TH Köln und SFV wollen Blaupause für Quartiersspeicher und PV entwickeln
Dass die Energiewende Speicher benötigt, ist keine Frage. Doch während Heimspeicher boomen und Großspeicher zumindest langsam in Fahrt kommen, sind Quartiersspeicher bisher sehr selten. Dabei könnte die gemeinschaftliche Nutzung in einem Quartier Ressourcenaufwand und Kosten deutlich senken. Laut der Technischen Hochschule Köln (TH Köln) und dem Solarenergieförderverein (SFV) scheitern Quartiersspeicher jedoch häufig an rechtlichen Hürden. Die TH Köln will nun in einem interdisziplinären Projekt eine Art Blaupause für die Kombination von PV-Anlagen und Quartiersspeicher erarbeiten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Vorhaben daher über die zweijährige Laufzeit mit rund 120.000 Euro.
Das Quartiersnetz soll dabei als Kundenanlage betrieben werden, teilt der SFV auf Anfrage des Solarserver mit. Den Betrieb übernimmt ein Dienstleister. „Der erste Quartiersspeicher ist es natürlich nicht. Bisher wurden die Projekte aber immer für einen konkreten Falle konzipiert. Das Ziel dieses Projektes ist eine, eine Art Baukasten zu entwickeln, aus dem man sich nach Bedarf Teile zusammenstellen kann. Mit einem juristisch sauberen und leicht handhabbaren Fahrplan sollen Interessierte das Konzept dann auf ihr Projekt übertragen können“, erklärt Susanne Jung, Geschäftsführerin des SFV, die Besonderheit des Vorhabens.
„Der Umbau des Energiesystems wird nur gelingen, wenn die Menschen stärker von den Vorteilen profitieren, also sauberen Strom vor Ort erzeugen, speichern und verbrauchen können“, sagt Eberhard Waffenschmidt, Professor am Institut für Elektrische Energietechnik der TH Köln und zugleich Vorsitzender des SFV.
Abrechnungskonzepte für PV-Quartiersspeicher erarbeiten und testen
Das Versuchsgebiet liegt im nordrhein-westfälischen Bergneustadt. Dort sollen die einzelnen Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Was nicht sofort in einem der Haushalte verbraucht wird, fließt in den gemeinsamen Quartiersspeicher, sofern dieser noch Kapazität hat. Für die Abrechnung von Energieflüssen in einem Gemeinschaftsspeicher gibt es bisher kein standardisiertes Konzept. Laut Waffenschmidt kann es durchaus kompliziert werden, wenn man alle Details erfassen will, zum Beispiel den Eigenverbrauch der Solaranlagen oder den zeitlichen Verlauf der einzelnen Strombezüge und Einspeisung in den Speicher. Von der Frage, welche Energieflüsse erfasst werden sollen, hänge es auch ab, welche Messtechnik man benötige. „Unser Ziel ist es, den administrativen und technischen Aufwand so gering wie möglich zu halten“, sagt Waffenschmidt.
Administrative Herausforderungen sind zum Beispiel das Abrechnen von Steuern und Netzentgelten, wenn der Strom teilweise aus dem Speicher und teilweise aus dem öffentlichen Netz kommt. Speicherbetreiber sollen in dem Projekt die Stadtwerke Solingen sein. Gemeinsam mit ihnen wollen die Forschenden unterschiedliche Abrechnungs- und Messkonzepte erarbeiten. Diese sollen im Projekt auch gleich juristisch geprüft werden. Dafür ist der Projektpartner Rechtsanwalt Markus Behnisch aus der Kanzlei Gaßner Groth, Siederer & Coll. Projektpartner zuständig. In der praktischen Anwendung testen die Partner dann das Sammeln und Auswerten der Daten. Die Erkenntnisse sollen schließlich zur Grundlage für ein Praxishandbuch werden. „Bisher werden kaum Quartierspeicher realisiert, weil die Umsetzung aufwändig erscheint und die Wirtschaftlichkeit oft unklar ist. Wir erwarten daher, dass eine beispielhafte Planung mit Best-Practice-Anwendungen zur Standardisierung von Speicherlösungen als Blaupause für weitere Projekte dient“, fasst Waffenschmidt zusammen.
Die Stadtwerke Solingen, die das gesamte Strom- und Wärmekonzept des Quartiers umsetzen, sind assoziierte Partner, ebenso wie der Projektentwickler und Erschließungsträger Eikamp.
Quelle: SFV, TH Köln | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH