Schneller zum Netzanschluss: VDE FNN überarbeitet Technische Anschlussregeln

Collage mit Strommasten, PV-Anlage und Windrad - Symbolbild für NetzanschlussFoto: gopixa / stock.adobe.com
Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) kündigt neue Technische Anschlussregeln an. Diese sollen dafür sorgen, gesetzlich beschlossene Vereinfachungen gut in der Praxis umzusetzen.

Verschiedene neue Gesetze und Verordnungen, die den Anschluss von PV-Anlagen, Speichern und anderen Energiewende-Technologien beschleunigen sollen, gibt es bereits. Doch die vielen Abläufe und technischen Details lassen sich nicht alle über die Politik regeln. Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) überarbeitet daher die Technischen Anschlussregeln (TAR) für Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen sowie Speicher mit Fokus auf die Niederspannung. Zusätzlich soll es Umsetzungshilfen geben, damit neue Vorgaben für den Netzanschluss einfacher und vor allem schneller in der Praxis ankommen. Laut der Pressemitteilung des VDE sollen die neuen in Kürze in die Konsultation gehen und ab 2025 in Kraft treten, um den Netzanschluss zu beschleunigen.

Joachim Kabs, Vorstandsvorsitzender VDE FNN und Mitglied in der Geschäftsführung der Bayernwerk Netz GmbH, sagt: „Besonders in den Verteilnetzen, wo bei Endkunden Millionen dezentrale Erzeuger, Speicher und durch Elektrifizierung bei der Wärme- und Mobilitätswende neue Verbraucher zu integrieren sind, brauchen wir mehr Klarheit – zum Netzanschluss wie auch zu der künftigen Rolle und den steuerbaren Fähigkeiten der Kundenanlagen, um die Systemstabilität aufrechtzuerhalten.

Einspeiseüberwachung ermöglicht Anschluss auch bei fehlender Netzkapazität

Bislang konnte eine PV-Anlage nur angeschlossen werden, wenn das Netz in der Lage war, einen Großteil ihrer Erzeugungsleistung aufzunehmen – selbst dann, wenn der Strom eigentlich vor allem für den Eigenbedarf gedacht war. Für solche Fälle sollen die neuen Anwendungsregeln mehr Spielraum bieten. Die Einspeiseüberwachung soll es möglich machen, auch Anlagen ans Netz anzuschließen, wenn sie wegen fehlender Kapazitäten temporär oder dauerhaft nur einen geringen Teil oder gar nicht ins Netz einspeisen können. Erzeugt die Anlage „zu viel“ Strom, muss der Kunde dafür eine eigene Verwendung finden oder die Anlage wird notfalls „gedimmt“. „Endkunden können so auch bei eventuell nicht ausreichender Netzkapazität die Kosten für ihren Energiebedarf senken und stärker an der Energiewende mitwirken“, sagt Kabs.

Konkrete Vorgaben für Anschluss ohne Zertifikat bis 500 kW

Für den Anschluss von Erzeugungsanlagen und Speichern zwischen 135 und 500 kW hat bereits das Solarpaket I Mitte Mai eine Erleichterung gebracht. Diese Anlagen können dank der Novellierung der NELEV (Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung) nach einem vereinfachten Nachweisverfahren angeschlossen werden. Es orientiert sich am heute üblichen Nachweisverfahren für kleine Anlagen in der Niederspannung. Damit entfällt das Anlagenzertifikat und der Konformitätsnachweis. Bislang mussten für diese Erzeugungsanlagen – egal auf welcher Spannungsebene angeschlossen – die elektrotechnischen Eigenschaften nach der TAR Mittelspannung nachgewiesen werden. Über den Wegfall der Zertifizierungspflicht berichtete der Solarserver bereits.

Die neue VDE-Anwendungsregel „Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz“ soll das Nachweisverfahren konkretisieren. Bereits im März hat VDE FNN zudem eine Umsetzungshilfe zu den geänderten Verordnungen NELEV und EAAV (Energieanlagen-Anforderungen-Verordnung) veröffentlicht. Diese stellt Anforderungen und Nachweise übersichtlich dar, beschreibt das Zertifizierungsverfahren und gibt Hinweise zum Vorgehen in der Übergangszeit sowie Praxis-Beispiele.

Einheitliche und digitale Netzanschlussbegehren

Bisher organisieren die rund 900 Verteilnetzbetreiber die Netzanschlussbegehren und Netzanschlüsse in ihrem Gebiet nach ihrem jeweils eigenen System. Je nach Erfahrung, Überlastung und Digitalisierungsstand der Netzbetreiber bringt das PV-Anlagenbetreiber zur Verzweiflung. Ab 1. Januar 2025 soll es dafür ein einheitliches und digitales Verfahren geben. Auch hier soll das VDE FNN mit seinen Anschlussregeln für die Details sorgen, damit es mit dem schnelleren Netzanschluss auch klappt. Es stellt ein standardisiertes Daten-Set zur Verfügung, das die für die Antragstellung notwendigen Daten, etwa zu Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen, beschreibt. Dieses Set ist Grundlage für alle Verteilnetzbetreiber zum Aufbau ihrer Webportale. Auf Basis standardisierter Informationen lassen sich so künftig Anträge zügiger und digital bearbeiten.

Quelle: VDE FNN | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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