Ausbau der Offshore-Windenergie: Branche fordert Maßnahmen vom Bund

Ein Balkendiagramm zeigt den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland von 2009 bis 2035.Grafik: Deutsche Windguard
Entwicklung der Offshore-Windenergieleistung in Deutschland.
Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland lag im ersten Halbjahr 2024 bei 377 MW. Damit der Zubau weiter an Fahrt gewinnen kann, fordert die Offshore-Windbranche vom Bund, das Ausschreibungsdesign anzupassen.

Die Offshore-Windindustrie-Branchenverbände BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB e.V. und Windenergy Network e.V. sowie die gemeinnützige Stiftung Offshore-Windenergie haben die Zahlen für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland für das erste Halbjahr 2024 veröffentlicht. Die vom Beratungsunternehmen Deutsche Windguard aufbereiteten Zahlen zeigen, dass in diesem Zeitraum in Deutschland insgesamt 36 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 377 Megawatt (MW) erstmals ins Stromnetz eingespeist haben. Zudem hat die Branche 73 weitere Fundamente errichtet. In Summe sind in Deutschland derzeit 29 Offshore-Wind-Projekte mit 1.602 Anlagen und einer installierten Leistung von insgesamt 8.858 MW in Betrieb. Zwei weitere Projekte befinden sich im Bau.

Die Ergebnisse der ersten Ausschreibung für Offshore-Wind in Deutschland in diesem Jahr bestätigen laut den Branchenverbänden das anhaltende Interesse von Investoren am deutschen Markt. Allerdings legten sie auch nahe, dass der Bund das Ausschreibungsdesign anpassen sollte. Die Gebotssumme von rund 3 Milliarden Euro würde den Kostendruck in der industriellen Wertschöpfungskette erhöhen und dringend benötigte Investitionen ausbremsen. Das Ausschreibungsdesign sollte der Bund künftig stärker auf eine sichere und termingerechte Projektrealisierung ausrichten. Es sei daher gut, dass die Bundesregierung die Ausschreibungskriterien evaluieren will, kommentieren die Branchenorganisationen sowie die Stiftung Offshore-Windenergie die Resultate der jüngsten Offshore-Wind-Ausschreibung. Die Branche setzt sich weiterhin dafür ein, mit einem reformierten Ausschreibungsdesign die Akteursvielfalt zu stärken und Ausfallrisiken für die Umsetzung der Projekte zu minimieren.

Ausbau-Engpässe beseitigen

Die Einnahmen aus den Ausschreibungen sollten zudem zu einem substanziellen Teil in den Hochlauf der für den steigenden Ausbau der Offshore-Windenergie erforderlichen Kapazitäten fließen. Dafür eignet sich die von der Bundesregierung eingeführte Transformationskomponente, die eine Zweckbindung erfahren müsse. Es sei wichtig, dass die Offshore-Windindustrie ihre Kapazitäten weiter ausbauen und die Innovations- und Technologieführerschaft erhalten kann, so die Organisationen. Das sei nur möglich, wenn sich die bezuschlagten Projekte realisieren lassen und in Aufträge der europäischen Windindustrie münden. Laut der Offshore-Branche sind Investitionen in Infrastruktur und Logistik erforderlich, um die zeitgerechte Umsetzung der Projekte sicherzustellen. Dazu gehören insbesondere Investitionen in Schwerlast- und Lagerflächen in Häfen sowie deren Hinterlandanbindung. Auch der Bau von Spezialschiffen für Vorerkundungen, Errichtung und Betrieb der Projekte sowie von Konverterplattformen wird benötigt.

Die industrielle Kapazität für den gesetzlich festgelegten Ausbau der Offshore-Windenergie muss in wenigen Jahren erheblich gesteigert werden. Um diesen Hochlauf zu unterstützen, ist es nach Ansicht der Branche gut, dass die KfW seit Kurzem zinsgünstige Darlehen für den Bau und Ausbau von Fertigungsstätten bereitstellt. Das Limit der Darlehenssumme sollte dabei jedoch deutlich höher als bei aktuell 25 Millionen Euro liegen.

Laut Branche ist es ist positiv, dass die Europäische Union im Rahmen des Net-Zero Industry Acts (NZIA) daran arbeitet, qualitative Kriterien in Ausschreibungen zu integrieren. Damit lassen sich hohe Qualitätsstandards sowie eine widerstandsfähige Versorgung mit Teilen- und Komponenten für die Produktion sicherstellen. Dies fördert die weitere Diversifizierung der Lieferkette mit einer verstärkten industriellen Wertschöpfung in der EU und ermöglicht Innovationen sowie hohe Umweltstandards beim Ausbau der Offshore-Windenergie.

Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland braucht Netzausbau

Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland gelingt nur so schnell, wie es der Netzausbau vorgibt. Angesichts aktueller Herausforderungen in der Lieferkette ist es dringend notwendig, die Investitionssicherheit auch für Netztechnologien weiter zu erhöhen, um weitere Verzögerungen bei der Netzanbindung zu vermeiden. Zudem schafft der Hochlauf der Offshore-Windenergie vielfältige zusätzliche Beschäftigungsfelder. Die Branche stellt kontinuierlich neue Arbeitsplätze bereit, für die sie qualifizierte Fachkräfte benötigt. Hier braucht es einen engeren Dialog mit der Politik, um unterstützende Lösungen zu finden. Net-Zero Academies für Fachkräfte der Offshore-Windenergie sowie ein gebündeltes Offshore-Wind-Informationsangebot der Job-Center sollten Teil einer Qualifikationsoffensive der Bundesregierung sein. Um den stark steigenden Fachkräftebedarf zu decken, setzen wir neben der vereinfachten Zuwanderung von Fachkräften auf eine unbürokratische Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Bei Bedarf sollte es möglich sein, berufsbegleitend Zusatzqualifikationen für die Anerkennung von Abschlüssen zu erlangen, fordern die Branchenorganisationen.

Schutz kritischer Infrastruktur

Die Offshore-Windenergie nimmt mit ihrem Ausbau eine inzwischen zentrale Rolle für die Energieversorgung Deutschlands ein. Deshalb ist ein wirksamer Schutz der Offshore-Windenergieprojekte und der Netzanbindungssysteme vor physischen und digitalen Angriffen notwendig. Kritische Punkte der Infrastruktur der Offshore-Windenergie befinden sich im Küstenmeer, der Ausschließlichen Wirtschaftszone und auf hoher See. Die Zuständigkeiten der Bundespolizei, der Marine und der Wasserschutzpolizeien der Küstenländer müsse ein verbindlicher Rechtsrahmen zukünftig besser koordinieren, fordern die Branchenorganisationen.

Weitere Informationen zum Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland finden sich in einem Faktenpapier der Deutschen Windguard unter diesem Link.

Quelle: BWE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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