REN21-Report: Zu wenig erneuerbare Energien in Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft

Im Bild eine Grafik vom REN21 Netzwerk, das die Anteile der Sektoren am Gesamtenergieverbrauch zeigt.Grafik: REN21
Das Netzwerk REN21 hat den Einsatz der erneuerbaren Energien in den Bereichen Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft weltweit untersucht. Nur 12,7 % des Gesamtenergieverbrauchs in diesen Sektoren stammen aus erneuerbaren Energien, und es mangelt an gezielten politischen Maßnahmen, dieses zu ändern. 

Die jüngsten Fortschritte bei der Verbreitung erneuerbarer Energien im weltweiten Energieverbrauch kommen ins Stocken, da es den Regierungen nicht gelingt, die für die Umstellung der Energienutzung in Gebäuden, in der Industrie, im Verkehr und in der Landwirtschaft erforderlichen systemischen Reformen, integrierte strategische Planung und politischen Anpassungen durchzuführen. Zu diesem Ergebnis kommt das Modul Renewables in Energy Demand des REN21 Renewables 2024 Global Status Report (GSR). Das Modul ist das zweite in einer Reihe von fünf Modulen, die das Netzwerk REN21 in diesem Jahr als Teil der GSR 2024 Sammlung veröffentlicht. Dieses Modul untersucht den Status und die Trends der Nachfrage nach erneuerbaren Energien in den Bereichen Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft. So entfallen 34 % des gesamten Endenergieverbrauchs auf den Industriesektor, auf den 33 % auf den Gebäudesektor, 30 % auf den Verkehrssektor und 3 % auf die Landwirtschaft. 

„Bei der Energiewende geht es nicht nur um die Erhöhung des Angebots an erneuerbaren Energien. Ohne kohärente politische Maßnahmen und strukturelle Reformen zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien und zur Beschleunigung der Elektrifizierung der Energienutzung werden der Übergang zu erneuerbaren Energien und der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht gelingen“, sagt Rana Adib, Executive Director von REN21.  Doch die Regierungen räumten dem Aufbau ihrer Wirtschaft auf der Grundlage erneuerbarer Energien und der damit verbundenen Verringerung von Emissionen und Umweltverschmutzung keine Priorität ein.

Konjunkturpakete und politischen Maßnahmen wirken

Die Konjunkturpakete und politischen Maßnahmen, die nach der COVID-19-Pandemie zur Bewältigung der geopolitischen und energiepolitischen Krisen verabschiedet wurden, darunter der Inflation Reduction Act der Vereinigten Staaten und der REPowerEU-Plan der Europäischen Union, haben zu einem Anstieg von Maßnahmen und Investitionen in erneuerbare Energien geführt. Ferner haben diese Krisen laut REN21 die Vorteile der erneuerbaren Energien in Bezug auf Erschwinglichkeit und Zuverlässigkeit für die Endverbraucher-Sektoren noch deutlicher gemacht. Diese Sektoren setzen zunehmend auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz, um Kosten zu senken und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. 

Allerdings verlangsamten sich die politischen Trends in 2023, und in einigen Ländern haben die Verantwortlichen die Ziele verwässert. Die von 69 Ländern im Jahr 2020 festgelegten Ziele für die Endverbraucher-Sektoren liefen aus. Nur 17 dieser Länder haben ihre Ziele verlängert oder neue Ziele für die Zeit nach 2024 festgelegt, darunter Aruba, Benin, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kanada, Chile, Kolumbien, die Cookinseln, Ghana, Grenada, der Kosovo, Libyen, die Malediven, Mexiko, Norwegen, Schweden sowie Trinidad und Tobago. 

REN21 Netzwerk kritisiert: Nur 13 Länder ergreifen politische Maßnahmen für erneuerbare Energien in allen Sektoren

Bis Ende 2023 haben nur 13 Länder, darunter Griechenland, Portugal, Spanien, Irland, Großbritannien, Italien, USA, Ägypten, China, Vietnam, Frankreich, Deutschland und Indien, politische Maßnahmen für erneuerbare Energien in allen Sektoren – Gebäude, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft – umgesetzt. Die Umstellung auf erneuerbare Energien und der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erfordert, dass die Länder strenge politische Maßnahmen und Vorschriften festlegen und durchsetzen, um die Nutzung erneuerbarer Energien in allen Endverbraucher-Sektoren zu fördern. Dies muss auf globaler Ebene geschehen und mit Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und dem Ausbau der Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien einhergehen. 

„Was als gute Nachricht begann, nämlich die Krise in eine Chance zu verwandeln, hat sich in eine enttäuschende Richtung entwickelt. Politische Entscheidungsträger verharren im Business-as-usual und versäumen es, auf dem Erfolg ihrer Krisenreaktionsmaßnahmen mit einer kohärenten und strategischen langfristigen Politik und Planung aufzubauen. Wir müssen die Politik dringend neu ausrichten, um die notwendigen strukturellen Veränderungen in den energieverbrauchenden Sektoren widerzuspiegeln“, sagt Adib. 

