Holzenergie-Pakt in Bayern: Genug Holz für welchen Bedarf?

Holzstapel in Nadelwald, Sonnenstrahlen - Symbol für Holzenergie in BayernFoto: Milan /stock.adobe.com
Bayern hat noch Reserven bei der Holzenergie.
Bayern will mehr Holzenergie nutzen und legt ungenutzte Potenziale dar. Es sei „genug“ für stoffliche und energetische Nutzung vorhanden. Doch wie hoch der Bedarf sein könnte, wird gar nicht erst thematisiert.

Bayern setzt bei der Wärmewende stark auf Holz. Insgesamt zehn Parteien haben den „Pakt Holzenergie Bayern“ gestern unterzeichnet. Dazu gehörten die bayerischen Ministerien für Wirtschaft und Landwirtschaft sowie der Bayerischer Waldbesitzerverband, der Bayerischer Bauernverband, Familienbetriebe Land und Forst Bayern, der Bayerischer Städtetag, der Bayerischer Gemeindetag, der Berufsverband der Forstunternehmer in Bayern, der Fachverband Holzenergie im Bundesverband Bioenergie und der Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband.

Der Bundesverband Bioenergie (BBE) und der Verband der Heizungsindustrie (BDH) haben den Holzenergie-Pakt ebenfalls begrüßt.

Die Strategie von Bayern sowie der Forst- und Holzwirtschaft steht allerdings im Widerspruch zu den Plänen der Bundesregierung. In welchem Maße Bioenergie für die Wärmewende eingesetzt werden soll, ist sehr umstritten, denn die Biomasse ist eine begrenzte Ressource. Auch Umweltverbände, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kritisieren daher den Holzenergie-Pakt.

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber kontert: „Es ist in Bayern genug Holz vorhanden – sowohl für die stoffliche wie auch für die energetische Verwertung.“ Doch die Frage, wie viel Holz man für beides zusammen überhaupt brauchen würde, bleibt völlig offen.

Zurzeit verfeuert Bayern laut dem Pakt für Holzenergie rund ein Drittel der aktuell in Deutschland für die Wärmeerzeugung eingesetzten Biomasse. Wirtschaftsminister Aiwanger findet eine positive Formulierung hierfür. „Wir tragen rund ein Drittel zur gesamten Wärmebereitstellung aus fester Biomasse in Deutschland bei“, sagt er. Ein Drittel ist etwa auch der Anteil, den Bayern 2023 laut Statista am bundesweiten gesamten Holzeinschlag hatte.

Bayern schätzt Potenzial für zusätzliche Energie-Holz-Ernte auf „mehrere Millionen Kubikmeter“

Auf Anfrage des Solarservers gibt es vom bayerischen Wirtschaftsministerium (StMWi) Auskunft über das Holzpotenzial. Um den Wald an Klimaveränderungen anzupassen und die Biodiversität zu erhöhen, sollen in den nächsten Jahren große Fichtenbestände geerntet werden. In diesem Szenario stünde in den kommenden 20 Jahren deutlich mehr Holz zur Verfügung, bis zu 26 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde jährlich. Nach 20 Jahren würde dieser Wert auf etwa 16,5 m3 sinken und auf diesem Niveau stabil bleiben. Die Holzmenge in den Wäldern sei dann weiterhin höher als bei der ersten Bundeswaldinventur 1987.  

Bisher sei in Bayern die Holzeinschlagsmenge noch nicht gestiegen. Daher geht das StMWi von mehreren Millionen Kubikmetern ungenutzten Holzes aus. Zudem verweist das Ministerium auf die Bioökonomiestrategie, die sich noch in der Entwicklung befindet. Diese soll verschiedene Biomasse-Ressourcen aus Land- und Forstwirtschaft sowie biogenen Abfällen beleuchten. Grundsätzliches Potenzial für mehr Holz-Nutzung ist in Bayern also zumindest in den nächsten 20 Jahren vorhanden.

