Offshore-Solarenergie: Gigawatt-Maßstab als Ziel
An dem Projekt sind insgesamt 16 europäische Partner beteiligt, darunter das Unternehmen Oceans of Energy und das Fraunhofer Center für Silizium-Photovoltaik CSP in Halle. Ziel ist es, die Technologie auf Einheiten von 150 MW zu skalieren, sodass Offshore-Solar-Projekte im Gigawatt-Maßstab möglich werden. „Wir beginnen mit der Entwicklung eines standardisierten Offshore-Solar-Bausteins, der genau zwischen vier Offshore-Windturbinen passt. Dies ermöglicht optimierte Offshore-Energieparks mit mehreren Energiequellen, ohne um die knappen und begrenzten Landflächen zu konkurrieren“, sagt Allard van Hoeken, Gründer und CEO von Oceans of Energy.
Durch die Platzierung im Windpark könne man nicht nur mehr Energie auf der gleichen Fläche ernten, sondern auch die Stromerzeugung über das Jahr verstetigen und die Kosten senken. Dabei schlägt vor allem zu Buche, dass für beide Technologien nur ein Netzanschluss nötig ist. Das Kabel für den Anschluss soll sich auf einer schwimmenden Insel zentralisieren lassen. Im Vergleich zu frei schwimmenden PV-Modulen sollen zudem weniger Anker am Meeresboden nötig sein.
Offshore-Solarenergie-Projekt soll in Windpark von Vattenfall entstehen
Oceans of Energy nahm bereits 2019 einen Offshore-Solarpark in der niederländischen Nordsee in Betrieb. Nach Firmenangaben handelt es sich dabei um die weltweit erste schwimmende PV-Anlage, die auch mit hohen Wellen klarkommt. Im Offshore-Windparks Shell/Eneco Hollandse Kust Noord baut Oceans of Energy gerade eine weitere Solaranlage.
Im Projekt Bamboo (Build scalable Modular Bamboo-inspired Offshore solar systems) wollen die Partner die Technologie näher an die Marktreife bringen. Für die Koordinierung des Projekts ist die italienischen Zertifizierungs- und Ingenieurgesellschaft Rina verantwortlich. Mit an Bord sind vier Technologieentwickler (Solarge, TKF, Pauwels Transformers, Solarcleano), fünf Technik- und Umweltberatungsunternehmen (Rina, ABS, Aquatera, Aquatera Atlantico und WavEC), drei Testlabore (Marin, Fraunhofer CSP, Sirris) der Thinktank European Marine Board und Vattenfall als potenzieller Kunde. Erklärtes Ziel ist es, vor Ende des Jahrzehnts bei Investoren das Geld für einen Offshore-Solarpark mit 100 bis 200 MW Leistung einzuwerben. Er soll in einem noch nicht ausgewählten Offshore-Windpark von Vattenfall entstehen.
Damit aus schwimmenden PV-Anlagen ein Geschäftsmodell wird, müssen die Projektpartner die Robustheit und Leistung der PV-Module unter Offshore-Bedingungen nachweisen. Dafür sollen bei den Partnern je nach der jeweiligen Erfahrung verschiedene Tests laufen. Dazu gehören hydrodynamische Bewertungen bei Marin, Klimakammertests bei Sirris, Tests für PV-Module am Fraunhofer CSP und beschleunigte Lebensdauertests auf der Grundlage von Offshore-Betrieb und Messungen. Die Erkenntnisse sollen auch in internationale Normen und Prüfverfahren für Offshore-Solartechnik einfließen.
Ein weiterer Schwerpunkt soll die Messung und Vorhersage der Umweltauswirkungen der Technologie sein. Dazu sollen auch Umweltschutzmaßnahmen vor Ort und eine nachhaltige Entsorgung beziehungsweise Recycling der Komponenten gehören. Die Ergebnisse sollen in politische Empfehlungen für Umweltbewertungskriterien einfließen.
Auch mit der Vorhersage und Steigerung der Leistung und Energieerzeugung über die Lebensdauer der Anlage wollen sich die Projektpartner befassen. Ein Vorhersagemodell von Rina soll dabei helfen.
Oceans of Energy ist nicht das einzige Unternehmen, das auf schwimmende Solarparks auf dem Meer setzt. In Belgien hat das Seavolt-Konsortium im Sommer 2023 mit Tests begonnen. Und die Idee, Solarenergie in Offshore-Windparks zu ernten, verfolgt auch der Energiekonzern RWE.
Quelle: Fraunhofer CSP | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH