Neue Studie: Erdgasverbrauch in Deutschland muss schnell sinken

Im Bild eine Grafik zum Erdgasverbrauch in Deutschland von 2020 bis zum Jahr 2045.Grafik: Öko-Institut
Reduktionsverläufe der Gesamtendenergie aus Erdgas. Die neue Studie des Öko-Instituts vergleicht sieben Szenarien aus fünf Klimaneutralitätsstudien.
Schon in den nächsten zehn Jahren muss der Erdgasverbrauch in Deutschland je nach Szenario um 28 bis 63 Prozent sinken. Das Öko-Institut hat im Auftrag von Gaswende große Klimaneutralitätsstudien verglichen.

Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Klimaschutzziele erfordert es, den Erdgasverbrauch in Deutschland in allen Sektoren rasch abzusenken. Das zeigt die neue Metastudie „Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“ des Öko-Instituts im Auftrag der Organisation Gaswende. Für die Studie haben die Autor:innen aus fünf großen Klimaneutralitätsstudien, wie den Langfristszenarien des BMWK, sieben Szenarien vergleichend ausgewertet. Schon in den nächsten zehn Jahren sinkt je nach Szenario die Erdgasnutzung um 28 bis 63 Prozent.

„Der Erdgasverbrauch muss in den nächsten Jahren stark zurückgehen, Wasserstoff wird jedoch aus Kostengründen nur einen Bruchteil des Erdgases ersetzen. Statt 600.000 Kilometern Erdgasnetz werden wir in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigen, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren. Die meisten Leitungen, insbesondere die in die Wohngebiete, können dann stillgelegt werden. Kostspielige Umrüstung auf Wasserstoff lohnt hier also nicht. Für die meisten Kommunen und Stadtwerke würde Wasserstoff zur teuren Falle“, sagt Tina Loeffelbein, Projektleiterin der Gaswende.

Wasserstoff für Gebäudeheizung zu ineffizient und teuer

Die Metastudie zeigt auf, wie der Erdgasverbrauch in den einzelnen Sektoren bis 2045 in Deutschland reduziert wird. Im Gebäudesektor sind sich die Studien einig: Weder Erdgas noch Wasserstoff werden künftig für die dezentrale Beheizung von Gebäuden zum Einsatz kommen. Erdgas deckt hier bislang etwa 50 Prozent der Erzeugung von Warmwasser und Heizung ab, diese Nutzung wird stetig abnehmen.

„Deutlich wird in unserer Analyse, dass Wasserstoff in den Heizungskellern keine relevante Rolle spielen wird. Dieser muss für die Sektoren zur Verfügung stehen, die keine andere Möglichkeit haben, klimaneutral zu werden“, sagt Tilman Hesse, Projektleiter am Öko-Institut. Die Auswertung hat ergeben, dass Wasserstoff überwiegend im Industrie- und Energiesektor zum Einsatz kommen wird. Ein Grund dafür sind die hohen Kosten. Wasserstoff wird laut der Analyse etwa fünf- bis siebenmal so teuer sein wie Erdgas und ist damit im Vergleich zu Wärmepumpen oder anderen Versorgungsoptionen im Gebäudesektor nicht konkurrenzfähig.

Energiewirtschaft kann bis 2040 ohne Erdgas auskommen

Die Szenarien weisen große Unterschiede bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft auf. Deutlich wird aber auch: Mit einiger Anstrengung kann es gelingen, die 223 Terrawattstunden Erdgas, die 2020 noch in diesem Sektor zum Einsatz kamen, bis 2040 auf null zu reduzieren. Effizienzanstrengungen, direkte Elektrifizierung und grüner Wasserstoff sind die zentralen Hebel, um im Industriesektor bis 2045 vollständig auf Erdgas zu verzichten.

Die Studie „Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitäts-Szenarien“ des Öko-Instituts ist unter diesem Link zu finden.

Quelle: Öko-Institut | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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