AGFW veröffentlicht Leitfaden für Digitalisierung der Fernwärme-Netze

Mann in Anzug, netz aus Punkten - Symbolbild für Digitailisierung in der FernwärmeFoto: Leo Wolfert / stock.adobe.com
Nicht nur im Stromnetz, sondern auch in der Fernwärme sorgt die Energiewende für neue Herausforderungen. Digitale Technologien sollen helfen, die verschiedenen Wärmequellen besser zu koordinieren.

Der Branchenverband AGFW hat dafür einen kostenlosen Leitfaden erstellt. An der Broschüre „Entscheidungshilfe für Kommunikationstechnologien in der Fernwärme“ wirkten das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energietechnik (IEE) aus Kassel, drei hessischen Stadtwerken und Danfoss mit. Der Leitfaden mit insgesamt 44 Seiten stellt zunächst verfügbare funkbasierte Kommunikationsstandards vor, wie 5G und LoWaRan. Dabei geht er unter anderem auf Reichweiten, Gebäudedurchdringung, Sicherheit und Kosten ein. Der Leitfaden richtet sich mit diesem Grundkurs in Kommunikationstechnik ausdrücklich an Personen, die nicht Fachleute für Digitalisierung sind.

Digitalisierung hilft, erneuerbare Energien in die Fernwärme einzuspeisen

Ein Entscheidungsbaum soll den Wärmenetzbetreibern helfen, die passende Technologie für das jeweilige Projekt zu finden. Dafür stellt die Broschüre auch drei konkrete Beispiele vor. Ein Anwendungsbeispiel ist die Fernauslesung von Wärmemengenzählern. Dafür sei im Fall des Beispiel-Stadtwerks die LoRaWAN-Technologie die beste Wahl, da die Signale auch aus den Gebäuden gut durchdringen. Die Technologie hat zwar eine geringe Datenrate, für die Zählerauslesung ist das allerdings nicht ausschlaggebend. Anders verhält es sich im zweiten Beispiel, dem Monitoring sogenannter Netzschlechtpunkte. Beim Netzschlechtpunkt handelt es sich um die Stelle mit dem niedrigsten Differenzdruck zwischen Vor- und Rücklauf in einem Fernwärmenetz. Der Netzschlechtpunkt ist somit die Stelle im Netz mit dem höchsten Risiko eines Versorgungsengpasses. Ziel ist es, die Messwerte digital zu erfassen und schnell die Pumpenparameter anzupassen. Dafür ist der LoRaWAN-Standard nicht verlässlich genug. Das Beispiel-Stadtwerk entschied sich daher für den Standard NB-IoT, erwägt aber einen Wechsel zu LTE-450.

Im nächsten Schritt ließe sich auch die Pumpensteuerung automatisieren, wie die Broschüre im dritten Beispiel darstellt. Damit wäre die dezentrale Wärmeeinspeisung leichter zu handhaben. Dabei müssen Daten nicht mehr alle 15 Minuten, sondern alle 10 Sekunden zwischen Pumpen und Leitwarte übertragen werden – und zwar in beide Richtungen. Die gewählte Technologie ist in diesem Beispiel der LTE-M-Standard, wobei auch LTE-450 in Frage käme.

Als weitere Anwendungsbeispiele für die Digitalisierung in dern Fernwärme nennt die Broschüre Leckagedetektion, Vor- und Rücklauftemperaturmessung, Fernzugriff und optimierte Steuerung. „Da die zukünftigen Fernwärmesysteme immer komplexer werden, ist die Digitalisierung wichtig. Um die Wärmeerzeugung erfolgreich zu dekarbonisieren, ist ein effizientes und flexibles Zusammenspiel der Technologien erforderlich“, sagt Dietrich Schmidt, Innovationsfeldleiter Digitalisierung Wärmeinfrastrukturen beim IEE. Die Broschüre ist ein Ergebnis des vom BMWK geförderten Forschungsvorhabens „Digiheat“, das sich mit dem Nutzen der Digitalisierung für die Effizienz von Fernwärmenetzen befasst.

Kleinere Kommunen, für die das Thema Nah- und Fernwärme komplett neu ist, finden in dieser Studie der Dena Unterstützung.

Quelle: AGFW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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