3-Quadratmeter-Regel: Longi rechnet mit größeren PV-Modulen auf Dächern

Zwei Installateure bei der Montage von Solarmodulen auf einem Schrägdach.Foto: Longi
Das Hi-MO X6 von Longi, hier bei einer Montage in Schweden, ist deutlich kleiner als 3 Quadratmeter.
Große PV-Module für Aufdach-Anlagen scheiterten lange an der eingeschränkten bauaufsichtlichen Zulassung. Nun ändern sich die Regeln. Modulhersteller Longi geht davon aus, dass man das bald auf den Dächern sehen wird.

Bisher hatten PV-Module mit einer Einzelfläche von mehr als 2 m2 für Dächer mit bis zu 75 Grad Neigung keine baurechtliche Zulassung, erklärt Stephan Krauss, Sales Manager Longi Europe DG für die DACH-Region. Für Installationen dieser Art benötigte man eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung, die komplex und zeitaufwendig sei. Die Grundlage dafür findet sich in der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT), die wiederum als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient. Doch im Oktober 2023 erneuerte das DIBT die entsprechende Vorschrift und erhöhte die zulässige Einzelfläche für Solarmodule mit mechanisch gehaltenen Glasdeckflächen auf bis zu drei Quadratmeter, berichtet Krauss. Die „3-Quadratmeter-Regel“ soll nun den Einsatz großer PV-Module erleichtern.

Übersicht zur Umsetzung der 3-Quadratmeter-Regel nach Bundesländern

Als nächstes sind die Bundesländer am Zug, um ihre Landesbauordnungen (LBO) anzupassen. Longi hat bei den jeweiligen Landesbehörden den Sachstand abgefragt. Mit Ausnahme von einem Bundesland, Schleswig-Holstein, haben demnach alle Bundesländer entweder die Einführung bereits abgeschlossen oder geplant. Vier Bundesländer (Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) haben die neue Bestimmung bereits umgesetzt. Baden-Württemberg plant die Einführung Ende Juni 2024. Damit seien flächenmäßig rund 70 Prozent des deutschen Marktes bereits abgedeckt, so Longi. Sieben Bundesländer richten ihre Umsetzung an der aktuell laufenden Anpassung des MVV TB 2024/1 aus und planen sie bis zu drei Monate nach der Veröffentlichung. Nach erfolgreicher Notifizierung der Änderungen der MVV TB 2024/1 nach der Richtlinie (EU) 2015/1535 würde die Veröffentlichung spätestens im Herbst erwartet, teilte das DIBT mit. Alle weiteren gaben an, die Regelung noch 2024 in Landesrecht umsetzen zu wollen, mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt, das sich die Möglichkeit der Umsetzung bis zum 2. Quartal 2025 offenhält.

  • Baden-Württemberg: Geplant für Ende Juni 2024 
  • Bayern: Im November 2023 umgesetzt 
  • Berlin: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1  
  • Brandenburg: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1 
  • Bremen: Geplant bis März 2025  
  • Hamburg: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1 
  • Hessen: Umgesetzt im August 2023 
  • Mecklenburg-Vorpommern: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1 
  • Niedersachsen: Umgesetzt im Dezember 2023
  • Nordrhein-Westfalen: Umgesetzt im März 2023
  • Rheinland-Pfalz: Geplant zwischen August und Oktober 2023
  • Saarland: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1 
  • Sachsen: Geplant für 2024 nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1
  • Sachsen-Anhalt: Geplant für 2024, ggfls. 2025, nach VÖ der neuen MVV TB 2024/1
  • Schleswig-Holstein: Offen
  • Thüringen: Geplant für 2024

Die Daten beziehen sich auf den Stand am 30. Mai 2024. Sie sind ohne Gewähr und können sich ändern.

Laut Longi ist die neue 3-Quadratmeter-Regel auch deshalb überfällig, weil die PV-Module für den globalen Markt größer und einheitlicher werden. Die Modulgrößen korrelieren dabei auch mit den Wafer-Maßen. Das Unternehmen verweist darauf, dass sich im August 2023 haben sich namhafte PV-Hersteller, darunter LONGi, auf eine neue Standardabmessung für Module und rechteckige Wafer geeinigt hätten. Ziel der Standards sind vor allem niedrigere Produktionskosten. Je einheitlicher also die Modulgrößen weltweit, desto günstiger könne die Solarstromerzeugung und umso schneller die Energiewende werden, so die Kurzform der Argumentation.

Für Freiflächenanlagen gibt es mittlerweile immer größere PV-Module mit Leistungen um 700 W. Doch für Aufdach-Anlagen gebe es Grenzen, so Longi, denn in der Regel müssten die Module ohne Hilfsmittel montiert werden. „Im Idealfall sollten Module daher hinsichtlich Größe und Gewicht für die Montage durch eine Person geeignet sein, insbesondere bei Aufdachkonstruktionen mit steiler Neigung“, so Krauss. Eine hohe Leistung pro Fläche könne man stattdessen mit hohen Wirkungsgraden erreichen.

Quelle: Longi | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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