DUH: Großstädte beim PV-Ausbau zu langsam

Zu sehen ist eine PV-Anlage auf einem Mehrfamilienhaus, symbolisch für Solarenergi in Großstädten.Foto: Wolfgang Cibura / stock.adobe.com
PV-Anlagen auf Mehrparteienhäusern sind deutlich seltener als auf Einfamilienhäusern.
In Großstädten gibt es nicht nur weniger PV-Anlagen als in kleineren Städten, sondern es werden in den meisten Großstädten auch weiterhin zu wenige neue Solaranlagen gebaut. Das zumindest schließt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aus den Daten des Marktstammdatenregisters.

Wie viele PV-Anlagen eine Stadt bauen sollte, legt die DUH in zwei Schritten fest. Erstens nimmt sie eine Studie der HTW Berlin von 2021 als Grundlage. Diese besagt, dass in Deutschland bis 2035 mehr als 590 GW Photovoltaik-Leistung installiert sein müssten, um das Klimaziel von Paris einzuhalten. Das liegt deutlich über dem Ziel der Bundesregierung, die von 215 GW bis 2030 ausgeht. Im zweiten Schritt verteilt die DUH diese benötigte Leistung gleichmäßig auf die Flächen in Deutschland. Sie begründet das damit, dass das Flächenpotenzial sowohl in städtischen als auch ländlichen Gebieten begrenzt sei. So errechnet sich für jede der 82 Großstädte in Deutschland ein individuelles PV-Ausbauziel.

Im Ranking vergleicht die DUH dann, ob die Stadt zuletzt das nötige Tempo vorlegte, um das ihr zugewiesene Ziel zu erreichen. Maßstab dafür sind die letzten zwei Jahre, oder genauer: die letzten 23,5 Monate. Steuert die Stadt beim Beibehalten dieses Tempos mindestens das von der DUH gesteckte Ziel zu, ist sie im Grünen Bereich. Städte, die ihr Ausbautempo nach dieser Logik um 1 bis 50 Prozent steigern müssten, sind in der Auswertung gelb dargestellt. Liegt das Defizit bei mehr als 50 Prozent, rutscht die Stadt in den roten Bereich.

Großstädte nicht auf Kurs um das PV-Ziel aus HTW-Studie zu erreichen

Nur sieben der 82 Großstädte schaffen es, dieses Ziel zu erfüllen. Namentlich sind dies Oldenburg, Paderborn, Regensburg, Neuss, Oberhausen, Gütersloh und Erlangen. Schlusslichter der Auswertung sind Potsdam, Lübeck und Bremerhaven. Sie müssten die Zubau-Geschwindigkeit der letzten zwei Jahre um mehr als 350 Prozent steigern, um gemäß der DUH-Kalkulation ihr Soll zu erfüllen. „Entgegen allen Erfolgsmeldungen der Bundesregierung liegt das Tempo beim Solarstromzubau in etlichen deutschen Großstädten damit weit unterhalb des klimapolitisch notwendigen Niveaus“, bilanziert der Umweltverband.

Die geringe PV-Anlagen-Dichte ist für viele Großstädte schon lange ein Thema. Eine Studie der HAW ergab für Hamburg zum Beispiel ein Potenzial von über 9 GW PV-Leistung. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, drängt auf mehr PV-Anlagen auf Dächern von Gewerbehallen und Supermärkten, aber auch auf Parkplätzen und an Balkonen.

Um auch Großstädte beim PV-Ausbau voranzubringen, fordert die DUH einen bundesweiten Solarstandard im Neubau sowie bei Renovierung auch im Bestand. Zudem müsse die Bürokratie für dezentrale Solarenergie abgebaut werden. Auch das Solarpakets I müsse endlich kommen, gefolgt von einem zusätzlichen Gesetzespaket mit weiteren Vereinfachungen.

Die Auswertung der Daten erfolgt im Projekt „Solaroffensive Deutschland“, das vom Venture and Nature Fund gefördert wird. In diesem Rahmen will die DUH auch weiterhin die regionalen Daten aus dem Marktstammdatenregister auswerten. So will sie zeigen, welche Städte, Regionen und Landkreise mit gutem Beispiel vorangingen und welche die Energiewende in Deutschland ausbremsen würden. Ein zentrales Anliegen der DUH sei es, die Rahmenbedingungen für dezentralen Solarstrom auf Dächern bundesweit zu verbessern.

Quelle: DUH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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