Plattform EE BW: Kommunen müssen Flächen für Energiewende bereitstellen
Die Kommunen hätten großes Potenzial, um die Energiewende voranzubringen. Das betont die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW). Wenngleich auch Bund und Länder noch für Verbesserungen sorgen müssten, seien in vielen Fällen die Städte, Gemeinden und Landkreise am Zug, um die Energiewende zu beschleunigen, sagt Jürgen Scheurer, Geschäftsführer des Branchenverbandes.
In den ersten vier Monaten des Jahres sind laut PEE BW im Südwesten nur drei neue Windenergie-Anlagen errichtet worden. Gemessen an den Klimazielen des Bundes seien das weniger als zehn Prozent des erforderlichen Ausbaus in dem Zeitraum. Pro Jahr müssten demnach über 100 große Windräder in Betrieb gehen. Bei der Photovoltaik habe sich der Ausbau in den vergangenen Jahren deutlich beschleunigt. Im ersten Drittel des Jahres 2024 lag er bei rund 685 MW. Doch auch das sei nur die Hälfte des erforderlichen Zubaus. Insgesamt sei im Südwesten künftig 4.000 MW neu installierte Photovoltaikleistung pro Jahr nötig.
Die vorläufigen Ausbauzahlen der ersten vier Monate des laufenden Jahres basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur. Bei der Photovoltaik erfolgte zusätzlich eine Korrektur der Werte durch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW).
Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Genehmigungen: Rolle der Kommunen bei Energiewende wird oft unterschätzt
PEE BW räumt ein, dass es es in der Bundes- und Landespolitik weitere gesetzliche Verbesserungen brauche, damit die Energiewende weiter Fahrt aufnehme. Dazu zählt der Verband das Solarpaket II. Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen sollten darüber hinaus zusätzliche Anreize erhalten, eigene Anlagen zu errichten oder sich an Anlagen zu beteiligen.
Allerdings würde der Einfluss der Kommunen oft außer Acht gelassen. Städte, Gemeinden und Landkreise seien wichtige Akteure bei der Energiewende. Wind- und Solarparks, Stromnetze, andere Erneuerbare und Elektrolyseure entstehen vor Ort. Die Kommunen weisen Flächen für Anlagen aus oder stellen Grundstücke und eigene Dächer zur Verfügung. So könnten sie Vorhaben vorantreiben – oder eben nicht.
Damit ein Solarpark entstehen kann, müsse die Kommune diesen in den Flächennutzugsplan aufnehmen, einen Bebauungsplan aufstellen und oft auch die Baugenehmigung erteilen. Sei der Einsatz dabei zu gering, komme das Vorhaben nicht zustande. Wie Kommunen den Bau eines Solarparks gut begleiten können, hat das Photovoltaik-Netzwerk BW in einem Leitfaden zusammengefasst.
Jürgen Scheurer von der PEE BW appelliert daher an die Kommunen, sich noch mehr als bisher aktiv für neue Erneuerbare-Energien-Anlagen auf ihrer jeweiligen Gemarkung einzusetzen, damit diese auch schnell realisiert werden können. Dabei geht es nicht nur um Photovoltaik oder Windenenergie, sondern ebenso um Geothermie, Biogas, Holzenergie und Wasserkraft.
Deutlich mehr Windenergie-Anlagen genehmigt – nun geht es um die Realisierung
Bei der Windenergie sei die Zahl der genehmigten Anlagen jüngst deutlich gestiegen. In den ersten drei Monaten des Jahres erhielten bereits 21 Anlagen eine Genehmigung. Im gesamten Vorjahr gab es laut Marktstammdatenregister lediglich 47 Genehmigungen. Damit die Windenergie-Anlagen tatsächlich realisiert werden, müssten die Kommunen jetzt alles daransetzen, dass aus den Plänen auch wirklich Windräder würden, fordert Scheurer.
Von Windenergieanlagen auf ihren Gemarkungen würden die Kommunen auch direkt profitieren. Die Mindestertragspacht liege für Anlagen der 7-MW-Klasse mit Nabenhöhen von mehr als 160 Metern aktuell zwischen 80.000 und 200.000 Euro pro Windenergieanlage und Jahr. Bei einem Windpark komme daher schnell eine Million Euro pro Jahr zusammen, die den finanziellen Spielraum der Kommunen erweitere.
Quelle: PEE BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH