Offshore-Windpark Baltic Power: Fraunhofer IWES sucht Findlinge auf Meeresboden

Im Bild Menschen, die das Manta-Ray-G1-Messsystem des Fraunhofer IWES vom Schiff lassen.Foto: Frank S. Bauer
Mit dem Manta-Ray-G1-Messsystem können Findlinge im Meeresgrund detektiert werden.
Das vom Fraunhofer IWES entwickelte Manta-Ray-G1-Messsystem kann Objekte entlang der Kabelkorridore und Boulder detektieren, die bis zu 100 Meter unterhalb des Meeresbodens liegen. Die Boulder-Detektion hat das Institut nun für die Monopile-Gründungen und die Seekabel für den Offshore-Windpark Baltic Power in der Ostsee durchgeführt.

Für die Fundamente der geplanten Windenergieanlagen des Baltic Power Offshore Windparks hat das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES im Auftrag von Baltic Power eine Boulder-Detektions-Kampagne in der Ostsee durchgeführt. Erstmals hat man die Vermessungstechnologie auch entlang der geplanten Seekabeltrassen eingesetzt. Das Manta-Ray-G1-Messsystem ermöglicht nicht nur die Detektion von Findlingen, sogenannten Boulders, die bis zu 100 Meter unterhalb des Meeresbodens liegen, sondern auch die Vermessung von flacherliegenden Objekten entlang der Kabelkorridore. Diese vom Fraunhofer IWES entwickelte Technologie soll die Risiken bei der Errichtung von Windenergieanlagen, Umspannplattformen (OSS) und der Verlegung von Kabeln minimieren.

Baltic Power ist ein Gemeinschaftsprojekt von Orlen und Northland Power und plant die Errichtung eines Offshore-Windparks in der Ostsee mit einer kumulativen Gesamtleistung von bis zu 1,2 Gigawatt. Der Park soll 76 Windenergieanlagen und zwei Umspannplattformen umfassen. Die jeweiligen Standorte der Infrastruktur will man sorgfältig auswählen und den Untergrund genauestens untersuchen, da Findlinge in dem Gebiet während des Errichtungsprozesses Risiken darstellen können. Auch die Kabelkorridore muss man genau vermessen, um sicherzustellen, dass man später die Seekabel optimal und so risikofrei wie möglich verlegen kann. Die Kabel verbinden die Windenergieanlagen mit den OSS, die ihrerseits dann mit den Überlandleitungen verbunden werden. Das Projekt startete im Januar 2023 und im Sommer 2023 schloss das IWES-Projektteam die erforderliche Offshore-Datenerfassung erfolgreich ab, worauf die Datenverarbeitung und -Interpretation folgte.

Findlingsdetektion mittels Manta-Ray-G1-Messsystem

Das Manta-Ray-G1-Messsystem ermöglicht den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer IWES, Findlinge in einer Tiefe von bis zu 100 Metern unter dem Meeresboden zu lokalisieren. Das Manta Ray G1 beinhaltet einen mit speziellen seismischen Sensoren (Hydrophonen) und Positionsbestimmungssystemen ausgestatteten Schlepprahmen. Während der Datenerfassung fangen die Hydrophone die von einer Signalquelle emittierten und von dem Untergrund reflektierten oder gestreuten Schallwellen auf. Dies ermöglicht nicht nur die Kartierung der Sedimentschichten, sondern auch die Detektion von Felsen im Meeresuntergrund. Mit dieser einzigartigen Methode der Diffraktionsabbildung kann man die von den Findlingen gestreute akustische Energie zu ihrem Ausgangspunkt zurückverfolgen. Dank des Manta Ray G1 können die Forscher:innen so Risiken, die von den Felsbrocken und anderen unterirdischen Objekten im vermessenen Meeresgrundsedimenten ausgehen, feststellen und reduzieren.

Vermessung von Seekabelkorridoren

Das Team des Fraunhofer IWES hat zum ersten Mal mit der Manta Ray G1 Technologie Seekabelkorridore vermessen. Für den Kunden ist die Detektion von Findlingen entlang der Kabeltrassen auch wichtig. Hierfür muss man untersuchen, wie viele Felsen in unmittelbarer Nähe der geplanten Korridore im Meeresgrund liegen könnten. Ferner muss man die genauen Positionen der Findlingfelder bestimmen. Die Verlegeschiffe können dann die Stromkabel entlang der zuvor untersuchten Korridore verlegen und dabei die lokalisierten Findlinge umgehen.

„Die Methodenkompetenz vom Fraunhofer IWES garantiert nicht nur die genaue Erfassung von geologischen Gebilden und Findlingen, sondern damit auch die Risikoreduzierung sowie erhebliche Kostenersparnisse. Der Einsatz fortschrittlicher Seismik-Technologien ist für zukunftssichere und nachhaltige Energieprojekte in der Offshore-Windindustrie von großer Bedeutung, insbesondere an komplexen Standorten wie der Ostsee“, sagt Piotr Ostrowski, stellvertretender Projektdirektor von Baltic Power.

Die Erfahrungen und Erkenntnisse auch aus diesem Projekt werden in Zukunft als Grundlage für die Planung und Errichtung von Offshore-Windparks dienen und helfen, die Methodik noch weiter zu optimieren.

Quelle: Fraunhofer IWES | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen