Pleite von Pelletsproduzent Enviva stellt Holz-Kraftwerke in Frage

Close-up von HolzpelletsFoto: murasal / stock.adobe.com
Der Einsatz von Holzpellets für industrielle Kraftwerke ist umstritten.
Nach der Pleite des Holzpellet-Herstellers Enviva ist die Zukunft für Kraftwerke ungewiss, die in Deutschland statt Kohle mit der Option Industriepellets liebäugeln. Das Beispiel zeigt: Deutschland müsste die Rohstoffe importieren.

Die Pleite von Enviva, einem der größten Produzenten von Pellets aus Holz, wirft in Deutschland Fragezeichen bei der Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Holz auf. Denn das US-Unternehmen zählt zu einem der größten Hersteller von industriellen Holzpellets weltweit. Es versorgte bisher unter anderem auch den Energieversorger RWE für Kraftwerke in den Niederlanden mit den Rohstoffen.

In Deutschland findet die Holzverbrennung in großen Kraftwerken, zum Beispiel als Zufeuerung mit Kohle (Co-Firing), höchstens in kleinem Ausmaß statt, sagte Referent David Fritsch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) den Solarthemen. Doch es gebe mehrere Projekte in Deutschland, für die künftig Holzpellets in Frage kommen könnten. Eines sei das Kohleheizkraftwerk in Hamburg-Tiefstack, das künftig zu Spitzenzeiten auch Holz einsetzen könnte. Die Hamburger Energiewerke rechnen ab 2030 mit 200.000 bis 400.000 Tonnen (t) pro Jahr zur Sicherung der Fernwärme. Woher der Rohstoff kommen soll, ist aber unklar.

Größtes Vorhaben wäre ein Kraftwerk des US-Versorgungsunternehmens Onyx Power in Wilhelmshaven. „Das soll von Kohle auf Holzpellets umgerüstet werden“, sagt Fritsch. „Es würde pro Jahr 2,9 Millionen Tonnen benötigen.“ Zur Einordnung: Sägewerke in Deutschland haben 2023 rund 3,7 Millionen t Holzpellets produziert. Davon entfallen aber nur 2,1 Prozent auf industrielle Holzpellets.

„Würden Sie Industriepellets in einem Pelletkaminofen nutzen, wäre dieser nach kurzer Zeit kaputt“, sagt Anna Katharina Sievers, Sprecherin des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes (DEPV). Die Öfen seien nicht für diese Produkte freigegeben. Sie benötigten eine höhere Qualitätsstufe. „Industriepellets haben andere Verbrennungseigenschaften,“ so Sievers. Sie produzieren zum Beispiel mehr Asche als die A1-Pellets für den privaten Kamin, die ihrerseits bei geringeren Temperaturen verbrennen können.

Industriepellets müssen importiert werden

Mit anderen Worten: Industriepellets für potentielle deutsche Kraftwerksstandorte müssten aus dem Import stammen. Hierzulande gibt es dafür keine Produktionskapazitäten. Für Wilhelmshaven liegt die Vermutung nahe, dass sie aus den USA kommen sollen, und zwar von Enviva. Denn das US-Investmentunternehmen Riverstone ist sowohl Mehrheitseigner bei Enviva als auch von Kraftwerksbetreiber Onyx.

„Die Pleite von Enviva sollte als Signal verstanden werden, dass eine Strategie, die auf Holzpellets bei Kraftwerken setzt, für Deutschland auf Importabhängigkeit hinausläuft“, sagt DUH-Mann Fritsch. Und das beinhalte wiederum die Gefahr, dass auch Wälder in den Kraftwerken landen können. So verwies die DUH auf Berichte, nach denen bei Enviva nicht nur wie versprochen Reststoffe zu Pellets gepresst worden seien sondern ganze Bäume.

In anderen Staaten Europas wie den Niederlanden, Dänemarks und Großbritanniens ist das Co-Firing von Holz und Holzpellets durchaus verbreitet. Ob und in welcher Weise Industriepellets bei Kraftwerken künftig auch in Deutschland zum Einsatz kommen, könnte die erwartete Nationale Biomassestrategie zeigen, die ursprünglich im Herbst 2023 vorliegen sollte.

Enviva ist nach eigenen Angaben einer der größten Holzpellets-Produzenten der Welt. Das Unternehmen hatte am 12. März in den USA wegen milliardenschwerer Schulden einen Insolvenzantrag gestellt. Wie es mit der deutschen Enviva-Tochter weitergeht, ist zur Stunde noch unklar. Eine entsprechende Anfrage der Solarthemen blieb zunächst unbeantwortet.

Autor: Oliver Ristau © Solarthemen Media GmbH

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