Netzanschluss der Photovoltaikanlage: Hat das Warten ein Ende?

Im Bild ein Stecker vor Sonnenuntergang als Symbol für den Netzanschluss der Solaranlage.Foto: mm_201 / stock.adobe.com
Der Photovoltaik-Ausbau in Deutschland kommt voran und das hat Folgen. Oft wartet man Monate auf den Netzanschluss der Solaranlage, weil die Netzbetreiber nicht hinterher kommen. Digitale Lösungen und Neuregelungen im Zuge des geplanten Solarpaketes sollen Abhilfe schaffen.

Im Bundesland Bremen sind laut Bundesnetzagentur im Jahr 2023 stolze 29,7 Megawatt Photovoltaik-Leistung neu ans Netz gegangen. Das waren fast fünf mal so viel wie Jahr zuvor. Unter den mehr als 2.700 neuen PV-Anlagen befanden sich nur wenige größere Projekte. Der Großteil davon entfiel auf Balkonkraftwerke und Hausanlagen mit bis zu 10 Kilowatt Solarleistung. Die große Zahl der neuen Photovoltaikanlagen führte zu langen Wartezeiten beim Netzanschluss. Teilweise warteten Bürger:innen bis zu sechs Monate. Laut Netzbetreiber Wesernetz gab es im Jahr 2023 zeitweise 1.000 Netzanschlussbegehren in der Warteschleife. Mitte Januar waren immer noch rund 400 Altfälle unerledigt. Daher hat Wesernetz nun eine Task Force eingerichtet, um bis Ende März die Altfälle abzuarbeiten.

„Auch bundesweit kam es zu Verzögerungen beim Anschluss von Photovoltaik-Anlagen“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes BSW Solar. „Eine Ursache für verzögerte Netzanschlüsse liegt in der stark gestiegenen Anzahl an Netzanschlussbegehren, die zumeist infolge personeller Engpässe beim Netzbetreiber nicht mehr fristgerecht bearbeitet und geprüft werden können. Die personellen Engpässe sowie Lieferschwierigkeiten bei Komponenten führten auch beim Netzausbau zu Verzögerungen.“

Vereinfachtes Verfahren bis 10,8 Kilowatt Leistung

Dass EEG sieht vor, dass man Photovoltaik-Anlagen bis 10,8 Kilowatt Leistung auch ohne Anwesenheit des Netzbetreibers anschließen darf, wenn dieser nicht „innerhalb eines Monats nach Eingang des Netzanschlussbegehrens einen Zeitplan für die unverzügliche Herstellung des Netzanschlusses mit allen erforderlichen Arbeitsschritten“ übermittelt. Eine Frist, wie lange die „unverzügliche Herstellung des Netzanschlusses“ dauern darf, sieht das Gesetz aber nicht vor. Im Zuge der EU-Notfallverordnung gilt sogar für PV-Anlagen bis 50 Kilowatt Leistung, die bis zum 1 Juli 2024 installiert werden, dass die Genehmigung erteilt ist, wenn der Netzbetreiber nicht innerhalb eines Monats antwortet und die Leistung der PV-Anlage nicht die Kapazität des bestehenden Netzanschlusses übersteigt.

Meist hapert es beim Netzanschluss der Photovoltaikanlage an der Installation der erforderlichen Messeinrichtung, also des Stromzählers. Die Bundesnetzagentur hat Ende 2022 in einem Positionspapier festgelegt, dass eine Wartezeit von mehr als einem Monat ab der Beantragung der erforderlichen Messeinrichtung zu lang ist. Wird diese Frist nicht eingehalten, dürfen PV-Anlagenbetreiber:innen nach Einschätzung der Behörde die Messeinrichtung auf eigene Kosten übergangsweise betreiben. Diese Lösung dürfte für Heimanlagen aber weder organisatorisch noch wirtschaftlich praktikabel sein.

Solarpaket soll Vereinfachungen beim Netzanschluss der Photovoltaikanlage bringen

Im Zuge des Solarpakets 1, das derzeit im Bundestag auf Eis liegt, soll es Verbesserungen für den Netzanschluss von Photovoltaikanlagen geben. Balkonkraftwerke bis 800 Watt Leistung benötigen dann kein Netzanschlussbegehren und auch keine Anmeldung beim Netzbetreiber mehr. Zudem ist geplant, den vereinfachten Netzanschluss, der derzeit für Solaranlagen bis 10,8 Kilowatt Leistung gilt, bis 30 Kilowatt Leistung auszudehnen. Dies hätte zur Folge, dass der günstigste Netzanschlusspunkt automatisch der Hausanschluss ist. Netzbetreiber müssten dann für diese PV-Anlagen keinen Netzanschlusspunkt mehr bestimmen. Für die Umsetzung dieser Regelung müssen laut BSW schnelle, digitale Lösungen beim Netzanschlussbegehren realisiert werden. „Durch diese Regelung wird dem Netzbetreiber nochmal etwas mehr Druck bei der Umsetzung der digitalen Lösungen gemacht“, so Körnig.

Netzanschlussportale beschleunigen Verfahren

In Bremen hat sich die Situation mittlerweile gebessert. Wesernetz hat eine Online-Plattform eingerichtet, über die eingetragene Installationsbetriebe den Netzanschluss der Photovoltaikanlage beantragen können. Das hat die Verfahren beschleunigt und transparenter gemacht. Denn die Installateur:innen können nun den Stand der Dinge online einsehen. Allerdings können Planer:innen die Online-Plattform bei Wesernetz wie auch bei vielen anderen Netzbetreibern nicht nutzen. Das ist bei öffentlich ausgeschriebenen PV-Anlagen ein Problem, denn da sollte die Zusage für den Netzanschluss bereits vor der Ausschreibung vorliegen. „Einige Netzbetreiber haben darauf bereits reagiert, dort kann man sich als Planer registrieren“, sagt Körnig. Nach Einschätzung des BSW sind die Netzanschlussportale aber bei weitem noch nicht ausgereift. Es bestünden Probleme mit der Eingabe von Daten, insbesondere bei größeren Anlagen ab 1 Megawatt Leistung.

Autor: Jens Peter Meyer | © Solarthemen Media GmbH

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