Starker PV-Zuwachs in Bremen
Auch in Bremen kommt der Photovoltaik-Ausbau voran. Im kleinsten Bundesland kamen nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2023 rund 29,7 Megawatt Photovoltaik-Leistung hinzu. Im Jahr 2022 waren es nur 6,4 Megawatt. Damit stieg der Nettozubau im Vergleich zur gesamten Bruttoleistung in Bremen um 44,5 Prozent. Stärker wuchs der PV-Ausbau im Vergleich zur Bruttoleistung nur in Hamburg. Im Vergleich zum Solar-Spitzenreiter Bayern ist der Bremer Solarausbau pro Kopf aber immer noch fünfmal kleiner. Die Bürger:innen in Bremen und Bremerhaven installierten vor allem Balkonkraftwerke und andere Solaranlagen unter 5 Kilowatt Leistung, wie eine Auswertung der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens ergeben hat. Für große Photovoltaik-Freiflächenanlagen fehlt im Stadtstaat der Platz. Die wenigen Großanlagen, wie die im Herbst in Betrieb gegangene 9,3-MW-Anlage des Logistikcenters C3, installieren Industrie und Gewerbe auf Hallendächern.
In einer Potenzialanalyse ermittelt die Bremer Umweltbehörde zurzeit, inwieweit doch Raum für Freiflächen-PV genutzt werden kann. Auch Potenziale der Parkplatz-PV will Bremen nutzen wie Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf auf dem vom Energiekonsens veranstalteten Akteursforum Solar Mitte Januar ankündigte. Zudem arbeitet die Umweltbehörde an der Verordnung zum Bremer Solargesetz, das ab Juli auch bei Dachsanierungen den Einbau einer Photovoltaik-Anlage zu Auflage macht. Weil in Bremen viele Reihenhäuser mit kleinen Dachflächen stehen, ist die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik oftmals nicht gegeben. Daher gibt es Überlegungen eine Solarförderung aufzulegen, die soziale Härten abfedern soll.
Lange Wartezeiten beim Netzanschluss
Angesichts der mehr als 2.700 neuen PV-Anlagen im Jahr 2023, kam der örtliche Stromnetzbetreiber Wesernetz mit den Netzanschlüssen nicht hinterher. Zeitweise waren rund1.000 Netzanschlüsse überfällig. Mitte Januar gab es noch einen Rückstau von etwa 400 Solaranlagen, deren Besitzer:innen auf den Netzanschluss warten. Der kommunale Dienstleister Immobilien Bremen, der die Gebäude der Stadt Bremen verwaltet, wartet seit Monaten auf Netzanschlüsse. Auch viele Bürger:innen sind betroffen und haben Wartezeiten von vier bis sechs Monaten. „Die Endkunden wurden allein gelassen“, sagt Hendrik Westphal, Prokurist beim Bremer Standort vom Installationsbetrieb 1Komma5°. Für den Installateur bedeuten wartenden Kund:innen eine Menge Mehrarbeit, denn das führt zu einen erheblichen Kommunikationsaufwand für Nachfragen beim Netzbetreiber und Betreuung der Kund:innen. Wesernetz hat jetzt eine Task Force eingerichtet und will die Altfälle bis Ende März abarbeiten. Wartezeiten beim, Netzanschluss sind auch bundesweit ein Problem. Neuregelungen im geplanten Solarpaket sollen die Rahmenbedingungen verbessern.
Anmeldung von Photovoltaik-Anlagen in Bremen online möglich
Mittlerweile hat sich die Situation deutlich verbessert. Wesernetz hat 2023 ein Online-Portal für Netzanschlussbegehren eingerichtet, über das Installationsfirmen PV-Anlagen bis 30 kW Leistung anmelden. In diesem Jahr sollen auch größere Solaranlagen über dieses Portal gemeldet werden können. Im Zuge des neuen digitalen Verfahrens hätten sich die Wartezeiten deutlich verringert, sagt Westphal. Vor allem sei jetzt transparent, wie der Stand der Dinge sei und man könne gezielt nachfragen.
Problematisch aus Sicht der Branche ist es jedoch, dass nur Handwerksbetriebe Zugriff auf das Online-Portal haben. Für größere PV-Anlage braucht der Planer laut Immobilien Bremen bereits vor der Ausschreibung eine Netzanschlusszusage. Das geht bisher über das Online-Portal nicht.
Mehr größere Photovoltaik-Anlagen sind notwendig, wenn Bremen seine Ziele erreichen will, bis 2030 eine Solarleistung von 500 Megawatt zu erreichen. Bisher sind es erst 96 Megawatt. Der Ausbau muss also noch einiges an Fahrt gewinnen.
Für Bürger:innen in Bremen und Bremerhaven, die sich über Photovoltaik informieren wollen, hat der Bremer Energeikonsens Infoportale eingerichtet.
Autor: Jens Peter Meyer | © Solarthemen Media GmbH