Kürzungen bei der Energieforschung: 30 Prozent weniger Geld für neue Projekte

Frau in Laborkittel hält Solarzellen in die Luft - Symbol für Kürzungen bei der Energieforschung.Foto: luchschenF /stock.adobe.com
Entwicklung einer Dünnschicht-Solarzelle (Archivbild)
Der Bund stellt weniger Geld für die Energieforschung zur Verfügung. Das macht sich bereits bemerkbar. Die Forschungsinstitute können Personal nicht mehr finanzieren.   

Für das Jahr 2024 zeichne sich bereits ab, dass für neue Projekte 30 % weniger Geld verfügbar sei als im Vorjahr, heißt es in einer Pressemitteilung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Das gefährde die Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie bei Energiewendetechnologien, warnt der Verbund „Energietechnologien und Klimaschutz“ der Fraunhofer-Gesellschaft. In dem Verbund sind neun Institute der Fraunhofer-Gesellschaft organisiert, die anwendungsorientierte Energieforschung betreiben. „Durch die Kürzungen unterbleiben wichtige Innovationen, die Deutschland dringend benötigt, um seine Klimaziele zu erreichen und um seine Position als führender Standort im Bereich wichtiger Zukunftstechnologien zu erhalten und auszubauen. Zugleich steigt die Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit im Bereich dieser Technologien vom Ausland“, sagt Professor Hans-Martin Henning, Vorsitzender des Verbundes und Leiter des Fraunhofer ISE.

Laut Fraunhofer ISE handelt es sich um die „einschneidendste“ Kürzung seit dem Bestehen der Energieforschungsprogramme des Bundes. Dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) stünden unter dem Titel „Energieforschung“ für 2024 um 12 Prozent weniger Mittel zur Verfügung. Zudem habe der Wegfall des Klima- und Transformationsfonds zu weiteren Kürzungen geführt, unter anderem in Programmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für Batterie- und Wasserstoffprojekte. In Summe gebe es so bis zu 30 Prozent weniger für die Projektförderung. Weitere Kürzungen bei der Energieforschung für 2025 seien „nicht auszuschließen“.

Forschungsinstitute reduzieren wegen Kürzungen bereits Projektstellen in der Energieforschung

Laut Fraunhofer sind die Auswirkungen schon zu spüren. Anträge für in diesem und in kommenden Jahren benötigte Mittel seien nicht bewilligt worden. Seit Dezember 2023 sei die Antragsannahme für Forschungsprojekte in den KTF-Förderprogrammen des BMWK „pausiert“. Thematisch sei „die ganze Bandbreite der erneuerbaren Energien und der Schlüsseltechnologien des heutigen und zukünftigen Energiesystems“ betroffen, sagt Andreas Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Verbunds und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES. Konkret nennt er Windenergie, Photovoltaik, Geothermie, Wasserstoff, Wärme und umfassenden Systemlösungen. „Auf Seiten der Forschungseinrichtungen führen die Kürzungen zu Stellenabbau, so dass weniger Personen für die Arbeit in diesen zukunftsträchtigen Industrien qualifiziert werden können.“

Der Verbund betont die Erfolge der Energieforschung in den letzten Jahren. Vor allem Verbundprojekte von Forschungseinrichtungen und Wirtschaft hätten geholfen, neue Technologien zügig zu entwickeln und in die Anwendung zu bringen. Das Spektrum der geförderten Vorhaben reicht dabei von der angewandten Grundlagenforschung bis zur Demonstration und Begleitung der Markteinführung.

Zudem verweist Fraunhofer auf die Bedeutung der Forschungsförderung für die Ausbildung von Fachkräften. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI zeige das am Beispiel der Batterieforschung. Dort werde die Kürzungen der Fördermittel die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Batterieindustrie schwächen, indem sie den Fachkräftemangel verschärfe. Die Studie zählt rund 15.000 in Deutschland ausgebildete Fachkräfte für die Batterieindustrie. Öffentlich geförderte Projekte und die darin entstehenden Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten würden dabei eine große Rolle spielen.

Im Gegensatz zur Projektförderung sei die Grundfinanzierung der Institute von den Kürzungen bisher nicht betroffen.

Der Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) protestierte ebenfalls gegen die Kürzungen.

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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