Photovoltaik-Ausbau in NRW: Im ersten Halbjahr 2024 sind 1.059 MW neu in Betrieb gegangen

Ein Balkendiagramm zeigt den Photovoltaik-Ausbau in NRW im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu den Jahren ab 2011.Grafik: LEE NRW
Dank vieler Photovoltaik-Anlagen auf privaten Dächern hat der dynamische Solar-Ausbau in NRW im ersten Halbjahr angehalten. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) kritisiert allerdings den schwachen Ausbau auf den Freiflächen.

Nordrhein-Westfalen entwickelt sich weiter zum Solar-Land – zumindest auf den Dächern. Wie eine vom LEE NRW vorgenommene Auswertung der vorläufigen Meldungen im Marktstammdatenregister zeigt, sind landesweit bis Mitte des Jahres rund 106.000 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 1.059 Megawatt neu in Betrieb gegangen. Das liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahrszeitraums. Im Bundesländervergleich rangiert NRW beim Photovoltaik-Ausbau nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Bayern (1.841 MW) und Baden-Württemberg (1.096 MW) auf Rang drei.

„Es ist schön zu sehen, dass der Solar-Aufschwung in NRW weiter anhält. Die eigene Solaranlage gehört inzwischen zunehmend zur Normalität“, sagt LEE-NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel. Die gestiegenen Energiepreise und der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Industrie- und Gewerbebetrieben, sich mit eigenen Photovoltaikanlagen unabhängiger zu machen, sind für den LEE NRW nach wie vor die Hauptgründe für den anhaltenden Solar-Aufschwung.

Diese Entwicklung macht sich auch an der Zahl der kleinen Balkonkraftwerke bemerkbar. Über 42.000 Stecker-Solaranlagen, auf die immerhin etwa 4 % der neu installierten Leistung entfallen, haben landesweit im ersten Halbjahr erstmals Solarstrom erzeugt. Nach jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur ist damit etwa jedes fünfte Balkonkraftwerk, das bis zum 30. Juni im Marktstammdatenregister gemeldet worden ist, in NRW ans Netz gegangen. Hans-Josef Vogel: „Das ist eine wirklich erfreuliche Entwicklung. Für viele Haushalte sind diese Mini-Solaranlagen ein Testballon, oft erfolgt danach der Kauf einer größeren Photovoltaik-Anlage.“

Nach der LEE-NRW-Analyse hat man bis Mitte des Jahres in den Kreisen Soest (57 MW), Steinfurt (54 MW) und dem Rhein-Erft-Kreis (51 MW) bislang die meisten Solaranlagen neu installiert. Bei den größeren, kreisfreien Städten gehören Dortmund (Leistung: 23,15 MW), Köln (Leistung: 20,75 MW) und Münster (Leistung: 13,15 MW) zu den Top 3.

Wenig Photovoltaik-Freiflächenanlagen

In der NRW-Bilanz zum Solarausbau sieht der LEE-NRW einen kritischen Bereich. Die Zahl leistungsstärkerer und damit von den Erzeugungskosten günstigeren Freiflächenanlagen ist verschwindend gering. Im ersten Halbjahr entfiel auf dieses Segment lediglich etwas mehr als sechs Prozent der neu installierten Leistung. Insgesamt sind in diesem Jahr in NRW nur neun Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einer Leistung von mehr als 5 MW in NRW neu ans Netz gegangen. Somit verhält sich der Photovoltaik-Ausbau in NRW entgegen dem Bundestrend. Denn bundesweit sind es die Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern, die zurzeit wenig nachgefragt sind. Dass der PV-Zubau dennoch angestiegen ist, liegt an großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen.

Wie günstig auf Freiflächen Solarstrom erzeugt werden kann, haben die jüngsten Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur gezeigt: Die Zuschläge für die erfolgreichen Gebote lagen im Durchschnitt bei knapp über 5 Cent pro Kilowattstunde. Somit ist dieser Solarstrom die günstigste Form der Stromerzeugung und laut LEE NRW unverzichtbar für ein klimaneutrales Industrieland, das Nordrhein-Westfalen werden soll.

„Auch wenn NRW bei den jüngsten Solarausschreibungen für das sogenannte 1. und 2. Segment leichte Zuwächse verzeichnen konnte, muss bei den großflächigen Solaranlagen endlich mehr kommen“, fordert der LEE-NRW-Vorsitzende Vogel. Er verweist auf die Solar-Strategie der Bundesregierung, wonach der künftige Solarausbau zur Hälfte auf Dachflächen und zur anderen Hälfte auf Freiflächenprojekte entfallen soll. „Davon ist NRW derzeit noch meilenweit entfernt“, so Vogel.

Forderungen für mehr Photovoltaik-Ausbau in NRW

Damit das Tempo beim Solar-Ausbau im zweiten Halbjahr anzieht, fordert der LEE NRW:

  • Neben der NRW-Taskforce Windenergie sollte das Land eine neue Taskforce Solarenergie schaffen, die hilft, dass das man mehr Flächen für Solar-Projekte ausweist.
  • Die Landesregierung sollte dafür sorgen, dass man die vorhandenen Potenziale auf Freiflächen, aber auch bei Agri-, Floating- (schwimmende Solarparks) oder Parkplatz-PV, an Autobahnen und Bundesstraßen viel besser nutzt.
  • Informationskampagnen für die beschlossene Solarpflicht von Kommunen und Bürger:innen sind unverzichtbar, damit diese Initiative der Landesregierung erfolgreich sein kann.

LEE NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel: „NRW steht vor einem Solar-Boom, der allerdings kein Selbstläufer ist. Notwendig ist deshalb noch mehr Unterstützung aus dem politischen Raum.“

Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen