Resilienzbonus: Enpal befürchtet Stop-and-Go

Grafik zeigt Mann mit blauem Schild, vier Boxhandschuhe an Federn schlagen darauf - symbol für ResilienzbonusGrafik: Nuthawut /stock.adobe.com
Resilienzbonus, NZIA, Zuschüss für Fabriken - was schützt die europäische Solarbranche?
Der Streit über das richtige Modell zur Stärkung der europäischen Solarbranche geht weiter. Nun malt Großsolarteur Enpal düstere Szenarien aus für den Fall, dass Endkunden einen Resilienzbonus für lokale PV-Module erhalten sollen.

Milliardenkosten, ein zerstörter PV-Markt und zehntausende verlorene Jobs – das würde laut den Ausführungen des Solar-Startups Enpal drohen, wenn der vom Bundesverband Solarwirtschaft vorgeschlagene Resilienzbonus komme. Der Grundgedanke des Resilienzbonus besteht darin, dass es für Solarstrom eine höhere Vergütung gibt, wenn die Module beziehungsweise auch die Zellen aus lokaler Produktion stammen, wie der Solarserver berichtete. Das soll die Nachfrage für deutsche und europäische PV-Produkte stärken.

Die von Enpal in der Pressemitteilung genannten Zahlen sind dabei mit Vorsicht zu betrachten, da es verschiedene Szenarien und Annahmen gibt. Die Milliardensummen basieren – wie häufig bei hohen Summen – auf dem Aufaddieren der jährlichen Kosten über die Zeit. Grundlage ist eine Kalkulation des Fraunhofer ISE, das für 2024 mit 55 Millionen Euro (maximal 89 Millionen Euro) rechnet. Mit steigendem Marktvolumen könnten die jährlichen Kosten ab 2030 dann bei mehr als 600 Millionen Euro liegen, sodass bis 2048 rund 12 Milliarden Euro zusammenkämen. Auch die Annahme, dass „zehntausende“ – also alle oder die meisten – Solarteure wegen des Wartens auf einen Bonus gleich arbeitslos würden, lässt sich gut hinterfragen.

Jenseits der genauen Zahlen erläutert Wolfgang Gründiger, „Chief Evangelist“ bei Enpal, allerdings mehrere qualitative Kritikpunkte:

  • Stop-and-Go-Effekt: Wie bei anderen Förderprogrammen führe die Aussicht auf neue Zuschüsse in der Regel dazu, dass Kund:innen erst einmal abwarten. Der Effekt ist von anderen Förderprogrammen aus der Vergangenheit gut bekannt.
  • Viel Bürokratie: Den Einsatz der lokalen Module müsste man im Einzelfall nachweisen, zum Beispiel mit einer Quittung. Das zu überprüfen sei viel Aufwand. „Da bräuchte man ja eine Solarpolizei“, sagt Gründinger.

Die von Enpal favorisierte Variante wäre ein direkter Zuschuss für eine europäische Fabrik, „wie bei Northvolt und Intel auch“, so Gründinger. Im Februar 2023 hatte eine Reihe von Solarfirmen noch ein gemeinsames Positionspapier formuliert, wie die Branche zu retten sei.

Auch ein festgeschriebener Anteil lokaler Produkte im Zuge der Ausschreibungen sei für Enpal vorstellbar, wie zum Beispiel im geplanten Net Zero Industry Act (NZIA) der EU vorgesehen. „Dieser Ansatz wäre wettbewerblich, die Mengen wären steuerbar und die Endkunden wären daran nicht beteiligt, sodass es keine Stop-and-Go-Situation gäbe“, sagt Gründinger.

Die Vorgaben des Resilienzbonus könnte Enpal nach eigenen Angaben mit seinen PV-Anlagen nicht erfüllen. Ein bereits geplanter Deal mit dem deutschen Modulhersteller Meyer Burger sei nicht zustandegekommen.

Ebenso wie Enpal kritisierte auch 1Komma5Grad die Strategie des BSW und trat in der vorigen Woche öffentlichkeitswirksam aus dem Verband aus.

Einig sind sich die deutschen Solarunternehmen lediglich darin, dass die lokale Produktion irgendwie gestärkt werden müsse, um gegen die chinesische Konkurrenz bestehen zu können. Dabei setzen die meisten Firmen und Organisationen auf eine Förderung lokaler Player. Strafzölle auf Importe gelten den meisten als Gefahr für den Solarmarkt an sich, da sie die Preise in die Höhe treiben würden. Allerdings sind sich selbst dabei nicht alle einig.

Autorin: Eva Augsten | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Dieser Artikel wurde am 13. Februar um Informationen zu den Kosten des Resilienzbonus ergänzt. Ein Hinweis auf eine Einschätzung zum NZIA bezog sich auf eine überholte Fassung und wurde entfernt.

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