Wie der Nachweis erbracht werden könnte, dass Holz tatsächlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Bayern kommt, bleibt offen. EU-Vorschriften, zum Beispiel für eine Entwaldungsfreie Lieferkette, seien vor allem für kleine Privatwaldbesitzer eine Marktbarriere. Konkrete Gegenvorschläge für einen alternativen Nachweis gibt es nicht.

Stoffliche und energetische Nutzungspfade für das Holz: Marktdaten nur aus der Gegenwart

Was die Nutzung des Holzes betrifft, gibt sowohl vom StMWi als auch von Carmen nur gegenwärtige Zahlen, keine Prognosen oder Zielwerte. Bisher würden rund 60 Prozent des bayerischen Holzes stofflich genutzt, zum Beispiel beim Hausbau, für Möbel oder als Zellstoff. Neue Anwendungen würden zunehmen, zum Beispiel in der Kunststoffindustrie oder der chemischen Industrie. Dabei anfallende Neben- und Abfallprodukte könnten energetisch genutzt werden, heißt es allgemein.

Rund 38 Prozent der in Bayern eingeschlagenen Holzmengen würden hingegen direkt energetisch genutzt, zum Beispiel in Form von Scheitholz oder Holzhackschnitzeln.

Bayern will direkte Nutzung der Holzenergie stärker fördern

In den nächsten Jahren will Bayern die Energieholz-Nutzung steigern. Dafür nennt das StMWi auf Rückfrage im Wesentlichen zwei Ansätze. Das eine ist der steigende Einschlag in den kommenden 20 Jahren. Das andere sind die Mengen beziehungsweise Bestandteile, die entlang der Wertschöpfungskette für die stoffliche Nutzung anfallen.  

Direkt im Holzenergie-Pakt sind hingegen praktisch alle Arten der modernen Holzenergie-Nutzung aufgeführt. Von einer vorausgehenden stofflichen Nutzung ist dort nicht die Rede.

  • Wärmenetze, vor allem im ländlichen Raum, und vorranging in Kombination mit anderen erneuerbaren Energieträgern (eine Stromerzeugung ist hier nicht erwähnt)
  • Prozesswärme für Gewerbe- und Industrie, vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen.
  • Heizen von Einzelgebäuden, auch als Hybridheizung mit anderen erneuerbaren Energien
  • Kraft-Wärme-Kopplung mit Holzvergaser-Blockheizkraftwerken

Bayern will dafür sein Förderprogramm „Biowärme Bayern“ ausbauen, in dem es Zuschüsse für Biomasseheizwerke ab 60 kW Nennwärmeleitung gibt. Nun soll es auch Fördermittel für kleine und mittlere Prozesswärme-Anlagen geben sowie für die Bereitstellung von Mittel- und Spitzenlast in Wärmenetzen. Eine Abschätzung, wie hoch der Energiebedarf an diesen Stellen ist und welchen Anteil die Holzenergie dazu beisteuern könnte, gibt es nicht.

Stoffliche Nutzung bleibt unklar

Der Holzenergie-Pakt enthält auch die Formulierung, die „Holzverwendung verstärkt in Richtung langlebiger Holzprodukte zu entwickeln“. Im Vergleich zur Betonung der direkten energetischen Nutzung ist der Satz allerdings eine Nebenbaustelle. Ordnungsrechtliche Vorgaben soll es explizit nicht geben.

Laut Kaniber sind beide Verwertungsschienen kein Gegensatz. „Die energetische Verwertung von Holzprodukten nach dem Ende ihrer Lebensdauer führt erst dazu, dass Holz den maximalen Nutzen erbringt – auch im Sinne des Klimaschutzes.“ In dem Holzenergie-Pakt selbst sich allerdings keinerlei Hinweis auf eine solche Strategie. Wie aus dem Baum zuerst eine Dachlatte, ein Tisch oder ein Biokunststoff werden soll, wenn Bayern das direkte Verfeuern des Holzes explizit fördert, erfährt man nicht.

Quelle: StMWi | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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