Ökostrom liefert 65 Prozent der Netto-Stromerzeugung im ersten Halbjahr 2024

Balkendiagramm zeit Stromerzeugung in DeutschlandGrafik: Fraunhofer ISE / energy-charts.de
Anteile der verschiedenen Energiequellen am Strommix im öffentlichen Netz.
Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) legt seine Ökostrom-Bilanz für das erste Halbjahr vor. Gemessen an der öffentlichen Nettostromerzeugung kommen die Solarforscher auf einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien.

Im ersten Halbjahr 2024 wurde in Deutschland mit 140 TWh so viel erneuerbarer Strom erzeugt wie noch nie zuvor, heißt es in der Pressemitteilung des Fraunhofer ISE. Der Anteil von Ökostrom an der öffentlichen Netto-Stromerzeugung lag demnach bei 65 Prozent. Die Erzeugung aus fossilen Energieträgern sei weiterhin rückläufig. Auch die Börsenstrompreise setzten ihren Abwärtstrend fort. Das geht aus den Halbjahresdaten zur öffentlichen Nettostromerzeugung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE heute vorgestellt hat. Basis der Auswertung ist die Datenplattform energy-charts.info.

Für die Berechnung des Ökostrom-Anteils berücksichtigt Fraunhofer ISE dabei lediglich die Netto-Stromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Das ist der Strommix, der „aus der Steckdose“ kommt. Die industrielle Stromerzeugung für den Eigenverbrauch bleibt außen vor.

Neben dem Beitrag zur öffentlichen Nettostromerzeugung gibt das Fraunhofer ISE auch den Beitrag zur Lastdeckung an. Gemeint ist die damit ist die Summe aus Stromverbrauch und Netzverlusten. Dieser lag im ersten Halbjahr 2024 bei 60 Prozent (Vorjahr: 55,7 Prozent). Die Last selbst lag hingegen mit 233 TWh leicht über dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2023: 229 TWh).

Auch BDEW und ZSW haben vor wenigen Jahren eine Energie-Bilanz des ersten Halbjahres 2024 vorgelegt. Sie beziehen den Ökostrom-Anteil allerdings nicht auf die Stromerzeugung, sondern auf den Stromverbrauch. So kommen sie auf einen Erneuerbare-Energien-Anteil von lediglich 58 Prozent.

Windenergie war laut Fraunhofer ISE wieder die mit Abstand stärkste Stromquelle mit 73,4 TWh (erstes Halbjahr 2023: 66,8 TWh). Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 34,1 Prozent. Die Windenergie an Land lieferte mit 59,5 TWh den deutlich größeren Anteil, die Offshore-Windparks kamen immerhin auf 13,8 TWh.

Photovoltaik-Anlagen speisten 32,4 TWh ins Netz ein (erstes Halbjahr 2023: 28,2 TWh). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg auf 11,3 TWh (erstes Halbjahr 2023: 8,9 TWh), die Biomasse hatte einen leichten Rückgang von 21,6 TWh auf 20,8 TWh.

Fossile Stromerzeugung im ersten Halbjahr 2024 gering wie noch nie

Die gesamte Stromerzeugung in Deutschland sank im ersten Halbjahr 2024 auf 215 TWh (erstes Halbjahr 2023: 222 TWh). Dabei ging der Anteil der fossilen Energieträger von 39,6 Prozent auf 35,0 Prozent zurück. Kohle, Erdgas, Öl und „nicht-erneuerbarer Müll“ machten in Summe lediglich 75 TWh aus.

Das fügt sich in den langfristigen Trend. Seit 2015 ist laut Fraunhofer ISE die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen um 46 Prozent gesunken. Die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg in diesem Zeitraum um 56 Prozent.

Netto-Stromimport vor allem aus Wasserkraft

Allerdings wurde im ersten Halbjahr 2024 mehr Strom importiert als Exportiert. In der Gesamtbetrachtung der ersten Jahreshälfte ergibt sich ein Importsaldo von 11,3 TWh (1. Halbjahr 2023: 0,8 TWh Export im Saldo). Die Stromimporte kamen laut Fraunhofer ISE Skandinavien (Dänemark, Schweden und Norwegen), Frankreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden. Treiber sei nicht die Knappheit gewesen, sondern der Markt. Die Wind- und Wasserkraft aus Skandinavien sei billiger als der Strom aus deutschen Kohle- und Gaskraftwerken. Exportiert wurde Strom nach Österreich, Tschechien, Luxemburg und Polen.

Die Börsenstrompreise sanken stark von 100,54 Euro/MWh (Day Ahead- Auktion, volumengewichtet) auf 67,94 Euro/MWh. „Der Effekt von sinkenden Börsenstrompreisen wird sich mittelfristig in Strompreisen von privaten und industriellen Endkunden zeigen“, glaubt Bruno Burger, leitender Wissenschaftler bei den Energy-Charts am Fraunhofer ISE. Stark rückläufig war auch der Preis für Erdgas, der von 44,99 Euro/MWh auf 29,71 Euro/MWh sank. Beide Preise nähern sich damit weiter dem Preisniveau in den Jahren vor dem Ukrainekrieg an. Auch die Kosten für CO2-Emissionszertifikate gingen zurück, von 86,96 auf 63,60 Euro pro Tonne CO2.

Windenergie-Ausbau zu schwach, Batterien ziehen mit Pumpspeichern gleich

Die Photovoltaik-Leistung in Deutschland wuchs bis Ende Mai 2024 um 6,2 GW, für das Gesamtjahr rechnet das Fraunhofer ISE mit 12,5 GW (2023: 15,3 GW). So käme man am Jahresende 2024 auf 88,9 GW installierte PV-Leistung in Deutschland.

Der Windkraft-Zubau liegt laut Fraunhofer ISE weit hinter den Ausbauzielen für 202. Nur 0,8 GW neue Leistung gab es bei der Windenergie an Land (Ziel 2024: 7 GW), bei der Windenergie auf dem Meer nur 0,2 GW (Ziel 2024: 1 GW). Spitzenreiter bei der installierten Windleistung pro Einwohner ist das Bundesland Brandenburg (3.408 W/Einwohner) vor Schleswig-Holstein (2.928 W) und Sachsen-Anhalt (2.487 W). Bei der installierten Solarleistung liegt ebenfalls Brandenburg vorne (2.669 W/Einwohner), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (2.398 W/Einwohner) und Sachsen-Anhalt (1.988 W/Einwohner).

Bei den Stromspeichern haben die Batterien mit 9,9 GW in Summe die gleiche Leistung erreicht wie die Pumpspeicher. Davon kamen allein 2024 neue 1,8 GW hinzu. Bei der Speicherkapazität kommen die Batteriespeicher auf 14,4 GWh (neu in 2024: 2,5 GWh). Das ist noch deutlich weniger als die Pumpspeicher mit 40 GWh. Die Batteriespeicher eignen sich vor allem für die Energiespeicherung über einige Stunden im Laufe eines Tages.

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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