Photovoltaik-Förderprogramme in Europa: Was wirkt und was nicht?

Im Bild Andreas Thorsheim, CEO und Gründer von Otovo vergleicht Förderprogramme in Europa.Foto: Otovo
Laut Andreas Thorsheim, CEO und Gründer von Otovo, sollten Förderprogramme transparent, bequem, schnell, zugänglich und zuverlässig sein.
Der Photovoltaik-Online-Anbieter Otovo hat die Förderung von Photovoltaik, Speichern, Wärmepumpen und E-Autos in europäischen Ländern verglichen und daraus Schlussfolgerungen für künftige Förderprogramme abgeleitet.

Europa hat ehrgeizige Umweltziele, einschließlich der Reduzierung von Treibhausgasemissionen und der Förderung erneuerbarer Energien. Subventionen sind ein Mittel, um sicherzustellen, dass diese Ziele erreicht werden. Andreas Thorsheim, CEO und Gründer von Otovo, Online-Marktplatz für Solar- und Batteriespeicher, vergleicht bestehende Förderprogramme für erneuerbare Energien in Europa und schlussfolgert, was man für zukünftige Subventionen aus ihnen lernen kann.

Kombination von subventionierten Technologien

Deutschland führte im September 2023 ein Förderprogramm für Solarstrom ein, das Photovoltaik, Batteriespeicher und Elektrofahrzeuge intelligent kombiniert. Mit einer großzügigen Förderung von bis zu 10.200 € pro Verbraucher:in setzt Deutschland Maßstäbe in Europa. Diese beispiellose politische Maßnahme zielt darauf ab, den gleichzeitigen Ausbau mehrerer grüner Technologien zu fördern.

Im Vergleich zu fortgeschritteneren Märkten wie den Niederlanden und den USA, wo bereits ein direkter Zusammenhang zwischen dem Kauf von Photovoltaik-Anlagen und Elektrofahrzeugen besteht, plant Deutschland, das Wachstum in beiden Bereichen gleichzeitig zu beschleunigen. Das Förderprogramm zielt darauf ab, diese Entwicklungen nicht sequenziell, sondern gleichzeitig voranzutreiben. Jedoch war der Fördertopf innerhalb von 24 Stunden erschöpft. Um sicherzustellen, dass dieser Impuls langfristige Wirkungen entfaltet, schlägt Otovo vor, das Programm zu erweitern und für eine breitere Zielgruppe zu öffnen, indem man die individuelle Fördersumme reduziert und auch kleinere Solaranlagen unter 5 kW einbezieht.

Ermäßigung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer

Die Senkung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer in Österreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich (0%), sowie in Belgien (6%), den Niederlanden (7%) und Polen (8%) stellt eine äußerst effiziente, transparente und einfache Methode dar, um grüne Technologien zu subventionieren. Verbraucher:innen profitieren direkt von Kosteneinsparungen, während die Verwaltung erleichtert wird, da die Ersparnis unmittelbar ersichtlich ist. Das Programm könnte man leicht auf Technologien wie Photovoltaik, Batterien, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen ausweiten, um Haushalte zur schrittweisen Modernisierung ihrer Ausrüstung zu motivieren. Diese breite Förderung ist bisher nur in Polen umgesetzt, während andere Länder sich auf Photovoltaik beschränken.

Hohe Steuerabzüge leicht gemacht

Schweden ersetzt die herkömmliche PV-Förderung durch den „Abzug für umweltfreundliche Technologien“. Das ist eine einzigartige nationale Steuerermäßigung, die Schweden 2021 eingeführt hatte. Diese Steuervergünstigung gilt für Solaranlagen, Batterien und EV-Ladegeräte und man zieht die Summe direkt von der Rechnung des installierenden Unternehmens ab. Der Antrag auf Zahlung erfolgt durch das Unternehmen bei der schwedischen Steuerbehörde, was einen einfachen und benutzerfreundlichen Prozess darstellt. Das Förderprogramm bietet zudem finanzielle Anreize, mit einer Subvention von 20 % für Solaranlagen und etwa 50 % für Solarbatterien und E-Ladegeräte im Jahr 2023. Jede Person kann maximal 50.000 SEK (ca. 4.430 €) pro Jahr an Abzügen erhalten.

