Neuer Speicher für Wasserstoff soll Kosten um 80 % senken

Ein Schiff mit Kugelspeichern transportiert Flüssigwasserstoff.Foto: alexyz3d / stock.adobe.com
Die bisher zum Einsatz kommenden Kugeltanks zum Transport von Flüssigwasserstoff haben nur eine geringe Kapazität und sind entsprechend teuer.
Ein internationales Konsortium unter Führung der deutschen BAM forscht an einem neuen Speicher zum Transport von Wasserstoff. Ziel ist, durch ein neuen Wärmespeicher die Kapazitäten der Schiffe zu vervierzigfachen und die Kosten um 80 % zu senken.

Ein europäisches Konsortium unter Leitung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) arbeitet an einem neuen Speicher für Wasserstoff. Aktuell erfolgt der Transport und die Lagerung von Flüssigwasserstoff mithilfe von Kugelspeichern, teilte das BAM mit. Diese seien jedoch für den großflächigen Einsatz nicht optimal. Daher arbeiten die Partner an einem neuen, wegweisenden Speicherkonzept. Ziel des Projektes sei es, die Kapazität geeigneter Behälter um das Vierzigfache zu steigern und gleichzeitig die Kosten um 80 Prozent zu reduzieren.

Der Transport und die Lagerung von Flüssigwasserstoff (LH2) erfolgt bei einer Temperatur des Gases von minus 253 Grad Celsius. Dann weist es eine besonders hohe Energiedichte auf. Aufgrund der extrem kalten Temperatur kommt der Wärmeisolierung eine besondere Bedeutung zu. Bisher sind die großen LH2-Speicher allerdings ähnlich wie die kleinen Tanks für Flüssigerdgas konstruiert. Sie besitzen eine Kugelform, um dem Druck besser standzuhalten und Speicherverluste zu minimieren. Außerdem verfügen sie über eine kompliziert herzustellende Doppelwand, die der thermischen Isolation dient.

Die Kugelspeicher weisen jedoch mehrere Nachteile auf, die sie für einen großflächigen Einsatz in der Wasserstoffwirtschaft ungeeignet machen.

So ist das Fassungsvermögen aktuell auf maximal ca. 5000 Kubikmeter beschränkt. Für Flüssigwasserstoff werden jedoch künftig sowohl auf Schiffen wie auch bei der stationären Speicherung Tanks mit mindestens dem zehnfachen bzw. vierzigfachen Volumen benötigt. Eine entsprechende Skalierung der Tanks ist aufwendig und mit technischen Risiken verbunden.

Ferner sei die Herstellungsdauer der Kugelspeicher aktuell mit über einem Jahr sehr lang, da viele der Prozesse aufeinander aufbauten und daher sukzessive stattfinden müssen.

Auf die benötigen Speichergrößen von 50.000-200.000 Kubikmetern skaliert, würde die äußere Isolationsschicht aus Polyurethan zudem mehrere Meter betragen müssen. Das dürfte unrealistisch sein.

Projekt setzt auf neues VIP-Prinzip der Wärmeisolierung

Die BAM erforsche im Projekt „NICOLHy“ deshalb zusammen mit vier europäischen Partnern neuartige Speicher für Flüssigwasserstoff.  Dabei wird erstmals das Prinzip der VIP-Wärmeisolierung (VIP=Vacuum Isolation Panel, deutsch: Vakuum-Isolationspaneel), für die Wasserstoffspeicherung erprobt.

Bekannt ist das Prinzip u.a. aus der Gebäudedämmung. Bei einer VIP-Isolierung wird der Kälteverlust bzw. Wärmeeintrag durch eine Doppelwand mit einem Vakuum sowie einem Füllmaterial aus einem hochporösen Pulver minimiert. Dabei wirken Vakuum und Füllmaterial zusammen und bewirken, dass insgesamt kaum Wärme fließen kann.

Dieser Aufbau ermögliche es, mit einer nur zwei Zentimeter messenden VIP-Isolierung eine ausreichende Dämmung gegen Wärmeeintrag von außen zu erzielen.  Ein weiterer Vorteil: Die Tanks ließen sich rechteckig konstruieren und z. B. in die Form eines Schiffes eingepassen. Gegenüber bisherigen Kugelspeichern ließe sich so der Laderaum optimal ausschöpfen.

„Erste Ergebnisse zeigen, dass das VIP-Isolationsprinzip erfolgreich für die Speicherung von Flüssigwasserstoff genutzt werden kann“, erklärt Robert Eberwein, Experte für Gefahrguttanks an der BAM, der das EU-Projekt koordiniert. „Insgesamt lassen sich das Fassungsvermögen gegenüber Kugelspeichern so fast verdoppeln, die Herstellungskosten um 80 Prozent senken bei gleichzeitig steigender Energieeffizienz und Sicherheit. Im Projekt werden wir Aspekte wie Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit weiter erforschen. Die modulare Speichertechnik könnte die Etablierung von Flüssigwasserstoff in der deutschen und europäischen Energiewirtschaft deutlich beschleunigen.“

Beteiligt an dem Projektkonsortium sind neben der BAM die Universität Bologna, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Norwegische Universität für Naturwissenschaften und Technologie, die Nationale Technische Universität Athen.

Quelle: BAM | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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