Regierungen müssen die Verwendung fossiler Brennstoffe verbieten, die Nutzung erneuerbarer Energien vorschreiben und Anreize dafür schaffen, zum Beispiel durch Bauvorschriften, Quoten für erneuerbare Brennstoffe oder finanzielle Anreize für Wärmepumpen, Photovoltaik in der Landwirtschaft oder Biogas. Darüber hinaus muss die Entwicklung von Infrastrukturen wie Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge oder Fernwärmesysteme für Heizung und Kühlung beschleunigt werden. 

Subventionen für fossile Brennstoffe abbauen

Das Netzwerk REN21 kritisiert, dass erneuerbare Energien nach wie vor unter ungleichen Bedingungen konkurrieren. Die Subventionen für fossile Brennstoffe stiegen in 2022 auf 7 Billionen US-Dollar, was etwa 7 % des weltweiten BIP entspricht, wie aus der Global Overview des GSR 2024 hervorgeht. Dieser besorgniserregende Trend gefährde den raschen Übergang der energieverbrauchenden Sektoren zu dekarbonisierten, widerstandsfähigeren, erneuerbaren Energiequellen. Daher müssen Regierungen diese Subventionen umschichten, um die Energiewende zu unterstützen. 

Um die Möglichkeiten, die erneuerbarer Strom bietet, voll auszuschöpfen, müssen die energieverbrauchenden Sektoren ihren Betrieb schneller elektrifizieren. Abgesehen von der Landwirtschaft, in der die Elektrifizierung deutlich zugenommen hat (+ 6,9 Prozentpunkte zwischen 2011 und 2021), nimmt die Elektrifizierungsrate im Verkehrssektor, im Gebäudesektor und im Industriesektor trotz positiver Entwicklungen beim Einsatz von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen weltweit nicht ausreichend zu.   

Auch die regionalen Entwicklungen sind unterschiedlich. China ist das einzige Land, in dem der Anteil von Elektrizität am Energieverbrauch stetig zunimmt. In China stieg der Stromverbrauch in allen Sektoren zwischen 2011 und 2021 von 20 % auf 30 %. Doch stagnierte im gleichen Zeitraum der Stromanteil in den USA und der EU bei etwa 23 %. Die zunehmende Elektrifizierung muss durch die Nutzung erneuerbarer Wärme und Brennstoffe ergänzt werden, die bis 2050 immer noch rund 50 % des Energiebedarfs decken dürften.   

Netzwerk REN21 sieht Positive Trends

Es gibt jedoch auch einige gute Nachrichten: Trotz mangelnder politischer und regulatorischer Unterstützung setzen die energieverbrauchenden Sektoren weiterhin auf erneuerbare Energien, was die Relevanz der erneuerbaren Energien unterstreicht. Dieser positive Trend kann durch unterstützende, ehrgeizige politische Maßnahmen leicht beschleunigt werden.  

In Gebäuden ersetzen Wärmepumpen zunehmend Gasheizkessel. Weltweit stiegen die Installationen im Jahr 2023 um 10 % im Vergleich zu 2022. Europa verzeichnete einen Anstieg um 38 %. Zudem haben Länder 2023 damit begonnen, Zielvorgaben für den Gebäudesektor bekannt zu geben. Diese beschränkten sich jedoch auf neue Wohngebäude und hauptsächlich auf die solare Warmwasserbereitung oder Solaranlagen auf Dächern. 

Im Verkehrssektor wurden mit der Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs, höheren Investitionen in Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur, Verbesserungen in der Batterietechnologie und dem Ausbau von Ladenetzen, die Elektrofahrzeuge attraktiver machen, Fortschritte erzielt. Dabei setzen sich Städte wie London und Peking ehrgeizige Ziele für emissionsfreie Busse. Die Investitionen in E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur stiegen bis 2023 um 36 %.   

In der Industrie erforschen viele Unternehmen Lösungen für erneuerbare Energien, darunter Solarthermie, Erdwärme und Biomassetechnologien, um ihren Betrieb zu dekarbonisieren und sich gegen künftige Preisschwankungen abzusichern. Ferner prüfen energieintensive Industrien die Umstellung von Hochöfen auf Elektrolichtbogeöfen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, und erproben innovative Ansätze wie die Wasserstoffeinspritzung bei der Stahlerzeugung. Die Lebensmittel- und Papierindustrie setzt zunehmend auf Bioenergie, Industriewärmepumpen und Solarthermie-Anlagen. 

In der Landwirtschaft ersetzen Landwirte Diesel durch solare Mini-Netze und PV-betriebene Wasserpumpen, die die ländliche Elektrifizierung und Bewässerung vorantreiben. Angesichts der vielfältigen Prozesse in den landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten – Anbau, Verarbeitung, Lagerung und Verpackung – bietet der Sektor viele Möglichkeiten für die Elektrifizierung mit erneuerbaren Energien. 

Das Modul Renewables in Energy Demand des REN21 Renewables 2024 Global Status Report (GSR) ist unter diesem Link zu finden.

Quelle: REN21 | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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