Mehr Transparenz für Stromnetz und Fernwärme-Preise

Stücke von Fernwärme-Leitungen liegen auf Stapel vor Gebäude - Symbolbild für neue Transparenz-Plattform.Foto: Guido Bröer
Fernwärme-Leitungen in Ludwigsburg (Archivbild).
Sowohl für das Stromnetz als auch für die Fernwärme sind ab sofort mehr Daten auf Transparenz-Plattformen online verfügbar.

Die Transparenz-Plattform für Fernwärme-Preise ist auf der neu eingerichteten Webseite www.waermepreise.info zu finden. Diese wird von den Verbänden AGFW, BDEW und VKU betrieben. Nach deren Angaben deckt die Transparenz-Plattform bereits die Hälfte des Marktes ab und soll bis zum Herbst 2024 weiter wachsen.

Die Daten sind in Form einer sortierbaren Tabelle dargestellt. Diese enthält Mischpreise für drei typische Kundenfälle: Ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus sowie die Versorgung eines kleinen Industriebetriebs mit Fernwärme. Wirklich vergleichbar sind die Daten aber nicht, denn die Anschlusskonditionen unterscheiden sich. So sind in manchen Preisen die Übergabestationen enthalten, in anderen nicht. Das wird zwar ausgewiesen, macht die Tabelle aber unübersichtlich. Zudem lässt sich die Tabelle nicht herunterladen und man muss mehrfach „umblättern“, um alle Daten zu sehen.

Eine direkte Vergleichbarkeit würde aber auch wenig helfen. Schließlich wird Fernwärme im Gegensatz zu Strom und Gas nicht über das lokale Netz hinaus gehandelt. Wer die Fernwärme in Oldenburg mit Preisen um 30 Cent pro kWh zu teuer findet, kann also nicht einfach stattdessen Wärme der Stadtwerke Hemau aus Bayern beziehen (8,72 Cent pro kWh, beides für das Einfamilienhaus-Szenario).

Plattform erklärt, warum Fernwärme-Preise regional so unterschiedlich sind

Neben einer Übersicht der Preise enthält die Plattform auch Informationen darüber, wie die Fernwärmepreise und ihre großen Unterschiede zustande kommen. Um die lokal unterschiedlichen Preise für Fernwärme zu verstehen, sei es wichtig, die Besonderheiten von Fernwärme zu kennen, heißt es. Die Verbände betonen die Unterschiedlichkeit der Fernwärmenetze und dass die Wärme nicht europa- oder bundesweit gehandelt werde. Daher würden die preisbestimmenden Faktoren vor allem von den lokalen Gegebenheiten abhängen. Als konkrete Faktoren nennen die Verbände die lokalen Wärmequellen, die Kundenstrukturen und auch die Bodenbeschaffenheit, da diese für Verteilung und Transport wichtig sei. Sie betonen, dass die Fernwärme-Versorger per Gesetz an eine „angemessene Preissetzung“ gebunden seien. Sie dürften die Preise nicht beliebig festsetzen und unterlägen der „strengen Aufsicht“ der Bundes- und der Landeskartellbehörden.

Weitere Angaben in der Tabelle sind die jeweiligen Anpassungszyklen für die Fernwärmepreise, die Netzgröße, Netzverluste, die eingesetzten Energieträger und der Primärenergiefaktor. Ebenfalls ausgewiesen ist die Zusammensetzung. Dabei sind die konkreten Energieträger aufgeführt. In Form von Prozentangaben genannt sind die Kraft-Wärme-Kopplung, sowie die Summe der „erneuerbaren und klimaneutralen Energieträger“ inklusive der sogenannten unvermeidbaren Abwärme. Stecken in einem Netz sowohl Solarwärme als auch Abwärme aus Müllverbrennung, lassen sich die Mengen so also nicht unterscheiden.

Fernwärme ist eine der zentralen Optionen, um bis 2045 klimaneutral zu heizen. Mit der Transparenz-Plattform habe die Branche die Vorgaben des ersten Fernwärmegipfels zum Verbraucherschutz umgesetzt, heißt es. Eine weitere Verbraucherschutz-Maßnahme soll die Beteiligung an der Universalschlichtungsstelle des Bundes sein. Die Verbände rechnen damit, dass viele Unternehmen das tun werden. Zudem würden die Verbände daran arbeiten, Preisgleitklauseln verbraucherfreundlicher darzustellen.

Die Verbände nutzen die Gelegenheit auch, auf mehr Unterstützung der Bundesregierung zu drängen. Diese sei nötig, um das Ziel von 100.000 neu an die Fernwärme angeschlossenen Gebäuden pro Jahr zu erreichen. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) reiche bereits mittelfristig nicht aus, um die Milliardeninvestitionen zu stemmen.

Stromnetz-Plattform Smard mit neuen Daten rund um Netzstabilität und Redispatch

Bei den neuen Daten zum Stromnetz geht es um Informationen rund um die Netzstabilität. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) stellt sie auf der bestehenden Plattform Smard zur Verfügung. „Wir veröffentlichen auf Smard ab jetzt umfangreiche Daten zu den Kosten und Mengen für die Stabilisierung der Stromnetze. Damit leisten wir einen Beitrag für mehr Transparenz auf den Energiemärkten“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Konkret geht es um Netzengpassmanagement, Redispatch, Countertrading und Netzreserve.

Die neuen Daten sind als interaktive Grafiken verfügbar. So lassen sich zum Beispiel saisonale Schwankungen auf einen Blick erkennen. Auch welche Netzebene im Falle von Redispatch für einen Engpass verantwortlich war, lässt sich leicht erkennen. Das veranschauliche die Netzausbaubedarfe, so die Bundesnetzagentur.

Neben den Grafiken gibt es die Daten auch als Tabellenansicht sowie als Downloads (csv, xls) für eigene Auswertungen. Auch kurze Erklärtexte stehen zur Verfügung. Die Daten werden laut BNetzA monatlich aktualisiert. Damit stünden sie deutlich früher als bisher zur Verfügung.

In Bezug auf die transparente Darstellung von Energiedaten sind beide Plattformen ein Fortschritt. Die Darstellungsoptionen, die Nutzer:innen zum Beispiel bei Agora Energiewende oder der Internationalen Energieagentur haben, zeigen allerdings, dass noch Luft nach oben besteht.

Quelle: BNetzA, BDEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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