Vattenfall verkauft Fernwärme-Geschäft an Berlin

Blick über Kanal auf eine historische Fassade - Heizkraftwerk von Vattenfall für Fernwärme BerlinFoto: Vattenfall
Im Jahr 2001 stellte Vattenfall das Heizkraftwerk Charlottenburg von Kohle auf Erdgas um. Es soll um eine Power-to-Heat-Anlage ergänzt werden und perspektivisch auch Wasserstoff verfeuern.
Nach der Absichtserklärung von Ende Oktober ist es keine Überraschung mehr, nun aber entschieden: Die Fernwärme-Sparte von Vattenfall geht an das Land Berlin.

Am gestrigen Dienstag haben beide Seiten die Vereinbarung über die vollständige Übernahme der Fernwärme durch das Land Berlin unterschrieben, heißt es in der Pressemitteilung. Vattenfall versorgt mit seinem Wärmegeschäft in Berlin nach eigenen Angaben rund 1,4 Millionen Wohneinheiten mit Warmwasser und Wärme. Der Energiekonzern besitzt und betreibt in Berlin zehn große Heiz- und Heizkraftwerke sowie 105 kleinere Blockheizkraftwerke und verschiedene andere Anlagen. Das Wärmenetz hat eine Gesamtlänge von rund 2.000 Kilometern. Bereits Ende Oktober hatte Vattenfall erklärt, nun exklusiv mit dem Land Berlin über den Verkauf zu verhandeln.

In dem Fernwärme-Deal ist das gesamte Berliner Wärmegeschäft enthalten, einschließlich der Tochtergesellschaften der Vattenfall Wärme Berlin AG. Namentlich sind das 100 % der Vattenfall Wärme Berlin AG inklusive deren Beteiligung an der Fernheizwerk Neukölln AG, Berlin von 80,80% sowie die jeweils 100prozentigen Beteiligungen an der Vattenfall Energy Solutions GmbH und der Energy Crops GmbH.  

Darüber hinaus räumt Vattenfall dem Land Berlin eine Option zum Erwerb von Vattenfalls Anteilen an der Gasag ein, die unabhängig von dem Fernwärme-Deal ist. Die Gasag betreibt die Berliner Gasverteilungsnetze sowie Netze im benachbarten Brandenburg und ist der größte regionale Erdgasversorger für Industrie- und Privatkunden. Vattenfall hält – ebenso wie der französische Energieversorger Engie – 31,575 Prozent der Anteile, E.on 36,85 Prozent. 

Kaufpreis von rund 1,6 Milliarden Euro erwartet

Der Kaufpreis wird zum Stichtag 31. Dezember 2023 berechnet. Erst nach der Erstellung des Jahresabschlusses 2023 wird er endgültig feststehen. Auf Basis des Eigenkapitalwertes rechnet Vattenfall mit einem Kaufpreis von Grund 1,6 Milliarden Euro. Grundlage dafür ist ein Unternehmenswert von knapp unter 2 Milliarden Euro. Damit die Fernwärme bis 2030 wirklich zu 40 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt und auf den Pfad zur Klimaneutralität kommt, wird das Land Berlin in den nächsten Jahren noch mehr investieren müssen. Eine Zahl hierzu wird aber nicht genannt.

Mit dem Verkauf sollen rund 1.700 Beschäftigte der Vattenfall Wärme Berlin zum neuen Eigentümer wechseln. Vattenfall und das Land Berlin planen, die Transaktion im zweiten Quartal 2024 abzuschließen. Danach sollen auch weitere Mitarbeitende aus zentralen Funktionen wie Personal und Finanzen zum Wärmegeschäft wechseln.

Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Berliner Abgeordnetenhauses und der Freigabe durch das Bundeskartellamt. 

Mit dem Verkauf der Berliner Fernwärme steigt der schwedische Staatskonzern aus dem Wärmegeschäft in Deutschland aus. Die Hamburger Fernwärme ging bereits vor Jahren zurück an die Stadt.  Anna Borg, Präsidentin und Vorstandsvorsitzende von Vattenfall, betont aber:  „Deutschland bleibt ein Kernmarkt für Vattenfall.“ Sie verweist auf die Pläne für den Nordsee-Windpark „Nordlicht-Cluster“, das ab 2027 oder 2028 Windstrom liefern soll, der bilanziell für rund 1,6 Millionen Haushalte reichen würde.   

Quelle: Vattenfall | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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