10 Jahre Datenplattform Energy-Charts vom Fraunhofer ISE

Eine Grafik der Datenplattform Energy-Charts zeigt die Stromerzeugung in Deutschland in einer Woche im Juli 2024.Grafik: Fraunhofer ISE / Energy-Charts
Kann Deutschland seinen Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken? Wie viel Atom- und Kohlestrom wird importiert? Führt eine Sonnenfinsternis zu einem Blackout? Um die Diskussion zur Energiewende zu versachlichen, stellte das Fraunhofer ISE vor zehn Jahren die Datenplattform Energy-Charts online.

Es begann mit einer Pressemeldung: 2011 warnten die Medien vor einem Blackout an Pfingsten, weil die Solareinspeisung hoch und die Last niedrig sei. Darüber ärgerte sich Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE so sehr, dass er begann, Daten zur Stromerzeugung in einem Foliensatz zusammenzutragen. „Ich wollte die Debatte um die Energiewende versachlichen, indem ich der Öffentlichkeit Daten leicht verständlich zur Verfügung stelle“, sagt Burger. Durch die hohe Nachfrage wuchs der Foliensatz schnell auf 280 Seiten. So entstand die Idee der Datenplattform Energy-Charts im Netz, auf der Nutzer:innen die Daten flexibel in interaktiven Grafiken ansehen können. Diese sollten Energiewende-Daten selbst konfigurieren können. Angefangen mit Daten zu Leistung, Energie und Börsenstrompreisen, hat Burger die Webseite sukzessive erweitert. Produktionsdaten zu Solar- und Windstrom, Import, Export, Klimadaten, Kraftwerksemissionen und eine interaktive Kraftwerkskarte kamen hinzu.

Stromerzeugung in Deutschland in einer Woche im Juli 2014
Vor 10 Jahren sah die Stromerzeugung in Deutschland noch anders aus. Grafik: Fraunhofer ISE / Energy-Charts

Mittlerweile schöpft das Team der Energy-Charts aus 16 verschiedenen Quellen, deren Daten sie mathematisch bereinigen und für die Ausgabe in interaktiven Grafiken aufbereiten. Zur stetigen Verbesserung der Plattform führte das Team Umfragen und Workshops mit Nutzern durch. In zwei von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanzierten Projekten haben das Team neue Designs und Datenkategorien eingeführt.

Datenplattform Energy-Charts in vier Sprachen für 42 europäische Länder

Mittlerweile stellen die Energy-Charts Daten in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch) und für 42 europäische Länder zur Verfügung. Auch die zeitliche Auflösung stieg von der wochen- über die tageweise bis zur viertelstündlichen Auflösung. Für Daten wie die erwartete Stromerzeugung und Börsenstrompreise liegen auch Prognosewerte vor.

Seit Dezember 2023 wird die Webseite durch die Stromampel-App ergänzt, die für zwölf europäische Länder den aktuellen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung sowie den für 34 Länder den Day-Ahead-Börsenstrompreis anzeigt. Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos, Wärmepumpen oder Smart Homes können damit ihren Stromverbrauch so steuern, dass er einen möglichst grünen Strommix nutzt. Der führende europäische Hausgerätehersteller BSH Hausgeräte GmbH, zu der Marken wie Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff gehören, setzt die Daten der Stromampel bereits ein. Die Daten stellt das Fraunhofer-Team auch auf der Webseite sowie über eine offene Schnittstelle (API) für alle Interessenten zur Verfügung.

Große Resonanz in Medien und Öffentlichkeit

Heute sind die Energy-Charts eine viel genutzte Webseite zu Energiedaten in Deutschland. Vertreter:innen aus Wissenschaft, Medien, Politik und Energiewirtschaft, aber vor allem an der Energiewende Interessierte greifen auf die Daten zurück. Pro Jahr hat die Web-seite etwa 100 Millionen Aufrufe, etwa 250 Millionen Grafiken werden ausgeliefert. Zwischen 8 Uhr und 16 Uhr wird die Webseite stündlich 200.000- bis 250.000-mal aufgerufen.

Doch die Aufklärungsarbeit zur Energiewende findet längst nicht nur auf der Webseite statt: Bruno Burger gibt jährlich über 100 Interviews, hält Vorträge und Seminare. Etwa 400 Medienbeiträge jährlich zitieren Daten aus den Energy-Charts oder den Wissenschaftler Burger. Um die Nachfrage nach Austausch zu den Energiezahlen zu befriedigen, bietet das Team der Energy-Charts seit Juni 2021 jeweils zum Monatsanfang die Energy-Charts Talks an. In dieser Veranstaltung stellt das Team die aktuellen Stromerzeugungszahlen und neue Funktionalitäten und Daten vor. Diese haben monatlich zwischen 100 und 150 Teilnehmende. Informationen zu den Energy-Charts Talks sind auf der Datenplattform Energy-Charts zu finden.

Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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