Verbände für einheitliche Strompreis-Zone

Windenergie, Photovoltaik und Stromnetze in einer Grafik - Symbol für Nutzen statt Abregeln.Foto: gopixa / stock.adobe.com
Ein Bündnis mehrerer Energie- und Wirtschaftsverbände warnt davor, den Strommarkt in Deutschland in mehrere Gebotszonen aufzuteilen. Das würde die Preise sowohl für Wirtschaft als auch Ökostrom-Erzeuger unberechenbarer machen.

Ein Bündnis aus Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden hat am Samstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung davor gewarnt, die bisher einheitliche deutsche Stromgebotszone in mehrere Strompreis-Zonen aufzuteilen. Zu diesen Verbänden gehören unter anderem der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Verband kommunaler Unternehmen (VKU).

Das Grundproblem: Im Norden und Osten Deutschlands gibt es viel günstigen Ökostrom. Dieser kommt aber wegen Netzengpässen nicht immer zu den Verbrauchszentren im Westen und Süden. Bisher löst man das Problem, indem man im Falle von Engpässen die Stromerzeugung im Norden und Osten reduziert, während im Süden oder Westen in Reserve gehaltene Kraftwerke hochfahren. Dieser Vorgang heißt Redispatch – und kostet viel Geld. Würde man den Stromhandel Deutschland in zwei oder mehr Gebotszonen aufteilen, könnte man den Strom nur noch innerhalb der Zonen handeln, in denen er sich physisch weitestgehend transportieren lässt. In anderen Ländern, zum Beispiel den USA, gibt es seit langem ein Preissystem, das sich an einzelnen Netzknoten orientiert. Auch Norwegen ist in mehrere Preiszonen unterteilt.

Verbände: Strompreis-Zonen machen Preise schwerer berechnenbar

Doch die Verbände warnen: Die Teilung der einheitlichen Stromgebotszone sei kein Wundermittel, um Netzprobleme zu lösen und fehlende Preissignale zu beheben. Sie schaffe vielmehr zusätzliche Herausforderungen und ignoriere bestehenden Lösungsmöglichkeiten. Die Nachteile einer Strommarkt-Aufteilung sehen sie durch mehrere Studien belegt. „Mit einem Federstrich“ könne man durch die Aufteilung einen Zusammenbruch des Ökostromausbaus und einen Verlust der Perspektiven für die Industrie riskieren.

Dass Industrieunternehmen ihren Standort innerhalb von Deutschland dorthin verlagern, wo die Energie günstiger sei, halten die Verbände für unrealistisch. Dafür seien die etablierten Wertschöpfungsketten zu wichtig. Vielmehr würde das Problem der ohnehin hohen Strompreise in Deutschland verschärft. In Zonen mit hohem Ökostrom-Angebot käme es öfter zu einem Überangebot mit sehr niedrigen Preisen. Um überhaupt noch Anlagen zu bauen, müssten sich die Investoren stärker absichern – was die Anlagen teurer machen würde. Umgekehrt käme es in Zonen mit wenig Ökostrom öfter zu hohen Preisen. Die Verbände verweisen auch auf die Erfahrung mit der Aufteilung der Strompreis-Zonen von Deutschland und Österreich im Jahr 2018.

Auch das Beispiel der USA dient den Verbänden nicht als Vorbild, da der Markt von Anfang an anders geprägt sei. In Europa liege der Fokus im Stromhandel in der Liquidität der langfristigen Märkte, die auf klare Zonen setzen. So sei es möglich, sich langfristig preislich abzusichern. Die hohe Liquidität habe auch die Energiepreiskrise 2022 vergleichsweise gut abgepuffert. Zudem sei der Zuschnitt möglicher Gebotszonen zu unklar. Angesichts des voranschreitenden Netzausbaus könnten jetzige Engpässe aufgelöst werden, während sich andere neu abzeichnen.

Die Langversion des Verbändeappells mitsamt den Namen der unterzeichnenden Organisationen gibt es hier.

Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen