BEE: Kritik an neuen Energiewende-Langfristszenarien des BMWK

Energiewende-Langfristszenarien: Säulendiagramm zeigt installierte Leistung der verschiedenen Energieerzeuger in 5-Jahresschritten bis 2045Grafik: langfristszenarien.de / Screenshot: Solarserver
Die installierte Leistung verschiebt sich in dem neuen Langfristszenario leicht.
Am gestrigen Mittwoch hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz seine aktualisierten Langfristszenarien für das Stromangebot, die Gasnetze und das Stromnetz vorgestellt. Der BEE sieht seine bisherige Kritik am Stromszenario nicht ausreichend berücksichtigt.

Die Langfristszenarien für die Energiewende werden seit 2017 im Auftrag des BMWK beziehungsweise der Vorgänger-Ministerien erstellt. Sie modellieren, wie die zukünftige Entwicklung eines Energiesystems aussehen könnte, mit dem sich die energie- und klimapolitischen Ziele erreichen lassen. Sie sind damit die Basis für zahlreiche weitere Studien sowie politische Entscheidungen. Die Updates berücksichtigen dabei immer wieder neue Erkenntnisse. Im Vergleich zu 2022 ist das Modell zum Beispiel regional verfeinert worden und unterteilt Deutschland nun in elf Regionen. Zeitlich arbeitet das Modell weiterhin mit einer stundenscharfen Auflösung. In der jüngsten Variante ist zudem ein allmählicher Zuwachs an Vehicle-to-Grid-Technologie berücksichtigt. Das begründen die Modellierer damit, dass die Kosten für Speicher in Fahrzeugen gesunken seien und die Technologie mehr in den Fokus gerückt sei. Mit diesen Änderungen ist das Modell noch ein Stück komplexer geworden. Außerdem gab es Änderungen bei Großwärmepumpen, Wasserkraft, Windenergie und Batteriespeichern und eine Aktualisierung der Bestandsdaten zu erneuerbaren Energien.

Die daraus resultierenden Verschiebungen sind nicht umwälzend, aber sichtbar. Der Beitrag der Windenergie an Land fällt für das Jahr 2025 merklich geringer als im Vorgängermodell, obwohl die installierte Leistung sich nicht verändert hat. Es habe aber leichte Veränderungen beim Windenergie-Potenzial und bei der Abregelung gegeben, heißt es. Im Gegenzug soll mehr Strom aus Erdgas erzeugt werden. Nach 2030 wird hingegen in dem neuen Szenario mehr Windstrom genutzt als in der vorigen Version. Das Auslaufen der Erdgaskraftwerke zieht sich in der neuen und der alten Version bis in die 2030er Jahre. Dank der Nutzung von V2G werden in dem Update etwas weniger Wasserstoffkraftwerke benötigt.

„Es ist erfreulich, dass weitere Szenarien berechnet und einige Kritikpunkte des BEE dabei berücksichtigt wurden. Auf den ersten Blick scheinen sich jedoch auch fragwürdige Annahmen zu einzelnen Energieträgern gehalten zu haben“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. Die Langfristszenarien ließen weiterhin bestimmte Potenziale der Biomasse außen vor. Auch den Rückstand der Windenergie im neuen Szenario kritisiert Peter. Die tatsächliche Beitrag aus Erneuerbaren Energien zur der Stromerzeugung würde daher womöglich unterschätzt.

Der BEE hatte in der Vergangenheit mehrfach fachliche Bedenken bei der Abbildung der Erneuerbaren Energien in den Langfristszenarien geäußert und eine Anpassung gefordert, wie der Solarserver berichtete. Dabei weist der Verband auf die Bedeutung der Szenarien auch für die Kraftwerksstrategie hin. Würde das Potenzial der erneuerbaren Energien unterschützt, riskiere man, unnötige Back-up-Kraftwerke zu errichten.

Details zu den Energiewende-Langfristszenarien des BMWK sowie eine Aufzeichnung des Webinars zu deren Vorstellung sind hier zu finden.

Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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