmen.
Die Gebäude haben klangvolle Namen wie FZI House of Living Labs, Technologiefabrik, Cyberforum Netzwerk, Mehrgenerationenhaus Hoepfner Areal, iWerkx und Hoepfner-Villa. Die Projektpartner statteten sie mit Smart Metern aus und vernetzten das Modellquartier auf der Smart-East-Quartiersplattform von Seven2one. So konnten sie alle Energieströme des Quartiers – ob Strom, Wärme oder Mobilität – digital live erfassen und optimieren.
Während des Projekts entstanden zudem Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 640 kW, die 22 Prozent des Stromverbrauchs im Quartier decken. Die Investitionen dafür lagen bei rund 750.000 Euro. Um die E-Mobilität zu integrieren, bauten die Partner zudem eine Ladeinfrastruktur mit fast 50 Ladepunkten auf. Die CO2-Emissionen im Quartier sanken laut der Forschungsgruppe um 270 Tonnen jährlich, was 17 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes des Quartiers ausmacht.
Software as a Service für Mieterstrom und Ladeangebot entwickelt
Ein weiteres Ziel des Reallabors Smart East war es, digitale Geschäftsmodelle für Energieversorger und Quartiersbetreiber zu erproben. Mit Hilfe der Stadtwerke Karlsruhe entstanden zwei Geschäftsmodelle für den Betrieb der Ladeinfrastruktur sowie für die PV-Nutzung in einem Mieterstrom-Modell. Die Badische Energie-Servicegesellschaft BES prüft die Modelle nun, und will sie gegebenenfalls im Markt nutzen. Zwei im Verlauf des Projektes entstandene Start-ups wollen dafür die IT-Infrastruktur in Form von Software as a Service (SaaS)-Leistungen zur Verfügung stellen. Als besonderen Erfolg sehen die Projektpartner, dass das Gewerbegebiet „Raumfabrik Durlach“ das Konzept von Smart East übernehmen will.
Im Rahmen des Horizon-Programms der EU setzen die Partner ihre Arbeit seit Oktober im Projekt „WeForming“ fort. In den nächsten drei Jahren soll das Reallabor Smart East zum „Netzstabilisator“ werden. Themen des EU-Projektes sollen Batteriespeicher, bidirektionales Laden von E-Fahrzeugen mit Rückspeisung, dynamische Stromtarife, Green Carsharing, Sektorkopplung sowie die optimierte Wärmeversorgung – zum Beispiel mit Wärmepumpen – sein. Dabei arbeiten die Karlsruher in einem Netzwerk mit insgesamt fünf weiteren Reallaboren und Partnerorganisationen aus elf europäischen Ländern.
Klimafreundliche Quartiere, die auf Sektorenkopplung setzen, haben laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur Dena besonders stark mit der komplexen Rechtslage zu kämpfen.
Quelle: FZI | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH