Wassereinsparungen in Solarzellen-Fertigung bis 80 Prozent möglich

Im Bild ein Wissenschaftler an einem Laborversuchsstand, durch Aufbereitung sind Wassereinsparungen in Solarzellen-Fertigung bis zu 80 Prozent möglich.Foto: Fraunhofer ISE/ Dirk Mahler
Das Fraunhofer ISE entwickelt Wasseraufbereitungsverfahren, um toxische Substanzen abzutrennen. Anwendungsfälle sind zum Beispiel Abwässer oder Prozessfluide aus der Galvanikindustrie und Halbleiterproduktion sowie zukünftig auch der PV-Fertigung.
Bereits mit heutigen Technologien könnte die Photovoltaik-Industrie fast 80 Prozent des Wasserverbrauchs bei der Solarzellen-Fertigung einsparen. Das haben Wissenschaftler:innen ermittelt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin, der Rena Technologies GmbH, des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben ein umfassendes Modell der Wasserflüsse in einer 5-Gigawatt-Solarzellen-Fabrik erstellt. Auf dieser Grundlage prüften sie die Einführung zweier unterschiedlicher Strategien zur zirkulären Wassernutzung. Das Ergebnis: Wassereinsparungen in der Solarzellen-Fertigung von bis zu 79 Prozent und eine Abwasserreduzierung von bis zu 84 Prozent wären mit heutigen Produktionstechnologien technisch bereits möglich. Dies ermöglicht den Bau von neuen Solarzellen-Fabriken auch an Standorten mit weniger Wasserverfügbarkeit.

Das Forschungsteam analysierte die Wasser-, Abwasser- und Stoffströme für eine Fertigung von PERC-Solarzellen mit einer jährlichen Leistung von 5 Gigawatt. Die Ergebnisse sind auch für Fabriken interessant, in denen die Branche Heterojunction- oder TOPCon-Solarzellen hergestellt oder die man dafür umrüsten will, da die Abwasserflüsse für diese Zelltypen sehr ähnlich sind. „Wir haben basierend auf dem Modell dieser Fertigung unterschiedliche Möglichkeiten zur Wassereinsparung -und Wiederaufbereitung analysiert“, sagt Peter Brailovsky vom Fraunhofer ISE. „Empfehlen können wir zwei Ansätze: Die Wiederverwendung leicht kontaminierten Abwassers (low contaminated wastewater LCR) und den sogenannten ‚Minimal Liquid Discharge‘ (MLD), bei der bestimme Reststoffe anderweitig wiederverwertet werden.“ So könne man beispielweise bei der Solarzellenfertigung zurückbleibende Ätzlösungen danach noch in der Zementfertigung nutzen.

Wassereinsparungen in Solarzellen-Fertigung ohne Mehrkosten

„Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem MLD-Szenario bis zu 80 Prozent des Frischwasserbedarfs und des Abwassers in der Solarzellenfabrik eingespart werden können“, sagt Jascha Reich, Wissenschaftler an der Technischen Universität Berlin. „Wendet man den LCR-Ansatz an, kommt man auf bis zu 40 Prozent Einsparung.“ Gleichzeitig würde die Umsetzung der Einsparungsmaßnahmen der Fertigung keine zusätzlichen Kosten aufbürden, sondern im Gegenteil unter dem Strich sogar leichte Kosteneinsparungen bedeuten. Zusätzlich reduziere ein geschlossener Wasserkreislauf das Risiko eines Shutdown der Fabrik mit wöchentlichen Kosten von um 1,9 Millionen Euro aufgrund von Wasserknappheit, zum Beispiel während Hitzewellen im Sommer, stark.

Solarzellen sind laut den Wissenschaftler:innen an sich bereits ein sehr nachhaltiges Produkt. Integriert in einem Photovoltaik-Modul amortisiert sich die Energie, die es zu ihrer Herstellung brauchte, innerhalb kürzester Zeit. Bei PV-Anlage in Mitteleuropa typischerweise innerhalb von 1,3 Jahren. „Darauf müssen wir uns aber nicht ausruhen“, sagt Jochen Rentsch, Leiter der Abteilung Technologietransfer im Bereich Photovoltaik des Fraunhofer ISE. „Wie überall in der produzierenden Wirtschaft sollte auch die Photovoltaik Teil einer Kreislaufwirtschaft werden.“

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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