Rechtlich fundierte Subventionierung ohne Bürokratie

In Norwegen hat die staatliche Agentur für saubere Energie (Enova) in den letzten zehn Jahren fast zwei Dutzend umweltfreundliche Technologien für Privathaushalte gefördert, darunter Sonnenkollektoren, Wärmepumpen, zusätzliche Isolierung und Warmwasseraufbereitung. Die Enova-Förderung gewährt einen Rechtsanspruch, wenn alle förderfähigen Kriterien erfüllt sind, und beträgt 25 % der nachgewiesenen Gesamtkosten, einschließlich Mehrwertsteuer. Der Antragsprozess erfordert lediglich eine Quittung und das Ausfüllen eines Online-Formulars, und Verbraucher:innen erhalten die finanzielle Unterstützung innerhalb von 48 Stunden nach korrekter Antragstellung. Dieses Verfahren gilt als das schnellste, unbürokratischste und vorhersehbarste Verfahren für Verbraucher:innenzuschüsse in Europa.

Entbürokratisierung der Solarindustrie

Polen hat sich zu einem der am schnellsten wachsenden Solarmärkte in Europa entwickelt. In den letzten zehn Jahren hat die polnische Regierung verschiedene Fördermaßnahmen für die Solarbranche eingeführt, darunter Einspeisetarife, Net Metering und Subventionen. Die Entbürokratisierung spielte eine entscheidende Rolle, indem Polen alle Anforderungen für die Netzanschlussbeantragung aufgehoben hat, was es Photovoltaik-Aufdachanlagen bis zu 50 kW ermöglichte, sich ans Netz anzuschließen. Im Jahr 2022 führte Polen Europa bei der Anzahl der gebauten und angeschlossenen Solaranlagen an, wobei die Entbürokratisierung der Netzanschlüsse eine Schlüsselrolle spielte. Obwohl der Übergangs von Net Metering auf Net Billing den Markt leicht verlangsamt hat, bleibt Polen der schnellste Solarmarkt Europas mit erstaunlich kurzen Wartezeiten von nur einer Woche für die Installation von Solaranlagen.

Es geht nicht nur um Subventionen

Norwegen führt die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Privathaushalten mit einem beeindruckenden Anteil von 24 % an, weit vor anderen europäischen Ländern, wobei die Niederlande mit 5 % an zweiter Stelle stehen. Bei Neuzulassungen beträgt der Anteil der Elektrofahrzeuge in Norwegen sogar 90 %. Der rasche Aufbau eines landesweiten Netzwerks von Ladestationen und die großflächige Verfügbarkeit haben diesen Erfolg maßgeblich beeinflusst. Dieses Wachstum ist auch das Ergebnis von mehr als 10 Jahren Subventionen und attraktiven Anreizen, wobei Elektrofahrzeuge in Norwegen bis Ende 2022 von der 25%igen Mehrwertsteuer und Zulassungsgebühren befreit sind. Die norwegische Regierung bietet darüber hinaus zahlreiche Vorteile für E-Autofahrer, darunter Befreiungen von Straßen- und Tunnelmaut, reduzierte Parkgebühren und die Nutzung kostenloser Busspuren.

Ein Mix aus aufeinander abgestimmten politischen Instrumenten

Norwegen und Schweden führen Europa mit den höchsten Anteilen an Wärmepumpen an (Norwegen: 70%, Schweden: 50%), wobei beide Länder auf eine langjährige „Wärmepumpengeschichte“ zurückblicken können, die in den 1970er Jahren begann. Die Verbreitung dieser Technologie haben hohe Strompreise begünstigt, aber auch gezielte politische Maßnahmen. Norwegen förderte aktiv die Verbreitung von Wärmepumpen durch staatliche Unterstützung und starke Besteuerung fossiler Energien, wodurch Ölkessel eingeschränkt und ab 2020 verboten wurden. In Schweden trieb die Einführung einer Kohlenstoffsteuer die Heizölpreise in die Höhe, was den Absatz von Wärmepumpen förderte. Beide Länder zeigen, dass es zur Förderung grüner Technologien hilfreich sein kann, bestehende Alternativen durch gezielte Maßnahmen unattraktiver zu gestalten.

