Geothermie liefert kalte Nahwärme für Altenahr im Ahrtal

Nahwärmeleitungen vor einem Erdwall.Foto: KEA-BW / trilog
Der Ausbau der Nahwärme ist für viele Gemeinden ein nachhaltiges Modell.
In der Stadt Altenahr entsteht ein kaltes Nahwärmenetz, das von Erdwärmesonden versorgt wird. Angeschlossen werden zunächst 100 Liegenschaften.

Die Geothermie bietet für das Ahrtal eine attraktive Option für die Wärmewende. Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz (MKUEM) sieht das Ahrtal als Modellregion für klimafreundliche und nachhaltige Wärmeversorgung. Anlass ist die Realisierung eines neuen Wärmenetzes für Altenburg, eines Ortsteil von Altenahr. Oberflächennahe Geothermie soll dabei ein kaltes, passives Nahwärmenetz versorgen.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz und die Hochschule Mainz – beide arbeiten im Kompetenzzentrum Nahwärme eng zusammen – haben den Bau des Wärmenetzes initiiert und von Anfang an begleitet. Das MKUEM hat mit einer Förderung in Höhe von knapp 1,8 Millionen Euro zur Realisierung beigetragen. Dabei sind 83 Prozent der Fördermittel aus dem EFRE-Fonds Rheinland-Pfalz und 17 Prozent aus Landesmitteln. „Kalte Nahwärme ist eine Investition in die Zukunft unserer Gemeinde“, sagt Neofitos Arathymos, Ortsbürgermeister von Altenahr.

Wärmenetz für 100 Liegenschaften

Damit ein Kaltes Nahwärmenetz wirtschaftlich ist, brauche es genügend Hausbesitzer, die von dieser Technologie überzeugt seien oder sich überzeugen ließen. In Altenburg sei dies gelungen. Rund 30 Gebäude sind bereits an das Netz angeschlossen, weitere folgen in den nächsten Ausbaustufen. Insgesamt sollen rund 100 Liegenschaften an das kalte Nahwärmenetz angeschlossen werden, darunter Einfamilienhäuser und zwei Schulen. Das Netz ist so ausgelegt, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt weitere Haushalte anschließen können. Dadurch ließen sich die Betriebskosten weiter senken.

Das Nahwärmenetz enstand ferner auf Initiative der Ortsgemeinde Altenahr, die es auch betreiben wird. So kann sie die künftigen Entwicklungen des Netzes selbst steuern. Ferner profitiere die regionale Wertschöpfung.

Oberflächennahe Geothermie für kalte Nahwärme

Erdwärmesonden sollen die Wärme produzieren. In Altenburg wurden dafür drei Sondenfelder mit insgesamt 75 Erdwärmesonden angelegt, die in eine Tiefe von 120 Metern eingelassen werden. Sie nehmen die umliegende Erdwärme auf, die ganzjährig bei zehn bis zwölf Grad liegt. Über ein Wärmeträgermedium, oft ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel, wird die Erdwärme in einem Ringleitungssystem zu den einzelnen Hausanschlüssen transportiert und von den lokalen Wärmepumpen auf das gewünschte Temperaturniveau angehoben.

„Kalte passive Nahwärme ist besonders effizient: Aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus des zirkulierenden Wärmeträgermediums entstehen kaum Leitungsverluste“, sagt Thomas Giel von der Hochschule Mainz. Ferner entfalle die Notwendigkeit, die Rohrleitungen und andere Komponenten zu dämmen. Die Netze seien wartungsarm und erforderten kaum Instanthaltungsarbeiten.

Kalte Nahwärme beheize Gebäude nicht nur im Winter. Sie biete vielmehr die Möglichkeit, Häuser und Wohnungen im Sommer ökologisch und wirtschaftlich zu temperieren. Denn die in den sommerlich-heißen Innenräumen aufgenommene Wärme lasse sich aus dem Gebäude abführen und über die Leitungen wieder ans Erdreich abgegeben. Dadurch regenerieren sich die Erdsondenfelder.

Modellregion für Nahwärmeprojekte

Nach der verheerenden Flut im Juli 2021 waren in vielen Gemeinden im Ahrtal die privaten und kommunalen Heizinfrastrukturen zerstört. Ausgelaufenes Öl, Chemikalien und die Fäkalien zerstörter Kläranlagen haben große Umweltzerstörungen hervorgerufen. Deshalb und aus Gründen des Klimaschutzes entstand die Idee, das Ahrtal zu einer Modellregion für klimafreundliche und nachhaltige Wärmeversorgung auszubauen.

Die erste Gemeinde, die nach der Flut ein Nahwärmenetz im Ahrtal aufgebaut hat, war Marienthal. Dort wurde eine zentrale Heizstation aufgebaut, in der Holzhackschnitzel verfeuert werden. Zusätzlich kommt Solarthermie zum Einsatz. Dernau und Mayschoß setzen, wie Marienthal, auf ein warmes Nahwärmenetz. Neben Altenburg betreibt die Gemeinde Rech ein kaltes Nahwärmenetz. Auch in Liers soll diese Nahwärmelösung demnächst umgesetzt werden.

Quelle: MKUEM | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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