Stadtwerke Oranienburg genehmigen keine neuen Wallboxen und Wärmepumpen

Zwei Männer auf einen Strommast als Symbol für den Stromnetzengpass in Oranienburg.Foto: Sawat / stock.adobe.com
Im Zuge der Energiewende allein auf den Netzausbau zu setzen, hält VDE FNN für den falschen Weg.
Die Stadtwerke Oranienburg genehmigen derzeit keine Netzanschlüsse, denn das Stromnetz ist ausgelastet. Nach Ansicht des Verbandes VDE ist der Stromnetzengpass in Oranienburg ein Einzelfall und nicht auf andere Städte übertragbar.

Die Stadtwerke Oranienburg haben mitgeteilt, dass sie bis auf weiteres keine Netzanschlussvorhaben und Leistungserhöhungen mehr realisieren können, weil die Kapazität ihres Stromnetzes dafür nicht ausreicht. Das bedeutet, dass Bürger:innen keine neuen Wärmepumpen oder Ladeinfrastruktur für E-Autos installieren können. Auch neue Gewerbegebiete könnten die Stadtwerke derzeit nicht anschließen. Medien hatten berichtet, dass ein Stromnetzengpass wie in Oranienburg auch in anderen Städten drohen würde.

Stadtwerke für Stromnetzengpass in Oranienburg verantwortlich

Der Stromnetzengpass in Oranienburg ist jedoch nach Einschätzung des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE FNN) ein Einzelfall. „In Oranienburg wurde zu spät damit begonnen, den Netzausbau zu planen. Über das bestehende Umspannwerk kann jetzt nicht mehr genügend Leistung zur Verfügung gestellt werden und der Bau eines neuen Werks dauert“, sagt Frank Borchardt, Senior Projektmanager Metering und Digitalisierung bei VDE FNN.

Stromnetzengpässen mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen begegnen

Der Experte weist darauf hin, dass es keine Option ist, Neuanschlüsse generell nicht mehr zu genehmigen. Seit 1. Januar sind Netzbetreiber verpflichtet, alle Wallboxen und Wärmepumpen anzuschließen. Um die Vielzahl der neuen Anlagen an das vorhandene Netz zu bekommen, müsse man neue Anschlüsse von Kundinnen und Kunden jetzt steuerbar machen: „Bei der so genannten netzorientierten Steuerung steht den Haushalten nicht jederzeit die maximale Leistung zur Verfügung. Netzbetreiber drosseln die Leistung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen oder Wärmepumpen vorübergehend. Damit werden die Lasten in ihrem Netz so verschoben, dass sie über den Tag und die Nacht gleichmäßiger verteilt sind“, sagt Borchardt. „So entstehen im Netz weniger kritische Lastspitzen. Das vorhandene Netz wird besser ausgenutzt, und mehr Anlagen können angeschlossen werden, auch wenn der Netzausbau erst später erfolgt.“ So kann man eine Netzüberlastung vermeiden, ohne einzelne Kunden zu benachteiligen.

Im Zuge der Energiewende allein auf den Netzausbau zu setzen, hält VDE FNN für den falschen Weg. Denn der Ausbau dauert in Deutschland zu lange. Kurz- und mittelfristig muss man das Stromnetz so gut wie möglich digitalisieren: „Mit der intelligenten Steuerung verschaffen wir uns Zeit, bis die Stromnetze ausreichend ausgebaut sind“, sagt Borchardt.

Quelle: VDE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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