Norwegen: Studie setzt auf schnelle Kostensenkung für schwimmende Offshore-Windturbinen

Schwimmende Offshore Windenergie Turbinen in einer Schwarz weiß GrafikGrafik: angelha /stock.adobe.com
Schwimmende Windparks könnten ein großes Energiepotenzial erschließen (Archivbild).
Die Unternehmensberatung Menon Economics hat im Auftrag des Industrieverbands Offshore Norway eine Studie zur Kostenprognose von schwimmenden Windparks erstellt. Norwegen braucht dringend neue Stromquellen, denn der Verbrauch wächst rasant.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass schwimmende Offshore-Windturbinen bis 2050 deutlich billiger werden könnten, aber dafür noch viel Unterstützung bräuchten. Regierung und Parlament müssten die Rahmenbedingungen und die Finanzierung sicherstellen, um die ersten Großprojekte zu bauen, darunter Utsira Nord, sagt Roger Pedersen, Direktor für Offshore-Wind bei Offshore Norway.

Offshore Norway ist nach eigenen Angaben das größte Industriecluster Norwegens. Die 380 Mitglieder kommen aus der Offshore-Förderung von Öl und Gas, bauen Spezialschiffe, Unterseekabel oder betreiben Häfen. Utsira Nord soll ein schwimmender Windpark im Gigawatt-Maßstab werden, doch die Ausschreibung wurde auf 2025 vertagt.

Norwegen braucht mehr Strom

Dass Norwegen überhaupt so massiv auf die Offshore-Windenergie setzt, liegt am massiv wachsenden Strombedarf, der die Erzeugung in den nächsten Jahren überholen wird. Neue Batteriefabriken, Datenzentren, aber auch Elektroautos und die Elektrifizierung von Gasverflüssigungsanlagen verschlingen immer mehr Energie. Nennenswerte Mengen grünen Wasserstoffs sind in diesen Zahlen noch gar nicht eingerechnet. Voraussichtlich ab 2028 wird die Nachfrage die Erzeugung übertreffen, heißt es in Analysen des staatlichen Versorgers Stattnet. Windenergie an Land stößt in Norwegen auf wenig politische Zustimmung, sodass man sich für den Ausbau der Offshore-Windenergie entschied.

Die Kosten für Offshore-Windenergie seien durch technologische Fortschritte, den Aufbau der Wertschöpfungskette, mehr Wettbewerb, niedrigere Finanzierungskosten sowie größere von Projekte und Turbinen bereits deutlich gesunken. Den Preisanstieg nach 2021 sieht Menon als eine Unterbrechung dieses Trends. Steigenden Zinssätze und Rohstoffpreisen sowie Störungen und Druck in den globalen Lieferketten hätten in den zwei Jahren danach zu Kostensteigerungen um 27 Prozent geführt.

Eine neuartige Unterwasser-Stromverteilung, die ebenfalls Kosten bei Offshore-Windparks senken soll, wird in Norwegen gerade getestet.

Schwimmenden Offshore-Windturbinen könnten 2050 Strom für 0,045 NOK/kWh liefern

Ein Schlüsselfaktor für sinkende Kosten bei den schwimmenden Offshore-Windkraftanlagen seien neue Turbinen. „Norwegen ist ein Pionier in dieser Branche, und durch Tests und Demoprojekte werden die norwegische Lieferkette und die Entwickler einen wichtigen Beitrag zur Kostensenkung leisten“, glaubt Arvid Nesse, Manager von METCentre und Norwegian Offshore Wind. Er räumt Kostenprobleme der Branche ein, sieht die Offshore-Windenergie aber perspektivisch als „konkurrenzloses Instrument ist, um die grüne Wende zu schaffen“, so Nesse. Für die schwimmende Windkraft rechnet Menon mit Lebenszykluskosten (LCOE) zwischen 0,45 und 0,85 NOK pro kWh (0,04 bis 0,07 EUR) im Jahr 2050. Für feste Offshore-Windenergie-Anlagen mit fester Gründung rechnet Menon ein Kostenniveau zwischen 0,40 und 0,55 NOK pro kWh (0,03 bis 0,05 EUR) im Jahr 2050. Die Unsicherheit ist also bei den schwimmenden Anlagen deutlich größer.

Die Kostenprognosen bis zum Jahr 2050 lägen nun etwas höher als in den vorigen Jahren gedacht, aber dennoch deutlich unter den aktuellen Kosten. Zum Vergleich: 1,15 NOK pro Kilowattstunde soll der Strom aus Sørlige Nordsjø II kosten, Norwegens erstem ausgeschriebenem Gigawatt-Windpark.

Quelle: Offshore Norway | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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