Preisverfall bei THG-Quoten: Biomethan-Anbieter Landwärme meldet Insolvenz an

Im Bild eine Biogasanlage. Biogas kann zu Biomethan aufbereitet werden.Foto: Stephan Leyk / www.stock.adobe.com
Biogas-Anlagen (Archivbild)
Der Biomethan-Versorger Landwärme will sich in einem Eigenverwaltungsverfahren neu sortieren. Grund ist laut der Pressemitteilung der Preisverfall der Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quoten), mit denen das Unternehmen handelt.

Gemeinsam mit seiner Muttergesellschaft LW Capital hat Landwärme ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Landwärme darf also auch in der Insolvenz die Geschäfte in seinen eigenen Händen behalten.

Das Eigenverwaltungsverfahren ist eine Option innerhalb des Insolvenzrechtes für Unternehmen, bei denen noch Spielraum für eine Lösung besteht. Die unternehmerische Verantwortung bleibt grundsätzlich bei Geschäftsführer Zoltan Elek.  Mit im Boot sind während der Sanierung aber die eingesetzte Sanierungsgeschäftsführerin Anna Katharina Wilke und Lucas F. Flöther als Generalbevollmächtigter, beide von der Sanierungskanzlei Flöther & Wissing. Das Amtsgericht hat zudem Gordon Geiser von der Kanzlei GT Restructuring zum vorläufigen Sachverwalter bestellt. Ähnlich wie ein Aufsichtsrat überwacht der Sachverwalter das Verfahren im Interesse der Gläubiger.

Der Geschäftsbetrieb soll während des Verfahrens voll weiterlaufen. Die Gehälter der insgesamt 140 Landwärme-Mitarbeitenden seien zunächst über die Bundesagentur für Arbeit gesichert, heißt es in der Pressemitteilung. Die anderen Konzerngesellschaften der Landwärme-Gruppe oder deren Beteiligungen seien von dem Verfahren nicht betroffen.

Der Landwärme macht wie vielen anderen Unternehmen der Preisabsturz der THG-Quoten seit 2023 zu schaffen. Mit deren Verkauf erzielte der Biomethan-Anbieter einen wesentlichen Teil seiner Einnahmen. Nun soll sich einiges ändern. So will das Unternehmen zum Beispiel Verträge beenden, die unter den aktuellen Bedingungen nachteilig sind. Zudem hofft Landwärme darauf, dass ein „finanzstarker Partner“ in das Unternehmen einsteigt. Ziel sei es, die Geschäftsbeziehungen mit den meisten Partnern fortzuführen.

Landwärme-Chef Elek: Insolvenz hätte durch schnelleres Vorgehen gegen THG-Betrug verhindert werden können

„Mir ist wichtig zu betonen, dass dieses Verfahren vermeidbar gewesen wäre, hätten Politik und Behörden die mutmaßlichen Betrugsfälle bei Biodiesel und UER-Projekten konsequenter verfolgt und bekämpft“, sagt Landwärme-Geschäftsführer Zoltan Elek.

UER steht für „Upstream Emissions Reduction“. Mit Fälschungen von THG-Zertifikaten für diese Art von Emissionsminderung sei der Branche ein Schaden von 4,5 Milliarden Euro entstanden. Auch falsch deklarierter Biodiesel sei ein Problem.

Landwärme wirft Politik und Behörden vor, den Betrug durch ihre schleppende Reaktion ermöglicht zu haben. Selbst nach dem öffentlichen Bekanntwerden der mutmaßlichen Betrugsfälle hätten das Umweltbundesamt und die Deutsche Emissionshandelsstelle unter der Aufsicht des Bundesumweltministeriums diese über Monate weder geprüft, verfolgt noch sanktioniert. Die falschen Zertifikate sorgen auch in der Biokraftstoffbranche für Aufruhr, wie der Solarserver berichtete. Das gilt umsomehr, da Unternehmen die bereits gekauften, aber vermutlich ungültigen Zertifikate bis Jahresende weiter anrechnen dürfen sollen.

Auch Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, spricht von einem „herben Schlag für die gesamte deutsche Biogas- und Biomethanbranche“ und einem „verheerenden politischen Signal“. Vor allem die Vorlieferanten von landwirtschaftlichen Biogas- und Biomethan-Anlagen seien stark verunsichert. „Die Probleme, die neben der Landwärme auch viele weitere Unternehmen im Kraftstoffsektor betrifft, wären vermeidbar gewesen, wenn der Gesetzgeber, allen voran das Bundesumweltministerium, sich beherzt der andauernden Marktmanipulation im Kraftstoffsektor entgegengestellt hätte“, sagt er. Schon vor den Problemen mit den UER-Projekten 2023 habe es 2022 Hinweise auf falsch deklariertes Palmöl in sogenannten fortschrittlichen Biokraftstoffen gegeben. Die Skandale hätten in Summe das Marktgeschehen zum ERliegen gebracht. „Der Deutsche Bundestag plant Biomethan im Strom-, Wärme- und Kraftstoffsektor als festen Bestandteil der künftigen Energieversorgung ein, doch die Untätigkeit des Bundesumweltministeriums gefährdet die gesamte Biomethanwirtschaft in Deutschland“, so Seidel.

Im Handel mit Biomethan an sich sieht Landwärme hingegen weiterhin eine Chance auf Wachstum. Markttreiber seien das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das Gebäude-Energie-Gesetz und der Handel mit biogenem LNG als Treibstoff für Schiffe.

Im vorigen Jahr meldete bereits der Biomethan-Anbieter bmp Greengas Insolvenz an.

Quelle: Landwärme | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Dieser Artikel wurde nachträglich um die Stellungnahme des Fachverbands Biogas ergänzt.

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