Fernwärme-Studie: 43,5 Milliarden Euro bis 2030 benötigt

zwei große schwarze Leitungsrohre in einer Baugrube - Ausbau der Fernwärme.Foto: Eva Augsten
Verlegung neuer Fernwärme-Leitungen im Westen von Hamburg.
Die eine Neuauflage der Studie „Perspektive der Fernwärme“ rechnet den Finanzbedarf für die Energiewende in den Wärmenetzen nach. Das Budget für die BEW-Förderung reicht demnach bei weitem nicht.  

Gemeinsame Auftraggeber der Aktualisierung sind die beiden Fernwärme-Verbände AGFW und Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Die Studie „Perspektive der Fernwärme“ hatte im Jahr 2020 in hoher Detailtiefe dargelegt, wie die Energiewende in der Fernwärme-Versorgung gelingen kann.

Bis 2030 müssten die Fernwärme-Versorger laut der Aktualisierung der Studie insgesamt 43,5 Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der Fernwärme investieren. Das sind 10,6 Milliarden Euro mehr, als in der ersten Studie 2020 angenommen worden war. Da die schon damals vorgesehene Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) erst im Herbst 2022 in Kraft trat und daher der Umbau später anlief, müsse dies zudem in kürzerer Zeit gelingen. Als jährlichen Förderbedarf nennt die aktuelle Studie somit rund 3,4 Milliarden Euro.

Die BEW ist laut der Pressemitteilung des BDEW „inhaltlich gut, aber nicht auskömmlich finanziert“. Sie ist nach aktuellem Stand bis Ende 2028 befristet und insgesamt mit 3,5 Milliarden Euro ausgestattet. Das reiche bei weitem nicht, damit die Wärmenetze ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten könnten. „Ein passender Förderrahmen ist eine zentrale Voraussetzung. Die BEW muss daher mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) verlängert werden“, fordert AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch. Genau das hätten die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Zuge des Fernwärme-Gipfels im Juni 2023 auch mit den Verbänden der Energie- und Fernwärmewirtschaft vereinbart, sagt Lutsch.

In Hinblick auf den Gesetzentwurf zum Bundeshaushalt und die Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds (KTF) halten es die Verbände daher für erforderlich, die konkrete finanzielle Ausstattung der KTF-finanzierten Förderprogramme möglichst zeitnah nachzureichen. Dass die Zukunft des Klima- und Transformationsfonds und damit auch der daraus finanzierten Förderprogramme jenseits des Jahres 2025 unklar sei, finden die Verbände „äußerst kritisch“.

Umsetzung der Kommunalen Wärmepläne: jährlich 3,4 Milliarden Euro bis Mitte der 2030er Jahre

Laut der Studie sollen bis zum Jahr 2045 3,6 Millionen Wohngebäude beziehungsweise 14 Millionen Wohneinheiten mit Fernwärme beliefert werden. Der Erzeugungs- und Brennstoffmix soll bis dahin sukzessive klimaneutral werden. Dabei bezieht die Studie neben erneuerbaren Energien auch sogenannte unvermeidbare Abwärme ein. Welche Technologien im konkreten Fall genutzt werden können, müsse in der jeweiligen Wärmeplanung identifiziert werden. „Bundesweit werden bis Juni 2026 beziehungsweise Juni 2028 die Wärmepläne erstellt. Wir sehen, dass die Fernwärme in den Plänen vielerorts eine Schlüsselrolle einnimmt“, sagt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.

Die bloße Aufstellung der Pläne reiche aber nicht. „Sie müssen auch umgesetzt werden“, fordert Liebing. Viele Stadtwerke würden ihre Kommunen dabei unterstützen. Dafür würden sie von der Politik zurecht verlässliche Rahmenbedingungen einfordern. „Dazu gehört eben auch eine verlässliche Förderung durch das BEW: Wir brauchen 3,4 Milliarden Euro pro Jahr bis Mitte der 2030er Jahre“, sagt Liebing.

Zum Download der aktualisierten Studie geht es hier.

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