Förderprogramm mit guten Absichten, aber gescheiterter langfristiger Strategie

Die Niederlande gelten als Vorreiter in der Förderung von Solarenergie für Verbraucher:innen mit einer beachtlichen Solardurchdringung von 25 % in Privathaushalten. Das gut etablierte Net-Metering-System ermöglicht es Verbraucher:innen, überschüssigen Solarstrom ins Netz zurückzuspeisen und Gutschriften für die eingespeiste Energie zu erhalten, was Solaranlagen wirtschaftlich attraktiv macht. Allerdings hat dies zu einer unkontrollierten Einspeisung geführt, zu einem geringen Interesse an Batteriespeichern und einem Stau in der Netzeinspeisung, was zu steigenden Kosten für den Netzausgleich und einem Rückgang der PV-Nachfrage um 40 bis 60 % im Jahr 2023 geführt hat. Die Unsicherheit über die Zukunft des Net-Metering-Systems und die fehlende langfristige Strategie der Regierung beeinträchtigen die Einführung grüner Technologien.

Regionale Komplexität bei Förderprogrammen führt zu Verwirrung

In der Schweiz und in Spanien führt die Existenz zahlreicher regionaler Fördersysteme zu Komplexität und Verlangsamung bei der Verbreitung grüner Technologien. Mit 26 Kantonen und rund 2.000 Gemeinden in der Schweiz variieren die Einspeisevergütungen und Energiepreise erheblich, was zu unterschiedlichen Renditen für Solaranlagen führt. In Spanien legen über 8.000 Gemeinden ihre eigenen Fördersysteme fest, und die 17 Regionalstaaten nutzen verschiedene Portale und Verwaltungen für die Vergabe von EU-finanzierten Fördermitteln, was einen Boden für professionelle „Fördermittelverwaltungsgesellschaften“ schafft, die einen beträchtlichen Anteil der Mittel einnehmen. Dies erschwert für Kund:innen den Zugang zu finanzieller Unterstützung und Antragsverfahren erheblich.

Fehlende Subventionsstrategie

Frankreich zählt zu den am wenigsten entwickelten Solarmärkten Europas, mit weniger als 2 % der Haushalte, die über eine Photovoltaik-Anlage verfügen. Diese geringe Verbreitung ist auf extrem niedrige Strompreise und das Fehlen einer langfristigen Strategie für den Ausbau grüner Technologien zurückzuführen. Die bestehenden Solarsubventionen in Frankreich sind komplex und wenig effektiv, mit variierenden Mehrwertsteuerrabatten, Cash-Back-Subventionen und Einspeisetarifen, die sich je nach Anlagengröße unterscheiden, was dazu führt, dass Kund:innen ihre Investitionen oft nach steuerlichen Gesichtspunkten anstatt nach ihren Bedürfnissen ausrichten.

Schlussfolgerung: Perfekte Förderprogramme für Europa

Wie sähen perfekte Förderprogramme in Europa aus? Wenn wir uns die oben genannten Programme ansehen, wird deutlich, dass ein effektives Subventionsprogramm folgende Aspekte beinhalten sollte:

  • Transparent: Für die Verbraucher:innen sollte es einfach sein, das Subventionsprogramm und den gesamten Subventionsprozess zu verstehen, einschließlich der Details zu den Anspruchsvoraussetzungen, der Höhe der Subvention, dem Zeitpunkt und der Dauer der Finanzierung.
  • Bequem: Förderprogramme in Europa sollten einfach zu beantragen sein. Kein großer Verwaltungsaufwand für die Kund:innen, vollständig digital (kein Papierkram!). So könnten Verbraucher:innen z. B. über eine intuitive Schnittstelle auf ihren Smartphones Anträge stellen, den Fortschritt verfolgen und Aktualisierungen erhalten.
  • Schnell: Ermöglicht es den Verbraucher:innen, ihre Zuschüsse umgehend zu erhalten, um eine schnellere Einführung erneuerbarer Energien zu fördern.
  • Zugänglich: Um eine breitere Zielgruppe zu motivieren, z. B. diejenigen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, sollte die Förderung Abonnement-/Leasingmodelle umfassen.
  • Zuverlässig: Förderprogramme in Europa sollten eine klare Vision und eine langfristigen Strategie verfolgen, z. B. mit einer klaren Aussage darüber, wann die Förderung auslaufen wird, um Diskussionen und Entscheidungen zu vermeiden, die bei den Verbraucher:innen zu Unsicherheit führen.

Quelle: Otovo | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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